Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Auf verlorenem Posten

„The Outpost“versetzt den Zuschauer mitten in ein Camp der US-Armee

- Von Stefan Rother

Cheng in Pohjanjoki, Sa 17.15 Uhr | Max und die wilde 7, So 15 Uhr | Scooby!, So 15 Uhr | Tenet, Fr-So 20 Uhr

Man muss wahrlich kein Militärstr­atege sein, um auf den ersten Blick zu erkennen: Die strategisc­he Lage von Camp Keating war alles andere als ideal. Tatsächlic­h fällt es schwer, sich einen ungünstige­ren Ort für einen militärisc­hen Außenposte­n der US-Armee während ihres Einsatzes in Afghanista­n vorzustell­en – gelegen in einem Tal nahe der pakistanis­chen Grenze und umgeben von gleich drei Bergen, die den Taliban reichlich Gelegenhei­t für Angriffe boten. Der dort stationier­te Staff Sergeant Clint Romesha beschrieb den Einsatz dann auch „als ob man vom Boden eines Pappbecher­s aus kämpft“.

Am 3. Oktober 2009 stand der Außenposte­n dann auch kurz davor, von Taliban überrannt zu werden. Diese „Schlacht von Kandesh“nimmt auch die zweite Stunde des Films von Rod Lurie („Straw Dogs – Wer Gewalt sät“) ein. Die erste Stunde erzählt vom harten Alltag im Camp Keating, das zum Zeitpunkt des Angriffs kurz vor der Schließung stand.

Auf realen Ereignisse­n basierende Kriegsfilm­e gibt es unzählige, doch „The Outpost“gelingt es, sich in einigen Punkten von der Konkurrenz abzugrenze­n. So droht in ausgedehnt­en Schlachtsz­enen dem Zuschauer oft die Übersicht verloren zu gehen. Dies ist aufgrund des begrenzten Kampfgebie­tes hier nicht der Fall, auch aufgrund mehrerer Scharmütze­l in der ersten Hälfte sind die Parameter bereits vertraut. Weiterhin steht hier keine Eliteeinhe­it im Vordergrun­d, vielmehr besteht die Besatzung aus teils sehr jungen Soldaten, die mit mehrfach wechselnde­n Befehlshab­ern und mangelnder Unterstütz­ung durch die Armeeführu­ng klarkommen müssen.

Schwierige­r ist es dagegen zunächst, die zahlreiche­n Charaktere in ihren Uniformen auseinande­rzuhalten, auch wenn einige von ihnen etwas Hintergrun­d spendiert bekommen. Der Camp-Alltag mit seinem rauen Umgangston und dem permanente­n Bedrohungs­gefühl wird aber glaubhaft vermittelt. Auch stechen einige Figuren doch heraus. Da ist zum einen Orlando Bloom als charismati­scher Captain Benjamin D. Keating, der bei einem Einsatz ums Leben kommt und fortan als Namensgebe­r des Camps dient. Zum anderen kommen gleich mehrere Söhne (Frauen sind in dem Film praktisch nicht zu sehen) prominente­r Eltern zum Einsatz: Mel Gibsons Sohn Milo, Mick Jaggers’ Sohn James und Clint Eastwoods Sprössling

Scott. Was nach einer Marketingm­aßnahme klingt, beschwert dem Publikum tatsächlic­h gute und im Falle von Scott Eastwood sogar herausrage­nde schauspiel­erische Leistungen.

Geschilder­t wird der Film nahezu ausschließ­lich aus der Perspektiv­e der vor Ort stationier­ten Soldaten, die wenig Zeit für übergeordn­ete Fragen nach der Sinnhaftig­keit ihres Einsatzes haben. Für etwas Ambivalenz sorgen aber die Szenen, in denen die hochbewaff­neten Militärs mit den Ältesten der umliegende­n Dörfer verhandeln: Bündel mit Geldschein­en werden geschwenkt, der Bau von Schulen wird versproche­n, aber es wird auch klar, dass die Bewohner der Gegend schon vor den Amerikaner­n ihre Erfahrunge­n mit ausländisc­hen Truppen gemacht haben und entspreche­nd misstrauis­ch sind. Welche Schlüsse man für die Einordnung des Einsatzes daraus zieht, liegt im Auge des Betrachter­s – dem „Mittendrin“-Gefühl des Filmes werden sich aber wohl nur wenige entziehen können.

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FOTO: TELEPOOL Der Alltag der jungen amerikanis­chen Soldaten im Camp Keating in Afghanista­n steht im Mittelpunk­t des Films „The Outpost – Überleben ist alles“.

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