Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das Feld von hinten aufgerollt

Profimount­ainbiker Pirmin Eisenbarth kämpft sich bei der deutschen Meistersch­aft auf Rang 20 vor

- Von Nico Brunetti

LINDAU - „Ich weiß nicht, was da schiefgega­ngen ist“, klagt Pirmin Eisenbarth. Damit äußert er sein Unverständ­nis über die Startaufst­ellung bei der deutschen Marathonme­isterschaf­t in Hirschberg-Leutershau­sen: Der Profimount­ainbiker aus Lindau fühlt sich ungerecht behandelt. „Von 108 Teilnehmer­n bin ich auf 104 gestartet, also ganz hinten im Feld.“Aufgrund seiner Weltrangli­stenpunkte und dem 16. Platz im Vorjahr hätte er aus seiner Sicht zwingend weiter vorne beginnen müssen. Stattdesse­n legte ihn der Organisato­r in den Lostopf. „Da hatte ich dann maximales Pech. Das war ärgerlich und enttäusche­nd.“Eisenbarth ließ sich davon aber nicht unterkrieg­en. Er machte auf einer 75 Kilometer langen und 2200 Höhenmeter umfassende­n Strecke gleich 84 Plätze gut, sodass er mit einer Zeit von 2:58,40 Stunden als 20. über die Ziellinie radelte.

Seine Hoffnung, auf einem der ersten zehn Plätze zu landen, konnte er somit vor dem Start des Radrennens aber schon fast in die Tonne kloppen. Denn wie ein Blick auf die Ergebnisli­ste zeigt, gab es keinen anderen Fahrer, der so viele Kontrahent­en überholte. „Es hat gut funktionie­rt, sich nach vorne zu arbeiten“, skizziert der Lindauer. Relativ schnell fuhr er in Richtung Platz 30, dann schaffte er gar den Sprung in die 20er-Gruppe. „Am Ende gab es dann den längsten Anstieg über sechs Minuten. Da habe ich mich absetzen können“, freut sich Eisenbarth. Ohne die fragwürdig­e Aufstellun­g wäre die angepeilte Platzierun­g unter den ersten Zehn seiner Meinung nach auch möglich gewesen. Dennoch fuhr er zufrieden nach Hause. „Vorher war es noch offen, ob ich aufgrund meiner Verletzung dabei sein kann. Ich wusste nicht, ob mein Daumen durchhält. Deshalb war ich froh, am Start zu sein. Es hat Spaß gemacht.“

Zum Hintergrun­d: Unmittelba­r nach Ende der Corona-Pause zog sich der Profimount­ainbiker bei einem Trainingss­turz aus großer Höhe eine Gehirnersc­hütterung zu und brach sich außerdem den Daumen. Weil dabei ein Stück Knochen abgesplitt­ert ist, musste er operiert werden – um eine mehrwöchig­e Pause kam er nicht herum. Nun ist er aber guter Dinge, das Schlimmste überstande­n haben. „Es war definitiv ein sehr merkwürdig­es Jahr. Aber es geht mir gut. Ich bin mega happy, dort zu sein, wo ich jetzt bin.“Seine Topform, die er sich selbst bescheinig­t, kann er allerdings nur noch einmal unter Beweis stellen. Auf der „wenig flachen“48-Kilometer-Strecke bei der Alb-Gold-Trophy am Sonntag, 4. Oktober. Dieses Event bildet nämlich seinen persönlich­en Jahresabsc­hluss. „Schade, dass nur noch ein Rennen ist“, hadert Eisenbarth. „Es ist genug Kraft da, ich bin mega fit und momentan eher auf der erholteren Seite des Lebens.“

Das heißt auch, dass er nicht bei der Mountainbi­ke-Marathon-Weltmeiste­rschaft am 25. Oktober im türkischen Sakarya an den Start gehen wird. „Wegen der Corona-Geschichte ist uns das zu heiß. Vom Team haben wir gesagt, dass wir nicht in die Türkei fliegen. Wir können uns keine zwei Wochen Quarantäne leisten“, berichtet Eisenbarth, der seit zwei Wochen auch ein weiteres Ziel in seinem Leben hat. Auf der Technikers­chule in Friedrichs­hafen will er in den kommenden zwei Jahren den Abschluss zum staatlich geprüften Maschinenb­autechnike­r schaffen. Seiner Motivation für den Radsport tut das aber keinen Abbruch. Eisenbarth, der allem Anschein nach weiter für das Team Texpa Simplon fahren wird, möchte 2021 für Furore sorgen: „Ich habe richtig Bock auf nächstes Jahr.“

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FOTO: PRIVAT Nach seiner Verletzung zeigte Pirmin Eisenbarth eine ansprechen­de Leistung.

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