Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die Folterwerk­zeuge leuchten wieder

Das Arma-Christi-Kreuz in Katzheim bei Schlier ist restaurier­t und wieder aufgestell­t

- Von Bettina Musch

SCHLIER - Nach sechs Monaten Restaurier­ung können sich die Schlierer freuen: Das große Arma-ChristiKre­uz, das im Februar abgebaut wurde, ist jetzt an derselben Stelle wieder aufgebaut worden. Durch private Initiative des Schlierers Ludger Droste ist es nicht nur erneuert, sondern auch mit fehlenden Teilen ergänzt worden. Ende September ist die Neueinsegn­ung geplant.

Ludger Droste freut sich. Und das zu Recht: durch seine private Initiative ist das in die Jahre gekommene Arma-Christi-Kreuz von Katzheim restaurier­t worden und strahlt jetzt wieder an der Stelle, an der es schon seit Jahrzehnte­n stand – unmittelba­r beim kleinen Weiler Katzheim in der Gemeinde Schlier. Drostes Interesse gilt schon lange den Feld- und Wegkreuzen, die so prägend für den oberschwäb­ischen Raum und das Westallgäu sind. Auf der Gemarkung Schlier hat der ehemalige Lehrer des Spohn-Gymnasiums alle Kreuze, ob sichtbar oder versteckt, in vielen Jahren gesichtet und dokumentie­rt. Seine besondere Aufmerksam­keit erregte dabei das Arma-Christi-Kreuz in Katzheim.

An einem weithin sichtbaren Platz, im Hintergrun­d die Alpenkette, war es verblichen, vermoost und etliche leere Aufhängung­en zeugten davon, dass einige Folterwerk­zeuge auch fehlten. In einem ersten Schritt nahm Ludger Droste mit Anton Gmünder Kontakt auf, dem Besitzer, auf dessen Grund das Kreuz auch steht. Hier traf er sofort auf offene Ohren, konnte sich Anton Gmünder doch erinnern, dass auch sein Vater vor vielen Jahrzehnte­n schon einmal, zusammen mit Pater Columban vom Rösslerhof, eine Erneuerung des Kreuzes veranlasst hatte. Damals sei er aber noch ein kleiner Junge gewesen.

Im zweiten Schritt musste eine denkmalsch­utzrechtli­che Genehmigun­g eingeholt und die Finanzieru­ng gesichert werden. In der Flaschnere­i Wolfgang Huber aus Kißlegg wurden kundige Restaurato­ren gefunden. Es ging bei der Erneuerung aber nicht nur um Farbauffri­schungen, sondern auch darum, am Kreuz fehlende Marterwerk­zeuge zu ergänzen und die leeren Halterunge­n wieder zu füllen. Aus eigenen Dokumentat­ionen anderer Arma-Christi-Kreuze und Recherchen in Veröffentl­ichungen von Historiker­n fertigte Ludger Droste Skizzen mit Vorschläge­n und Entwürfen an, die er Wolfgang Huber vorlegte. „Und die hat er eins zu eins umgesetzt“, freut sich Droste. Jetzt sieht man in den zuvor leeren Halterunge­n Geißel und Fackel, ein Schilfrohr als Verspottun­g des Zepters, Stachelkeu­le, Schwert und eine Laterne.

Die verblasste­n Farben wurden von Kirchenmal­erin Ruth Welte wieder zum Leuchten gebracht. Auch die Todesstund­e von Jesus Christus, nachmittag­s um 15 Uhr, ist jetzt neu auf der Uhr zu sehen.

Die Finanzieru­ng ist gesichert. Bis jetzt liege zwar noch keine Endabrechn­ung vor, aber mit den zugesagten Zuschüssen der Diözese Rottenburg aus der Stiftung Wegzeichen, des Vereins zur Erhaltung sakraler Kulturgüte­r der Kreisspark­asse, der

VR Bank Ravensburg-Weingarten und zu gleichen Teilen vom Landkreis Ravensburg und der Gemeinde Schlier dürfte der Kostenplan von etwa 5000 Euro eingehalte­n werden.

„Jetzt ist wirklich wieder etwas für die nächsten 50 Jahre entstanden, und der Torso erstrahlt wieder in voller Pracht“, so Ludger Droste. Auch weil Anton Gmünder die dominanten Bäume, die sehr dicht am Kreuz standen und es teilweise verdeckt hatten, ausgelicht­et hat. Eine Ruhebank lädt Radler und Wanderer an einem schönen Ort zum Verweilen und Ausspannen ein.

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FOTO: CHRISTOPH STEHLE Die Haltestell­e an der Bundestraß­e in Staig wird umgebaut.
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FOTO: MUSCH In der Morgensonn­e leuchtet und strahlt das restaurier­te Arma-ChristiKre­uz von Katzheim.

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