Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das Feld von hinten aufgerollt
Profimountainbiker Pirmin Eisenbarth kämpft sich bei der deutschen Meisterschaft auf Rang 20 vor
LINDAU - „Ich weiß nicht, was da schiefgegangen ist“, klagt Pirmin Eisenbarth. Damit äußert er sein Unverständnis über die Startaufstellung bei der deutschen Marathonmeisterschaft in Hirschberg-Leutershausen: Der Profimountainbiker aus Lindau fühlt sich ungerecht behandelt. „Von 108 Teilnehmern bin ich auf 104 gestartet, also ganz hinten im Feld.“Aufgrund seiner Weltranglistenpunkte und dem 16. Platz im Vorjahr hätte er aus seiner Sicht zwingend weiter vorne beginnen müssen. Stattdessen legte ihn der Organisator in den Lostopf. „Da hatte ich dann maximales Pech. Das war ärgerlich und enttäuschend.“Eisenbarth ließ sich davon aber nicht unterkriegen. Er machte auf einer 75 Kilometer langen und 2200 Höhenmeter umfassenden Strecke gleich 84 Plätze gut, sodass er mit einer Zeit von 2:58,40 Stunden als 20. über die Ziellinie radelte.
Seine Hoffnung, auf einem der ersten zehn Plätze zu landen, konnte er somit vor dem Start des Radrennens aber schon fast in die Tonne kloppen. Denn wie ein Blick auf die Ergebnisliste zeigt, gab es keinen anderen Fahrer, der so viele Kontrahenten überholte. „Es hat gut funktioniert, sich nach vorne zu arbeiten“, skizziert der Lindauer. Relativ schnell fuhr er in Richtung Platz 30, dann schaffte er gar den Sprung in die 20er-Gruppe. „Am Ende gab es dann den längsten Anstieg über sechs Minuten. Da habe ich mich absetzen können“, freut sich Eisenbarth. Ohne die fragwürdige Aufstellung wäre die angepeilte Platzierung unter den ersten Zehn seiner Meinung nach auch möglich gewesen. Dennoch fuhr er zufrieden nach Hause. „Vorher war es noch offen, ob ich aufgrund meiner Verletzung dabei sein kann. Ich wusste nicht, ob mein Daumen durchhält. Deshalb war ich froh, am Start zu sein. Es hat Spaß gemacht.“
Zum Hintergrund: Unmittelbar nach Ende der Corona-Pause zog sich der Profimountainbiker bei einem Trainingssturz aus großer Höhe eine Gehirnerschütterung zu und brach sich außerdem den Daumen. Weil dabei ein Stück Knochen abgesplittert ist, musste er operiert werden – um eine mehrwöchige Pause kam er nicht herum. Nun ist er aber guter Dinge, das Schlimmste überstanden haben. „Es war definitiv ein sehr merkwürdiges Jahr. Aber es geht mir gut. Ich bin mega happy, dort zu sein, wo ich jetzt bin.“Seine Topform, die er sich selbst bescheinigt, kann er allerdings nur noch einmal unter Beweis stellen. Auf der „wenig flachen“48-Kilometer-Strecke bei der Alb-Gold-Trophy am Sonntag, 4. Oktober. Dieses Event bildet nämlich seinen persönlichen Jahresabschluss. „Schade, dass nur noch ein Rennen ist“, hadert Eisenbarth. „Es ist genug Kraft da, ich bin mega fit und momentan eher auf der erholteren Seite des Lebens.“
Das heißt auch, dass er nicht bei der Mountainbike-Marathon-Weltmeisterschaft am 25. Oktober im türkischen Sakarya an den Start gehen wird. „Wegen der Corona-Geschichte ist uns das zu heiß. Vom Team haben wir gesagt, dass wir nicht in die Türkei fliegen. Wir können uns keine zwei Wochen Quarantäne leisten“, berichtet Eisenbarth, der seit zwei Wochen auch ein weiteres Ziel in seinem Leben hat. Auf der Technikerschule in Friedrichshafen will er in den kommenden zwei Jahren den Abschluss zum staatlich geprüften Maschinenbautechniker schaffen. Seiner Motivation für den Radsport tut das aber keinen Abbruch. Eisenbarth, der allem Anschein nach weiter für das Team Texpa Simplon fahren wird, möchte 2021 für Furore sorgen: „Ich habe richtig Bock auf nächstes Jahr.“