Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Segel sollen Kultur-Spielzeit sichern

Stadt kann so 40 Prozent mehr Zuschauer im Kultur- und Kongressze­ntrum zulassen

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Um die im Oktober beginnende Weingarten­er Spielzeit im Kultur- und Kongressze­ntrum Oberschwab­en (Kuko) zu sichern, geht die Stadt Weingarten ganz neue Wege. Mehr noch. Nach eigener Aussage können durch „eine in der Region bisher einzigarti­ge Idee“40 Prozent mehr Zuschauer in den großen Welfensaal gelassen werden als in Corona-Zeiten eigentlich erlaubt. Möglich machen das 150 kleine Segel aus Kunststoff.

„Einzelne Plätze beziehungs­weise Platzgrupp­en werden durch ein neuartiges Segel voneinande­r getrennt. Die Segel sind durchsicht­ig und aus elastische­m Material. Besonders erfreulich: Sie beeinträch­tigen das Konzert- beziehungs­weise Theatererl­ebnis weder optisch noch akustisch“, erklärt die städtische Pressestel­le. So sind die 48 x 62 Zentimeter großen Segel extrem dünn, elastisch und vor allem durchsicht­ig und nicht zu verwechsel­n mit einer Plexiglass­cheibe. Letztlich bestehen die 0,5 Millimeter dicken Segel aus einem weichen PVC.

Diese werden dann auf den leer stehenden Stühlen mit einer Schraube an der Rückenlehn­e befestigt. Die Montage soll schnell und einfach funktionie­ren und auf die jeweilige Bestuhlung angepasst werden können. „Aufwendige­r ist die Vorbereitu­ng: Das Team des Kuko wird die Position der Segel an das Publikum jeder Veranstalt­ung anpassen, also je nachdem, wo und in welchen Gruppen/ Zusammense­tzungen die Zuschauer sitzen“, schreibt die Pressestel­le.

Eine Gefahr, dass die Segel Zuschauern auf die Füße fallen und dadurch verletzten könnten, bestehe nicht. Schließlic­h seien die Segel extrem leicht. Insgesamt hat die Stadt Weingarten 150 dieser Segel von einer Firma aus dem Schwarzwal­d gekauft und dafür einen hohen vierstelli­gen Betrag investiert. Jedoch gehen die Verantwort­lichen in der Abteilung für Kultur und Tourismus davon aus, dass sich die Investitio­n bereits nach wenigen Veranstalt­ungen amortisier­t haben sollte. Schließlic­h könne man so 40 Prozent mehr Karten verkaufen.

Doch ist es der Stadt wichtig, zu betonen, dass es bei dem neuartigen Konzept vor allem um eines gehe: Möglichst vielen Menschen in der Region die Möglichkei­t bieten, wieder in den Genuss von Kultur zu kommen. Anstatt 200 können nun bis zu 280 Gäste in den Welfensaal kommen, weil durch die Segel die Abstände zwischen den einzelnen Personen verringert werden können. So darf laut Corona-Verordnung des Landes der Mindestabs­tand unterschri­tten werden, wenn ein physischer Schutz vor Tröpfchenü­bertragung vorhanden ist. Auch haben die zuständige­n Behörden dem Konzept bereits zugestimmt.

„Wir nehmen das Thema Infektions­schutz ernst und möchten den Besuchern unserer Konzerte und Theater ein gutes Gefühl geben“, heißt es aus der Pressestel­le. „Mit dem zusätzlich­en Schutz können die Besucher sicher und unbesorgt an den Veranstalt­ungen im Kuko teilnehmen.“

Allerdings befreien die Segel die Besucher nicht von den ohnehin geltenden Hygienereg­eln. Auf dem Weg zu den Plätzen, im Vorraum und auf den Toiletten müssen Mund-NasenBedec­kungen getragen werden. An den Plätzen selbst können die Besucher dann die Masken abziehen. Auch werden die Laufrichtu­ngen vorgegeben und Plätze frei gelassen – aber eben weniger als ohne die Segel.

Dass sich die Stadt mit dem neuen Konzept auf einem guten Weg wähnt, zeige die erste der 17 Veranstalt­ungen. So ist das Konzert von Martin Stadtfeld und der Rheinische­n Philharmon­ie am 3. Oktober bereits ausverkauf­t.

 ?? FOTO: STADT WEINGARTEN ?? 150 kleine Kunststoff-Segel können montiert werden.
FOTO: STADT WEINGARTEN 150 kleine Kunststoff-Segel können montiert werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany