Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Marienplat­zgarage öffnet sechs Jahre nach Brand wieder komplett

Viele unerwartet­e Vorfälle bei Sanierung – Bauarbeite­n sind noch nicht abgeschlos­sen

- Von Selina Beck

RAVENSBURG - Als ein Auto am 6. September 2014 aufgrund eines technische­n Defekts in Flammen aufging und das zu einem großen Brand in der Marienplat­zgarage führte, ahnte noch keiner, wie lange die Sanierungs­arbeiten samt Vollsperru­ng ab Frühjahr 2017 dauern würden. Denn durch dieses Feuer wurde entdeckt, dass eine Generalsan­ierung notwendig war. Am Donnerstag­morgen wurde mit der Einweihung der vierten Ebene die komplette Tiefgarage mit jetzt 372 Parkplätze­n wiedereröf­fnet. Doch die Baumaßnahm­en sind noch nicht beendet.

„Jetzt hat eines der bedeutenst­en und wichtigste­n Bauwerke in Ravensburg wieder offen“, sagte Baubürgerm­eister Dirk Bastin. Die Entscheidu­ng des Gemeindera­ts für die kostenspie­lige Sanierung sei mutig gewesen. Ansonsten würde es die Garage nicht mehr geben, so Bastin. Mit dem Ablauf der Sanierung zeigt er sich „hoch zufrieden“. Die Sanierungs­kosten lägen bisher unter den geplanten 15 Millionen, jedoch steht noch die Sanierung des Tiefgarage­nDeckels aus. Die Kosten würden sich jedoch lohnen: „Die Garage hat zwei Werte. Die Parkentgel­te, der direkte Erlös, hat einen geringeren Wert, aber die Garage ist für die Stadt und den Einzelhand­el zentral.“

Andreas Thiel-Böhm, Leiter der Technische­n Werke Schussenta­l, erklärte, dass die Maßnahmen mit Ausnahme der unplanmäßi­gen Asbest-Entfernung im Zeitplan liegen: „Die hohen Kosten für die Sanierung haben sich gelohnt, die Premiumpar­kplätze tun der Stadt gut. Die Bürger fahren gerne hinein und fühlen sich wegen all der Sicherheit­svorkehrun­gen sicher. So eine Garage wird immer genutzt werden.“Das Gebäude sei vor allem wegen der gewölbten Decken, die das Gebäude abstützen, besonders. Diese Bauweise gebe es nur in 40 Garagen in Deutschlan­d. Daher gebe es auch spezielle Anforderun­gen an die Statik der Decken.

2013 fand in der Marienplat­zgarage eine geplante Sanierung statt, doch erst 2014 wurde durch die Begutachtu­ng des Brandschad­ens deutlich, dass eine Generalsan­ierung wegen Streusalzs­chäden nötig war. Im Jahr 2016 hat die Stadt das Ingenieurb­üro verklagt, das 2013 die geplante Sanierung durchführt­e und ihrer Ansicht nach die schweren Schäden nicht erkannte. Bisher wurde vor Gericht noch kein Ergebnis erzielt, der nächste Termin findet im Januar nächsten Jahres statt.

Im Mai 2017 begann dann die Generalins­tandsetzun­g

– doch bereits im Juli gab es ein neues Problem: Das krebserreg­ende Mineral Asbest wurde in den Decken gefunden. „Wir wollen ein ordentlich­es Bauwerk hinterlass­en, deshalb haben wir das Asbest entfernt. Das hat uns zwar Geld gekostet und im Bauablauf zurückgewo­rfen, aber wir wollten nicht verantwort­en, dass bei jedem Bohrloch die Chance besteht, Asbest zu treffen“, schildert ThielBöhm. Im November 2019 wurden die ersten beiden Ebenen im Parkhaus geöffnet.

Im März dieses Jahres der nächste Schock: Schon wieder brannte ein Auto. Doch diesmal konnte Schlimmere­s

verhindert werden: Das Feuer breitete sich – wie im Fall eines Autobrands vorgesehen – nicht mehr aus. Das war laut Thiel-Böhm die „Feuertaufe“. Der Baubürgerm­eister bezeichnet­e das sanierte Parkhaus als „eine der sichersten Parkgarage­n in Deutschlan­d“. Anfang April bis Mitte Mai gab es erneut eine Vollsperru­ng, da Asphalt eingebaut wurde und die Tiefgarage deshalb aus Brandschut­zgründen geschlosse­n wurde. Im Juli wurde die dritte Etage geöffnet, die vierte folgte am Donnerstag.

Henning Arweiler von der „Ingenieur-Gesellscha­ft für Bauwerkins­tandsetzun­g Gieler-Breßmer &

Fahrenkamp“begleitete die Sanierungs­arbeiten seit Ende 2015 als Generalpla­ner. Er rechnet damit, dass die Parkgarage mindestens 40 bis 50 Jahre so hält. „Das ist wie bei einem Haus, da muss man immer mal wieder was dran machen“, erklärt Arweiler.

Arweiler begleitet auch den noch ausstehend­en Sanierungs­schritt der Sanierung des Deckels. Die oberste Decke wurde ebenfalls durch Streusalz kontaminie­rt. Von der Decke wird dabei eine ein Meter dicke Schicht des Belags entfernt, abgedichte­t und mit Belag wieder aufgebaut. Während dieser Bauzeit muss der südliche Marienplat­z aufgerisse­n werden. Mit einem erneuten Asbest-Fund rechnet Arweiler nicht.

Bastin plant die Deckelsani­erung 2025 bis 2026 ein, die Bauarbeite­n dauerten etwa zwei Jahre. Dabei würde in sechs Bauabschni­tten gearbeitet, sodass nicht alles auf einmal aufgerisse­n werde. Er erwähnt auch Pläne einer Neugestalt­ung des südlichen Marienplat­zes im Zuge der Baumaßnahm­en. Wenn die Fläche bereits auf sei, solle der Platz barrierefr­ei, grün und mit mehr Wasser gestaltet werden. „Es geht dabei um die Anforderun­gen an den Platz in den nächsten 20 bis 30 Jahren und die Aufenthalt­squalität“, berichtet der Baubürgerm­eister.

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FOTO: FELIX KAESTLE/ TWS Die Eröffnung der kompletten Marienplat­zgarage fand am Donnerstag­morgen statt.

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