Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Altes Zahngold für einen guten Zweck
Ravensburger Zahnarztpraxis unterstützt das Hospiz Schussental
RAVENSBURG - In Zeiten von Corona ist auch für die Hospize der Mehraufwand erheblich. Die Einhaltung des Hygienekonzeptes und die teure Schutzausrüstung belasten das ohnehin schon knappe Budget. Eine Spende in Höhe von 8000 Euro, die die Ärzte Anton Abler, Radovan Roknic und Robert Stauss an die Hospiz Stiftung Schussental überreichten, ist in diesen Zeiten besonders willkommen.
Hans Kiderlen, Koordinator im Vorstand der Stiftung, nahm den Scheck mit Freude entgegen. Die Stiftung finanziert in Gänze den jährlichen Verlust des Hospizes. Der Hintergrund: Nur 95 Prozent der Personal- und Sachkosten eines Hospizes
werden von den Krankenkassen übernommen. Ein verbleibender „Abmangel“von fünf Prozent ist per Gesetz vorgegeben. Die Hospizstiftung Schussental ist der Bürgerstiftung Kreis Ravensburg zugeordnet und vollkommen auf Spenden angewiesen. Thomas Radau, der Leiter des Hospizes Schussental Casa Elisa in der Ravensburger Nikolausstraße, berichtet von einem erheblichen Mehraufwand in diesen Zeiten: „Unglaubliche Mengen an Schutzausrüstung werden benötigt und das läuft echt ins Geld. Zurzeit sind Handschuhe exorbitant teuer. Das ist lästig und macht viel Aufwand.“Auch für die Mitarbeiter ist das Anlegen der Schutzausrüstung ein großer zeitlicher Mehraufwand. „Schutzkittel anziehen, Maske wechseln, Handschuhe
anziehen, Visier/Schutzbrille anlegen) – und dann in dieser Montur dann arbeiten: pflegen, duschen, verbinden…“. Radau bezeichnet es als großes Glück, dass bis jetzt weder bei Gästen noch bei Mitarbeitern positive Coronafälle zu vermelden waren. Das Hospiz ist nahezu voll belegt.
Zusätzliche finanzielle Mittel zur Unterstützung des Hospizes steuern Kiderlen und zirka 25 weitere freiwillige Helfer wie Johann Stroh (SZ berichtete) mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit im Ravensburger Weinberg bei. Im Schnitt der vergangenen Jahre konnten zwischen 15 000 und 18 000 Euro überwiesen werden. Der Erlös des Weißweins, des Ravensburger Secco, geht zu 100 Prozent an die Stiftung. Gespannt darf man auf die Neukreation Secco Rosè sein. Beide Weine sind ab März/April nächsten Jahres erhältlich. Der jetzige Jahrgang ist ausverkauft.
Die Ärzte der Mund-Kiefer- Gesichtschirurgie, Implantologie und Ästhetischen Chirurgie hatten in ihrer Praxis über ein Jahr altes Zahngold gesammelt, das ihnen die Patienten für diesen guten Zweck zur Verfügung gestellt hatten. Bereits zum zweiten Mal spendet die Praxis für das Hospiz. Robert Stauss: „Ich finde, dass das Hospiz mit der Begleitung und Pflege von Sterbenden einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leistet. Viele Angehörige wären mit der enormen Aufgabe einfach überlastet, räumlich, finanziell und emotional.“„Dem pflichte ich bei,“ergänzt Radovan Roknic. „Viele Familien leben getrennt oder sie sind aufgrund der Globalisierung räumlich so weit auseinander, dass die Sterbebegleitung eines Angehörigen fast nicht möglich wäre.“Anton Abler dazu: „Ich finde es prima, wenn Patienten aus der Region etwas in die Region zurückgeben.“