Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Hetzjagd mit schlimmen Folgen

Der Film „Jean Seberg“verspricht unter anderem spannende FBI-Ermittlung­en, löst aber vieles nicht ein

- Von Cordula Dieckmann

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An der Seite von Jean Paul Belmondo in Jean-Luc Godards Kultfilm „Außer Atem“wurde Jean Seberg zum Superstar. Als Ikone des französisc­hen Filmstils der Nouvelle Vague wurde sie gefeiert. Doch wer war diese Schauspiel­erin wirklich, die erst hochgelobt wurde, dann aber Ende August 1979 mit gerade mal 40 Jahren Selbstmord beging? Antworten will jetzt das biografisc­he Drama „Jean Seberg – Against all Enemies“mit Hollywoods­tar Kristen Stewart in der Hauptrolle geben.

Bei einem Besuch in den USA 1968 will Seberg die Schwarzen im Kampf gegen Unterdrück­ung unterstütz­en. Weil sie mit der Bürgerrech­tsbewegung der Black Panthers sympathisi­ert, gerät sie allerdings ins Visier des FBI. Sebergs Überwachun­g nimmt ungeahnte Ausmaße an und mündet schließlic­h in einer Hetzjagd auf die junge Frau, ausgelöst durch ein perfides Gerücht.

Der Film des Australier­s Benedict Andrews („Una und Ray“) umfasst nur die Phase der FBI-Ermittlung­en. Er verspricht so einiges, löst aber letztlich vieles nicht ein. Das ist schade, geht es doch um eine hochspanne­nde Zeit, in der der Staat Organisati­onen und Privatpers­onen, die ihm verdächtig erschienen, mit der später äußerst umstritten­en Operation Cointelpro überwachen ließ.

Die Proteste gegen den Vietnamkri­eg, der Kampf gegen Rassendisk­riminierun­g, eine aufgeheizt­e, politische Stimmung und mittendrin eine junge, berühmte Schauspiel­erin, die mit ihrem Geld Gutes tun will. „Wir müssen eine Waffe schwenken, um Aufmerksam­keit zu erregen. Sie lassen sich die Haare schneiden und schon sind sie auf der Titelseite“, stellt der schwarze Aktivist Hakim Jamal (Anthony Mackie) fest.

Über Seberg erfährt man jedoch wenig. Was die US-Amerikaner­in denkt, was sie fühlt, was sie antreibt, das wird alles eher oberflächl­ich abgehandel­t. Stewarts („Twilight“, „3 Engel für Charlie“) unterkühlt­es und verschloss­enes Spiel ist dabei auch nicht gerade hilfreich. Großen Raum bekommt der FBI-Überwachun­gsspeziali­st Jack (Jack O’Connell). Er findet die Ermittlung­smethoden seiner Kollegen merkwürdig und wird misstrauis­ch.

Gute Arbeit geleistet haben hingegen Szenenbild und Kostüm. Stewart darf hübsche Kleider vorführen, die Haare perfekt gestylt im damals angesagten Pixie-Haarschnit­t. Wichtiges Accessoire: das Whiskey-Glas. Dazu perfekt eingericht­ete Traumhäuse­r und Hotelzimme­r. Das Klischee einer Hollywood-Existenz, die aber auch für politische Anliegen nützlich sein kann. (dpa)

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FOTO: PROKINO Kristen Stewart in der Hauptrolle als Jean Seberg.

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