Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wohnmobilstellplatz „Wernerhof“ist gefragt wie nie
Am Wochenende war das Gelände überfüllt – Überlegungen zu neuen Standorten
RAVENSBURG - Der regionale Tourismus ist durch die Corona-Pandemie mehr denn je auf Besucher angewiesen. Eine wichtige Rolle spielen dabei Wohnmobilfahrer. Doch auf dem Wohnmobilstellplatz „Wernerhof“in der Mühlbruckstraße mussten einige Wohnmobilisten am Wochenende direkt wieder wegfahren, da der Parkplatz voll war. Sonst schien der Platz vor allem während des Rutenfestes belegt zu sein, doch die Nachfrage nach Wohnmobilplätzen steigt.
Die Leiterin der Touristeninformation, Katja Böhmer, beobachtet diesen Trend schon länger: „Coronabedingt hat sich die Nachfrage verändert, wir hatten bisher schon einen Reisemobiltrend und jedes Jahr kamen Zuwächse.“Der Platz sei nicht nur während des Rutenfestes belegt, das ganze Jahr über gebe es Buchungen. Ungefähr 2000 Wohnmobile stehen pro Jahr auf dem Wernerhof. Die Spitzenmonate sind von Juli bis Oktober.
Der städtische Parkplatz Wernerhof startetete im Jahr 2000 mit zehn Stellplätzen, aktuell sind es 19. Jedoch betont Böhmer, dass reine Abstellflächen heutzutage nicht mehr ausreichen, man brauche entsprechende Belagflächen, veränderte Ver- und Entsorgungseinrichtungen, weitere Stromsäulen, Beleuchtungen und vieles mehr. Auch ein Sichtschutz zur Straße sei aufgebaut worden. „Wir haben stetig in den Wohnmobilstellplatz investiert“, schildert Böhmer.
Die typischen Camper auf dem Kurzreiseplatz seien ältere Menschen, die meist eine Nacht blieben, teilweise auch zwei bis drei Tage. Die Mehrzahl sei dabei nicht auf der
Durchreise, sondern wolle die Altstadt sehen. Die schnelle Erreichbarkeit der Innenstadt zu Fuß sowie die Bushaltestelle am Standort machen den Platz nach Angaben von Böhmer beliebt. Viele Wohnmobilisten würden in der Stadt essen, einkaufen und Sehenswürdigkeiten besichtigen, andere hätten Fahrräder dabei oder würden auf den nahe gelegenen Wanderwegen spazieren gehen.
Ein Wohnmobilcamper auf dem Wernerhof ist Klaus Meier aus Kirchberg an der Jagst. Er ist bereits zum fünften Mal auf dem Stellplatz. Zusammen mit seiner Frau reist er bereits seit über 40 Jahren in seinem Wohnmobil quer durch Deutschland, Frankreich und Spanien. „Wir kommen sehr oft nach Ravensburg. Die Stadt gefällt uns gut“, sagt der Rentner. Am Mittwoch waren die Wohnmobilisten in der Innenstadt einkaufen, donnerstags ist eine Radtour geplant. Den Wernerhof bezeichnet er als „Wohlfühlplatz“, das einzig Negative sei der Verkehrslärm. Renate Schulz aus dem Kreis Heinsberg war das erste Mal auf dem Wohnmobilplatz. „Wir sind wegen der Stadt hier. Der Wohnmobilplatz ist okay, es sind genügend freie Plätze vorhanden“, so die Camperin.
Böhmer geht davon aus, dass der regionale Tourismus mit mehr Abstellmöglichkeiten für Wohnmobile angekurbelt werden kann: „Es gibt Studien, dass ein Wohnmobilist pro Tag ungefähr 40 Euro ausgibt, bei 2000 Wohnmobilen bei uns im Jahr, die durchschnittlich mit 2,1 Personen besetzt sind, macht das einen Umsatz in der Stadt von rund 170 000 Euro.“Ob jedoch mehr Stellplätze gebraucht werden, bezeichnet sie als Gretchenfrage, da der Andrang noch nie so stark wie dieses Jahr gewesen sei, allerdings sei der Platz nur an vereinzelten Tagen ausgebucht. „Wir müssen schauen, wie der Trend weitergeht. Aufgrund der jetzigen Finanzlage der Stadt muss man genau schauen, worin man investieren möchte.“Der Wernerhof könne nicht mehr ausgebaut werden, da aufgrund der am Platz anliegenden Ausgleichsund Naturflächen ein Ausbau wegen des Baurechts nicht erlaubt sei.
Die Geschäftsführerin von Oberschwaben Tourismus, Daniela Leipelt, sieht ebenfalls einen Bedarf: „Weitere Stellplätze an Gastronomien oder stadtnäher wären gut, denn mit Shoppingangeboten sind die Plätze attraktiver.“Je näher der Standort am Geschehen, also an touristischen Höhepunkten, liege, desto besser sei es. Jedoch sei es in der Stadtnähe mit Flächen schwierig.