Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wie es den beschlagnahmten Hunden geht
Verwahrloste Tiere, die bei Langenenslingen gerettet wurden, sind im Tierheim Biberach
BIBERACH/LANGENENSLINGEN Die gute Nachricht zuerst: Alle Hunde aus der Beschlagnahmung bei Langenenslingen leben. Das bestätigte das Biberacher Landratsamt am Dienstag auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Vor drei Wochen hatte das Veterinäramt 67 Hunde in Obhut genommen, weil sie um deren Gesundheit fürchteten. Das Interesse am Schicksal der Vierbeiner, die zum Teil im Biberacher Tierheim leben, ist groß.
„Wir haben jede Menge Anrufe von Leuten erhalten, die einen Hund haben wollen“, sagt Bianca Schindler. Die Leiterin des Tierheims bittet darum, von weiteren Anrufen abzusehen: „Wir kümmern uns um die Pflege der Tiere. Alles weitere wird das Kreisveterinäramt entscheiden.“Füttern, medizinisch versorgen, im Garten oder bei einem Spaziergang toben – die 19 Zwergspitze und Chihuahuas halten die Mitarbeiter ziemlich auf Trab. Laut Schindler ist es eher selten, dass so viele Hunde auf einmal kommen. „Das Veterinäramt hat uns rechtzeitig in Kenntnis gesetzt, sodass wir noch Zeit für die Vorbereitung hatten“, lobt Schindler. So sei alles kontrolliert und geordnet abgelaufen.
Die restlichen Hunde sind in anderen Tierheimen beziehungsweise privaten Einrichtungen der Region untergebracht worden. 23 Hunde leben zum Beispiel im Tier-Service-Zentrum bei Bad Waldsee. Eine Zuchtbetrieb hatte laut Landratsamt schwerwiegend gegen Tierschutzgesetz und Zuchterlaubnis verstoßen. Die Zustände dort seien unhygienisch gewesen, was die Gesundheit der Hunde „erheblich“gefährdete. Manche Tiere waren beim Eintreffen der Behörde bereits krank. Gestörtes Allgemeinbefinden, Husten, Niesen und Durchfall hätten die Veterinäre festgestellt. 67 Tiere, darunter fünf Hündinnen mit 17 Welpen, im Alter von ein bis drei Wochen, nahmen die Verantwortlichen sofort mit. Die Polizei begleitete den Einsatz.
„Alle Hunde leben“, teilte das Landratsamt jetzt, drei Wochen nach der Beschlagnahmung, auf Anfrage mit. Die Tiere würden derzeit noch immer gegen Husten und Durchfall behandelt. Unter der Betreuung und Pflege gehe es den Hunden inzwischen besser, heißt es weiter. Allerdings müssten zwei Hunde am Auge operiert werden und bei zwei weiteren Tieren gebe es neurologische Auffälligkeiten,
die weitere Untersuchungen erfordern.
Gegen die Halterin möchte das Landratsamt weiterhin Anzeige erstattet. Bislang ist das nicht passiert, weil die Ermittlungen noch andauern und das Verfahren umfangreich ist. „Derzeit wird das Verfahren für ein Hundehaltungs- und Betreuungsverbot vorbereitet“, schreibt das Landratsamt zu weiteren Schritten in dem Fall. Aufgrund der Impfpässe und elektronischer Kennzeichnungen habe sich herausgestellt, dass mehrere Hunde illegal aus Russland, Polen, der Ukraine sowie Belarus eingeführt worden waren. Damit bestätigte sich der Verdacht, den das Veterinäramt bereits kurz nach der Beschlagnahmung äußerte.
Beim Besuch von Schwäbische.de im Tierheim machen die Chihuahuas und Zwergspitze einen aufgeweckten und neugierigen Eindruck. „Das ist ganz typisch für die Rasse“, sagt Bianca Schindler. „Es ist immer eine Herausforderung, so viele Hunde auf einmal aufzunehmen“, schildert Schindler. „Jede Hunderasse ist anders.“Zudem sei es für die Hunde eine Umstellung gewesen, schließlich seien sie aus ihrem gewohnten Umfeld mit Gerüchen und Geräuschen herausgenommen worden. Inzwischen hätten sich die Vierbeiner aber gut eingefunden: „Es sind wirklich freundliche Hunde.“Auch eine Hündin, die mit der Eingewöhnung zunächst so ihre Probleme hatte, habe sich gut mit dem Alltag im Tierheim arrangiert.
Vermutlich dürften die Hunde, sobald sie das Veterinäramt freigibt, zügig ein neues Zuhause finden. „Das Ziel ist es, dass die Vermittlung im Rahmen des Verfahrens möglichst bald erfolgt“, erläutert das Landratsamt. Gespräche mit der Hundehalterin würden laufen. Einen genauen Zeitpunkt, ab wann das möglich ist, nannte die Behörde zunächst nicht. „Kleinere Hunde gehen immer. Bei größeren wird es schwieriger“, weiß Tierheim-Leiterin Bianca Schindler. Trotz – oder vielleicht auch gerade wegen Corona – sei das Interesse an Haustieren nach wie vor da, ganz unabhängig davon, ob es um Hunde, Katzen oder Kleintiere geht.