Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Auf verlorenem Posten
„The Outpost“versetzt den Zuschauer mitten in ein Camp der US-Armee
Cheng in Pohjanjoki, Sa 17.15 Uhr | Max und die wilde 7, So 15 Uhr | Scooby!, So 15 Uhr | Tenet, Fr-So 20 Uhr
Man muss wahrlich kein Militärstratege sein, um auf den ersten Blick zu erkennen: Die strategische Lage von Camp Keating war alles andere als ideal. Tatsächlich fällt es schwer, sich einen ungünstigeren Ort für einen militärischen Außenposten der US-Armee während ihres Einsatzes in Afghanistan vorzustellen – gelegen in einem Tal nahe der pakistanischen Grenze und umgeben von gleich drei Bergen, die den Taliban reichlich Gelegenheit für Angriffe boten. Der dort stationierte Staff Sergeant Clint Romesha beschrieb den Einsatz dann auch „als ob man vom Boden eines Pappbechers aus kämpft“.
Am 3. Oktober 2009 stand der Außenposten dann auch kurz davor, von Taliban überrannt zu werden. Diese „Schlacht von Kandesh“nimmt auch die zweite Stunde des Films von Rod Lurie („Straw Dogs – Wer Gewalt sät“) ein. Die erste Stunde erzählt vom harten Alltag im Camp Keating, das zum Zeitpunkt des Angriffs kurz vor der Schließung stand.
Auf realen Ereignissen basierende Kriegsfilme gibt es unzählige, doch „The Outpost“gelingt es, sich in einigen Punkten von der Konkurrenz abzugrenzen. So droht in ausgedehnten Schlachtszenen dem Zuschauer oft die Übersicht verloren zu gehen. Dies ist aufgrund des begrenzten Kampfgebietes hier nicht der Fall, auch aufgrund mehrerer Scharmützel in der ersten Hälfte sind die Parameter bereits vertraut. Weiterhin steht hier keine Eliteeinheit im Vordergrund, vielmehr besteht die Besatzung aus teils sehr jungen Soldaten, die mit mehrfach wechselnden Befehlshabern und mangelnder Unterstützung durch die Armeeführung klarkommen müssen.
Schwieriger ist es dagegen zunächst, die zahlreichen Charaktere in ihren Uniformen auseinanderzuhalten, auch wenn einige von ihnen etwas Hintergrund spendiert bekommen. Der Camp-Alltag mit seinem rauen Umgangston und dem permanenten Bedrohungsgefühl wird aber glaubhaft vermittelt. Auch stechen einige Figuren doch heraus. Da ist zum einen Orlando Bloom als charismatischer Captain Benjamin D. Keating, der bei einem Einsatz ums Leben kommt und fortan als Namensgeber des Camps dient. Zum anderen kommen gleich mehrere Söhne (Frauen sind in dem Film praktisch nicht zu sehen) prominenter Eltern zum Einsatz: Mel Gibsons Sohn Milo, Mick Jaggers’ Sohn James und Clint Eastwoods Sprössling
Scott. Was nach einer Marketingmaßnahme klingt, beschwert dem Publikum tatsächlich gute und im Falle von Scott Eastwood sogar herausragende schauspielerische Leistungen.
Geschildert wird der Film nahezu ausschließlich aus der Perspektive der vor Ort stationierten Soldaten, die wenig Zeit für übergeordnete Fragen nach der Sinnhaftigkeit ihres Einsatzes haben. Für etwas Ambivalenz sorgen aber die Szenen, in denen die hochbewaffneten Militärs mit den Ältesten der umliegenden Dörfer verhandeln: Bündel mit Geldscheinen werden geschwenkt, der Bau von Schulen wird versprochen, aber es wird auch klar, dass die Bewohner der Gegend schon vor den Amerikanern ihre Erfahrungen mit ausländischen Truppen gemacht haben und entsprechend misstrauisch sind. Welche Schlüsse man für die Einordnung des Einsatzes daraus zieht, liegt im Auge des Betrachters – dem „Mittendrin“-Gefühl des Filmes werden sich aber wohl nur wenige entziehen können.