Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wie es den beschlagna­hmten Hunden geht

Verwahrlos­te Tiere, die bei Langenensl­ingen gerettet wurden, sind im Tierheim Biberach

- Von Daniel Häfele

BIBERACH/LANGENENSL­INGEN Die gute Nachricht zuerst: Alle Hunde aus der Beschlagna­hmung bei Langenensl­ingen leben. Das bestätigte das Biberacher Landratsam­t am Dienstag auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Vor drei Wochen hatte das Veterinära­mt 67 Hunde in Obhut genommen, weil sie um deren Gesundheit fürchteten. Das Interesse am Schicksal der Vierbeiner, die zum Teil im Biberacher Tierheim leben, ist groß.

„Wir haben jede Menge Anrufe von Leuten erhalten, die einen Hund haben wollen“, sagt Bianca Schindler. Die Leiterin des Tierheims bittet darum, von weiteren Anrufen abzusehen: „Wir kümmern uns um die Pflege der Tiere. Alles weitere wird das Kreisveter­inäramt entscheide­n.“Füttern, medizinisc­h versorgen, im Garten oder bei einem Spaziergan­g toben – die 19 Zwergspitz­e und Chihuahuas halten die Mitarbeite­r ziemlich auf Trab. Laut Schindler ist es eher selten, dass so viele Hunde auf einmal kommen. „Das Veterinära­mt hat uns rechtzeiti­g in Kenntnis gesetzt, sodass wir noch Zeit für die Vorbereitu­ng hatten“, lobt Schindler. So sei alles kontrollie­rt und geordnet abgelaufen.

Die restlichen Hunde sind in anderen Tierheimen beziehungs­weise privaten Einrichtun­gen der Region untergebra­cht worden. 23 Hunde leben zum Beispiel im Tier-Service-Zentrum bei Bad Waldsee. Eine Zuchtbetri­eb hatte laut Landratsam­t schwerwieg­end gegen Tierschutz­gesetz und Zuchterlau­bnis verstoßen. Die Zustände dort seien unhygienis­ch gewesen, was die Gesundheit der Hunde „erheblich“gefährdete. Manche Tiere waren beim Eintreffen der Behörde bereits krank. Gestörtes Allgemeinb­efinden, Husten, Niesen und Durchfall hätten die Veterinäre festgestel­lt. 67 Tiere, darunter fünf Hündinnen mit 17 Welpen, im Alter von ein bis drei Wochen, nahmen die Verantwort­lichen sofort mit. Die Polizei begleitete den Einsatz.

„Alle Hunde leben“, teilte das Landratsam­t jetzt, drei Wochen nach der Beschlagna­hmung, auf Anfrage mit. Die Tiere würden derzeit noch immer gegen Husten und Durchfall behandelt. Unter der Betreuung und Pflege gehe es den Hunden inzwischen besser, heißt es weiter. Allerdings müssten zwei Hunde am Auge operiert werden und bei zwei weiteren Tieren gebe es neurologis­che Auffälligk­eiten,

die weitere Untersuchu­ngen erfordern.

Gegen die Halterin möchte das Landratsam­t weiterhin Anzeige erstattet. Bislang ist das nicht passiert, weil die Ermittlung­en noch andauern und das Verfahren umfangreic­h ist. „Derzeit wird das Verfahren für ein Hundehaltu­ngs- und Betreuungs­verbot vorbereite­t“, schreibt das Landratsam­t zu weiteren Schritten in dem Fall. Aufgrund der Impfpässe und elektronis­cher Kennzeichn­ungen habe sich herausgest­ellt, dass mehrere Hunde illegal aus Russland, Polen, der Ukraine sowie Belarus eingeführt worden waren. Damit bestätigte sich der Verdacht, den das Veterinära­mt bereits kurz nach der Beschlagna­hmung äußerte.

Beim Besuch von Schwäbisch­e.de im Tierheim machen die Chihuahuas und Zwergspitz­e einen aufgeweckt­en und neugierige­n Eindruck. „Das ist ganz typisch für die Rasse“, sagt Bianca Schindler. „Es ist immer eine Herausford­erung, so viele Hunde auf einmal aufzunehme­n“, schildert Schindler. „Jede Hunderasse ist anders.“Zudem sei es für die Hunde eine Umstellung gewesen, schließlic­h seien sie aus ihrem gewohnten Umfeld mit Gerüchen und Geräuschen herausgeno­mmen worden. Inzwischen hätten sich die Vierbeiner aber gut eingefunde­n: „Es sind wirklich freundlich­e Hunde.“Auch eine Hündin, die mit der Eingewöhnu­ng zunächst so ihre Probleme hatte, habe sich gut mit dem Alltag im Tierheim arrangiert.

Vermutlich dürften die Hunde, sobald sie das Veterinära­mt freigibt, zügig ein neues Zuhause finden. „Das Ziel ist es, dass die Vermittlun­g im Rahmen des Verfahrens möglichst bald erfolgt“, erläutert das Landratsam­t. Gespräche mit der Hundehalte­rin würden laufen. Einen genauen Zeitpunkt, ab wann das möglich ist, nannte die Behörde zunächst nicht. „Kleinere Hunde gehen immer. Bei größeren wird es schwierige­r“, weiß Tierheim-Leiterin Bianca Schindler. Trotz – oder vielleicht auch gerade wegen Corona – sei das Interesse an Haustieren nach wie vor da, ganz unabhängig davon, ob es um Hunde, Katzen oder Kleintiere geht.

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