Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Eine große Verpflichtung
Clubs und DFL sind sich der Verantwortung bewusst, die die Rückkehr der Fans in die Stadien mit sich bringt
BERLIN (dpa/SID) - Nach der ersehnten Freigabe durch die Politik will die Fußball-Bundesliga im Eiltempo möglichst schon zum Saisonstart wieder Tausende Zuschauer in die Stadien lassen. Bereits am Freitag sollen die Geisterspiele im Oberhaus vorbei sein, die Eröffnungspartie von Meister FC Bayern München gegen Schalke 04 (20.30 Uhr/ZDF und DAZN) wird vor Publikum stattfinden.
Die Bundesländer hatten sich am Dienstag auf eine flächendeckende Fan-Rückkehr geeinigt. „Wir wollen den Fans die Freude nicht nehmen. Aber die Sicherheit steht immer noch davor“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). In einer sechswöchigen Testphase ist zunächst eine Auslastung von maximal 20 Prozent der jeweiligen Stadionkapazität erlaubt. Für die Partie der Bayern gegen Schalke in der Allianz Arena wären dies gut 15 000 Zuschauer.
Allerdings gibt es in München aktuell erhöhte Corona-Infektionszahlen. Der FC Bayern muss deshalb mit einem Kompromiss leben – 7500 Fans können die Partie live verfolgen. Dies entspricht einer Stadionauslastung von zehn Prozent. Eine entsprechende Einigung erzielten am Mittwoch Ministerpräsident Söder und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) mit dem Club, der unter anderem durch seinen Präsidenten Herbert Hainer vertreten wurde.
Voraussetzung der 20-Prozent-Regelung ist, dass das Infektionsgeschehen am Spielort diese Auslastung zulässt. Der Durchschnitt der Covid-19Fälle der vergangenen sieben Tage pro 100 000 Einwohner darf 35 nicht überschreiten. In München liegt der Wert laut Robert-Koch-Institut bei 34,0; das bayerische Landesamt für Gesundheit gibt mit 45,54 jedoch einen deutlich höheren Inzidenzwert an. In den Landkreisen um München sind die Zahlen allerdings niedriger. Und viele Bayern-Anhänger kommen aus der weiteren Umgebung Münchens. Räumlich hat die Münchner Arena zudem beste Voraussetzungen – dank moderner Infrastruktur mit vielen Zugängen zu den Tribünen, zahlreichen Parkflächen und der Lage direkt an einem Autobahnkreuz.
Bayern-Titelrivale Borussia Dortmund plant in seinem ersten Bundesliga-Heimspiel am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach mit rund 10 000 Fans Das größte deutsche Stadion fasst 81 365 Zuschauer, darunter sind etwa 20 000 Stehplätze auf der Südtribüne. Pech hingegen hat der VfL Wolfsburg. Er darf am Sonntag gegen Bayer Leverkusen nur für 500 Zuschauer öffnen. Der VfL hatte nach dem Länderbeschluss gehofft, 6000 Plätze nutzen zu können. Damit dies möglich ist, hätte zunächst die Corona-Verordnung der niedersächsischen Landesregierung angepasst werden müssen. Das wird auch geschehen. Nur: erst nächste Woche.
Dagegen will die baden-württembergische Landesregierung ihre Verordnung noch in dieser Woche überarbeiten, dann könnte auch der VfB Stuttgart sein Heimspiel gegen den SC Freiburg (Sa., 15.30 Uhr) vor mehr als den bislang in Baden-Württemberg erlaubten 500 Zuschauern austragen. Zweitligist 1. FC Heidenheim hat bereits angekündigt, zu seiner Partie gegen Eintracht Braunschweig am Sonntag (13.30 Uhr) 3000 Besucher zuzulassen.
Hier wie da gilt: Christian Seifert, der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), sieht Vereine und Fans in der Pflicht. „Die Politik bringt den Clubs der Bundesliga und der 2. Liga und ihren Fans, aber auch vielen anderen Sportarten, Vertrauen entgegen, das es nun durch alle Beteiligten zu rechtfertigen gilt“, sagte er. Ähnlich äußerte sich Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: Man fühle „eine große Verpflichtung, dass wir als Clubs gemeinsam mit den beteiligten Fans mit dieser Probezeit in den kommenden Wochen äußerst verantwortungsvoll umgehen“. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) begrüßte die Neuregelung: „Für mich ist Sport ohne Publikum auf Dauer nicht vorstellbar, denn er prägt unsere Kultur.“
Auch der Deutsche Fußball-Bund will die nächsten Spiele der Nationalmannschaft wieder vor Fans absolvieren. Der DFB braucht für die Umsetzung aber die Zustimmung durch den europäischen Dachverband UEFA.
Derzeit werden alle kontinentalen Wettbewerbsspiele wegen der Corona-Pandemie ohne Fans ausgetragen. So auch das EM-Qualifikationsspiel der deutschen Fußballerinnen am Samstag in Essen gegen Irland.
Die UEFA ihrerseits will das Supercup-Finale FC Bayern – FC Sevilla am 24. September in Budapest als Probelauf für weitere Entscheidungen nutzen.