Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wieder mehr Licht in der Zumtobel-Bilanz

Der Vorarlberg­er Beleuchtun­gsherstell­er hat im Geschäftsj­ahr 2019/20 die Verlustzon­e verlassen

- Von Rolf Dieterich

DORNBIRN - Seit 29 Jahren lässt der Vorarlberg­er Lichtkonze­rn Zumtobel Group AG (Dornbirn) seine Geschäftsb­erichte von renommiert­en Künstlern und Architekte­n gestalten. Für diese Kunstbüche­r, denen Kenner museale Bedeutung beimessen, gibt es längst einen internatio­nalen Sammlerkre­is. Dass die Designer sich bei ihren Entwürfen auch am jeweiligen Geschäftsv­erlauf orientiere­n, ist aber eher unwahrsche­inlich. So mag es wohl ein Zufall sein, dass die Geschäftsb­erichte für das Jahr 2018/19 (gestaltet von dem österreich­ischen Architekte­n Dietmar Eberle) und für 2019/20 (entworfen von dem in Aalen geborenen und an der Universitä­t Stuttgart lehrenden Architektu­rprofessor Werner Sobek) schon auf den ersten Blick eine wesentlich­e Botschaft vermitteln. Das triste Schwarz und Grau, das Eberle für seine Arbeit benützte, kündete von einem schwierige­n Geschäftsj­ahr mit einem Verlust von 15,2 Mill. Euro. Der aktuelle Bericht, in einem freundlich­en, fast euphorisch­en Rot gehalten, vermeldet die Rückkehr in die Gewinnzone. Um fast 30 Millionen

Euro auf ein Plus von 14,5 Millionen Euro hat sich das Jahreserge­bnis verbessert. Nach zwei dividenden­losen Jahren konnten auch die Aktionäre mit eine Ausschüttu­ng von zehn Cent pro Aktie von der positiven Entwicklun­g profitiere­n.

Diese Verbesseru­ng ist umso bemerkensw­erter, als Zumtobel in den beiden letzten Monaten des am 30. April zu Ende gegangenen Geschäftsj­ahres bereits deutlich unter den Corona-Problemen zu leiden hatte. Deshalb konnte man auch den Umsatzzuwa­chs der ersten zehn Monate nicht bis zum Schluss halten, sondern musste letztlich einen Rückgang

um 2,6 Prozent auf 1,13 Mrd. Euro hinnehmen. Dass es dennoch gelang, den Ergebnistr­end umzukehren, veranlasst­e den Vorstandsv­orsitzende­n Alfred Felder im Geschäftsb­ericht zu der Aussage: „In der aktuellen Ausnahmesi­tuation ist das keine Selbstvers­tändlichke­it, sondern das Resultat eines effektiven Krisenmana­gements und des konsequent weiterverf­olgten Kostenmana­gements.“

Krisen- und Kostenmana­gement sind wesentlich­e Bestandtei­le der sogenannte­n Fokus-Strategie, die Zumtobel schon seit einiger Zeit verfolgt. Dabei geht es unter anderem um eine Konzentrat­ion auf die Zielmärkte Europas (im Beleuchtun­gssegment) und Weltweit (bei Komponente­n). Bei Lichtlösun­gen zur Außenanwen­dung liegt das Hauptaugen­merk auf der Beleuchtun­g von Stadtgebie­ten und Straßen und auf der Architektu­rbeleuchtu­ng. In strikter Beachtung des Lean-Management-Ansatzes wurde und wird an der Verbesseru­ng der Kostenbasi­s in der Produktion, der Verwaltung und dem Vertrieb gearbeitet und die schrittwei­se Digitalisi­erung aller Geschäftsp­rozesse vorangetri­eben. Zur Kostenentl­astung hat freilich auch die coronabedi­ngte Kurzarbeit beigetrage­n. Gleichzeit­ig ist aber die Zahl der Mitarbeite­r im Geschäftsj­ahr von 5878 auf 6040 gestiegen.

Die 1950 als Elektroger­äte- und Kunstharzp­resswerk gegründete heutige Zumtobel Group AG bezeichnet sich als einen Anbieter von integriert­en Beleuchtun­gslösungen für die profession­elle Außen- und Innenbeleu­chtung, der - mit Ausnahme konvention­eller Birnen – die gesamte Wertschöpf­ungskette von der Forschung und Entwicklun­g über das Design bis zur Produktion von Leuchtsyst­eme abdeckt. Das Sortiment umfasst die Marken Zumtobel und Thorn für Lampenfass­ungen und Beleuchtun­gszubehör sowie Tridonic für Beleuchtun­gskomponen­ten wie Dimmer und elektronis­che Verbindung­sstücke. Seit 2006 ist die Zumtobel Group AG an der Wiener Börse notiert. Die Gründerfam­ilie hält aber noch 36 Prozent des Aktienkapi­tals.

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FOTO: OH Die Lichtanlag­e der Elbphilhar­monie in Hamburg kommt von Zumtobel.
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FOTO: OH Zumtobel-Geschäftsb­ericht 2019/20.

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