Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein wenig Hoffnung für Hallensportler
Teilrückkehr der Fans im Eishockey, Volleyball und Basketball sorgt für Zuversicht
RAVENSBURG - Die Rückkehr von Zuschauern in die Eishockey-, Volleyball-, Basketball- und Handballhallen sorgt bei den Proficlubs für eine gewisse Erleichterung. Am Dienstag hatten sich die Bundesländer auf einen sechswöchigen Testbetrieb geeinigt. Die Clubs hoffen, während der Testwochen positive Schlagzeilen produzieren zu können.
„Wir brauchen die Fans, für die Stimmung in der Arena, für die Mannschaft und natürlich auch für die Einnahmen“, sagt Rainer Schan. Der Geschäftsführer des EishockeyZweitligisten Ravensburg Towerstars hätte sich schon früher eine klare Aussage der Politiker gewünscht. Nach dem Beschluss von Dienstag warten die Towerstars und die anderen Zweitligisten auf den Freitag – dann ist eine außerordentliche Gesellschafterversammlung der DEL2. Dann geht es darum, ob die DEL2 die neue Saison am 6. November startet. „Ich gehe davon aus, dass die Gesellschafter diesem Termin zustimmen“, sagt Schan. Auch die Basketball-Bundesliga (BBL) will an diesem Termin starten, die DEL eine Woche später. In der Handball-Bundesliga soll es schon am 1. Oktober losgehen, bei den Volleyballern am 17. Oktober – ebenfalls vor Zuschauern.
Testspiele vor Fans sollen bis dahin zeigen, wie gut die Hygienekonzepte funktionieren. Die badenwürttembergischen Handballclubs Mannheim, Göppingen, BalingenWeilstetten und Stuttgart haben mit dem „BGV Handball Cup“einen ersten Versuchsballon erfolgreich hinter sich gebracht. Die Towerstars haben ihren Versuchsballon im Oktober beim „Get Ready Cup“gegen Kaufbeuren, Heilbronn und Bietigheim sowie beim Test gegen Krefeld. „Das sind wichtige Spiele für die Mannschaft, um sich einzuspielen“, sagt Schan. Denn weil die EishockeyProfis in Kurzarbeit sind, dürfen die Vereine kein offizielles Mannschaftstraining anbieten. „Aber klar ist auch, dass wir mit den geplanten vier Heimspielen der Öffentlichkeit zeigen können, dass niemand Angst haben muss, zu uns in die Halle zu kommen“, meint der Towerstars-Geschäftsführer. Sollte es bei der 20Prozent-Regelung bleiben, dürften die Ravensburger rund 680 Zuschauer in die CHG-Arena lassen.
Ähnlich sind die Zahlen beim Volleyball-Bundesligisten VfB Friedrichshafen. Auch dort sorgte der Beschluss am Dienstag für etwas Erleichterung. „Das ist eine gute Nachricht und zeigt in die richtige Richtung“, sagte der Pressesprecher und Teammanager Matthias Liebhardt. „Jeder zahlende Zuschauer hilft uns.“Bisher hatte der VfB mit 500 Zuschauern pro Heimspiel geplant und ein Hygienekonzept mit den Behörden abgestimmt.
Auf Dauer werden solche Zuschauerzahlen im Eishockey oder Volleyball aber nicht reichen. Die Hallensportarten in Deutschland sind – anders als der Profifußball in der ersten und zweiten Bundesliga – extrem auf die Einnahmen aus dem Ticketverkauf angewiesen. Bis Ende des Jahres können die Proficlubs abseits des Fußballs Geld aus einem Corona-Notfallfonds beantragen. 80 Prozent der entgangenen Einnahmen sollen erstattet werden. „Das ist extrem wichtig, heißt aber auch, dass uns trotzdem 20 Prozent fehlen“, sagt Schan. Und das sei bei einem DEL2-Verein „nicht ohne“. Sollte absehbar sein, dass die Einschränkungen auch zu Beginn des kommenden Jahres beibehalten werden müssen, fordert Schan schon jetzt ein weiteres Hilfspaket der Regierung. „Sonst wird es ganz schwierig.“Soll heißen: Sonst drohen Insolvenzen. Seit März haben die Proficlubs der Hallensportarten keine Einnahmen mehr.
Nicht alle sind ganz zufrieden mit dem Beschluss der Bundesländer. „Nach den Gesprächen der letzten Woche hatten wir uns deutlich mehr Unterstützung in diesem für uns wirtschaftlich so existentiellen Bereich erhofft“, sagte Gernot Tripcke, Geschäftsführer der Deutschen Eishockey
Liga, dem SID. Die Basketballer von Ratiopharm Ulm freuen sich dagegen, zu drei Partien im Eurocup und zum Pokal-Qualifikationsturnier am 24. und 25. Oktober Fans in die Ratiopharm-Arena lassen zu dürfen. Ein Problem sieht Geschäftsführer Andreas Oettel allerdings: „Wir werden nicht alle glücklich machen können, schließlich können wir nur 20 Prozent einer Arena belegen, die in den letzten zehn Jahren quasi immer zu 100 Prozent belegt war.“
Die Towerstars, der VfB Friedrichshafen oder die Schwenninger Wild Wings haben damit fürs Erste ein kleines bisschen Planungssicherheit. „In der Testphase muss sich jeder 100-prozentig an die Regeln halten“, mahnt Schan und denkt an die Bilder der DFB-Pokalspiele in Rostock und Dresden. „Es muss funktionieren.“Oder wie Geschäftsführer Christoph Sandner von den Wild Wings sagt: „Ein Spielbetrieb ohne Zuschauer ist nicht darstellbar.“