Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Segel sollen Kultur-Spielzeit sichern
Stadt kann so 40 Prozent mehr Zuschauer im Kultur- und Kongresszentrum zulassen
WEINGARTEN - Um die im Oktober beginnende Weingartener Spielzeit im Kultur- und Kongresszentrum Oberschwaben (Kuko) zu sichern, geht die Stadt Weingarten ganz neue Wege. Mehr noch. Nach eigener Aussage können durch „eine in der Region bisher einzigartige Idee“40 Prozent mehr Zuschauer in den großen Welfensaal gelassen werden als in Corona-Zeiten eigentlich erlaubt. Möglich machen das 150 kleine Segel aus Kunststoff.
„Einzelne Plätze beziehungsweise Platzgruppen werden durch ein neuartiges Segel voneinander getrennt. Die Segel sind durchsichtig und aus elastischem Material. Besonders erfreulich: Sie beeinträchtigen das Konzert- beziehungsweise Theatererlebnis weder optisch noch akustisch“, erklärt die städtische Pressestelle. So sind die 48 x 62 Zentimeter großen Segel extrem dünn, elastisch und vor allem durchsichtig und nicht zu verwechseln mit einer Plexiglasscheibe. Letztlich bestehen die 0,5 Millimeter dicken Segel aus einem weichen PVC.
Diese werden dann auf den leer stehenden Stühlen mit einer Schraube an der Rückenlehne befestigt. Die Montage soll schnell und einfach funktionieren und auf die jeweilige Bestuhlung angepasst werden können. „Aufwendiger ist die Vorbereitung: Das Team des Kuko wird die Position der Segel an das Publikum jeder Veranstaltung anpassen, also je nachdem, wo und in welchen Gruppen/ Zusammensetzungen die Zuschauer sitzen“, schreibt die Pressestelle.
Eine Gefahr, dass die Segel Zuschauern auf die Füße fallen und dadurch verletzten könnten, bestehe nicht. Schließlich seien die Segel extrem leicht. Insgesamt hat die Stadt Weingarten 150 dieser Segel von einer Firma aus dem Schwarzwald gekauft und dafür einen hohen vierstelligen Betrag investiert. Jedoch gehen die Verantwortlichen in der Abteilung für Kultur und Tourismus davon aus, dass sich die Investition bereits nach wenigen Veranstaltungen amortisiert haben sollte. Schließlich könne man so 40 Prozent mehr Karten verkaufen.
Doch ist es der Stadt wichtig, zu betonen, dass es bei dem neuartigen Konzept vor allem um eines gehe: Möglichst vielen Menschen in der Region die Möglichkeit bieten, wieder in den Genuss von Kultur zu kommen. Anstatt 200 können nun bis zu 280 Gäste in den Welfensaal kommen, weil durch die Segel die Abstände zwischen den einzelnen Personen verringert werden können. So darf laut Corona-Verordnung des Landes der Mindestabstand unterschritten werden, wenn ein physischer Schutz vor Tröpfchenübertragung vorhanden ist. Auch haben die zuständigen Behörden dem Konzept bereits zugestimmt.
„Wir nehmen das Thema Infektionsschutz ernst und möchten den Besuchern unserer Konzerte und Theater ein gutes Gefühl geben“, heißt es aus der Pressestelle. „Mit dem zusätzlichen Schutz können die Besucher sicher und unbesorgt an den Veranstaltungen im Kuko teilnehmen.“
Allerdings befreien die Segel die Besucher nicht von den ohnehin geltenden Hygieneregeln. Auf dem Weg zu den Plätzen, im Vorraum und auf den Toiletten müssen Mund-NasenBedeckungen getragen werden. An den Plätzen selbst können die Besucher dann die Masken abziehen. Auch werden die Laufrichtungen vorgegeben und Plätze frei gelassen – aber eben weniger als ohne die Segel.
Dass sich die Stadt mit dem neuen Konzept auf einem guten Weg wähnt, zeige die erste der 17 Veranstaltungen. So ist das Konzert von Martin Stadtfeld und der Rheinischen Philharmonie am 3. Oktober bereits ausverkauft.