Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Dem Rutenfest wurde schwerer Schaden zugefügt“
OB sieht keine Basis für vertrauensvolle Zusammenarbeit mit RFK-Chef Dieter Graf
RAVENSBURG - Die Frage, wer künftig an der Spitze der Ravensburger Rutenfestkommission (RFK) stehen wird, dürfte sich in wenigen Wochen entscheiden. Im Oktober oder November soll es die nach den Vorgängen am Rande der „Querdenker“-Demo von mehreren Mitgliedern geforderte außerordentliche Vereinssitzung geben. Für Oberbürgermeister Daniel Rapp ist offenbar klar, dass der Vorsitzende nicht mehr Dieter Graf heißen kann: „Dem Rutenfest ist durch das Verhalten von Dieter Graf ein schwerer Schaden zugefügt worden“, sagte Rapp der „Schwäbischen Zeitung“. Der Oberbürgermeister hat das Thema zuerst mit dem Vorstand und dem Beirat der RFK besprochen und jetzt in die politischen Gremien getragen.
„Ich bin Schirmherr des Rutenfestes. Und an dieser Stelle muss ich es im Wortsinne beschirmen“, erklärt Rapp, warum er nach wochenlangen Diskussionen das Heft des Handelns in die Hand genommen hat. Am Dienstag waren der OB und Bürgermeister Simon Blümcke bei einer internen Sitzung von Vorstand und Beirat dabei, am kommenden Montag wird es nun auf Initiative Rapps eine Sitzung der Fraktionschefs des Gemeinderates mit dem Vorstand der RFK geben, darunter auch Graf.
„Ich stehe hundertprozentig zur Rutenfestkommission, zum Beirat und zum Vorstand. Es geht alleine um den Vorsitzenden“, so Rapp. Dieser
habe dem Rutenfest einen schweren Imageschaden zugefügt: „Das Verhalten von Dieter Graf hat zu Diskussionen geführt, die die Stadt tief gespalten haben. Ich will aber ein unpolitisches Fest, das Rutenfest ist ein Fest der Einheit.“Deshalb müsse es jetzt um die Frage gehen, wie „wir weiteren Schaden abwenden können“. Rapp hat zuvor nach eigenem Bekunden mit Graf auch unter vier Augen gesprochen. Ob dieser von seinem Amt zurücktreten werde, mochte er nicht kommentieren: „Dieter Graf entscheidet für sich. Die Rutenfestkommission entscheidet über ihren Vorsitzenden. Ich würde mir sehr eine gute Lösung für die Zukunft wünschen.“Im März stünden eigentlich Neuwahlen an.
Wie mehrfach berichtet, hatte Dieter Graf am Rutensonntag den Veranstaltern der „Querdenker“-Demo das Rutenfesthaus als Stützpunkt zur Verfügung gestellt und in einem auf Youtube verbreiteten Video Kritik an der Corona-Politik und der Absage des Rutenfests zugestimmt. Die Stadt hatte versucht, die Demo an diesem Tag zu verhindern, nachdem sie mit viel Aufwand zuvor bei den Ravensburgern dafür geworben hatte, größere Feiern wegen der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus zu unterlassen.
Harsche Kritik am Chef der RFK hatte es von den beiden Landtagsabgeordneten, Bürgermeister Blümcke, mehreren Fraktionen des Gemeinderates, den Schulleitern und dem Schülerrat gegeben. Auch der Vorstand der Rutenfestkommission hatte sich danach von einem „Alleingang“Grafs sowie dessen inhaltlichen Aussagen distanziert.
Nachdem im Zusammenhang mit der Kritik am Vorsitzenden mehrere Fraktionen des Gemeinderates zudem die Frage aufgeworfen hatten, was mit dem Zuschuss der Stadt an den Verein passiert sei, nachdem das Rutenfest 2020 wegen der CoronaPandemie abgesagt worden war, hat der Oberbürgermeister eine „lückenlose Kassenprüfung aller Einnahmen und Ausgaben im Jahr 2020“der Rutenfestkommission durch die Stadtverwaltung angekündigt.