Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kein Biathlon-Auslaufmodell – ein Genießer
Erik Lesser läuft und schießt sich in Kontiolahti aufs Podest – Denise Herrmann beginnt die Saison wechselhaft
Weltcup in Kuusamo/Ruka Männer, 15 km klassisch: 1. Klaebo (Norwegen) 34:04,6 Min., 2. Tscherwotkin (Russland) 15,2 Sek. zur., 3. Bolschunow (Russland) 18,0, 27. Bögl (Gaißach) 1:30,1 Min. zur., 36. Dobler (Traunstein) 1:47,6, 46. Eisenlauer (Sonthofen) 2:04,2, 48. Katz (Baiersbronn) 2:10,7, 49. Moch (Isny) 2:13,4,
51. Notz 2:17,5. – 15 km Verfolgung Freistil:
1. Klaebo 35:09,8 Min., 2. Bolschunow 0,7 Sek. zur., 3. Iversen (Norwegen) 3,0, 25. Bögl 1:49,2 Min. zur., 33. Dobler 2:25,2, 34. Notz 2:25,8, 40. Katz 2:47,3, 44. Moch 3:06,5,
57. Eisenlauer 4:17,7. – Weltcup-Stand (nach 3 v. 31 Wettbewerben): 1. Klaebo 296 Pkte., 2. Bolschunow 257, 3. Iversen 219. Frauen, 10 km klassisch: 1. Johaug (Norwegen) 25:01,4 Min., 2. Karlsson (Schweden) 21,8 Sek. zur., 3. Andersson (Schweden) 26,0, 18. Hennig (Oberwiesenthal) 1:15,7 Min. zur., 20. Carl (Zella-Mehlis) 1:22,7,
37. Fink (Münsingen) 1:53,5, 44. Krehl (Oberstdorf) 2:16,8, 45. N. Herrmann (Bockau) 2:19,3, 49. Gimmler (Oberstdorf) 2:27,2. – 10 km Verfolgung Freistil: 1. Johaug 25:06,2 Min., 2. Sorina (Russland) 47,0 Sek. zur., 3. Andersson 48,6, 20. Hennig 2:26,1, 31. Fink 3:17,8, 37. Krehl 3:59,2,
41. Gimmler 4:02,8, 49. N. Herrmann 4:23,5; ausgeschieden: Carl. – Weltcup-Stand (nach 3 v. 31 Wettbewerben): 1. Johaug 301 Pkte., 2. Sorina 252, 3. Andersson 203.
KONTIOLAHTI (dpa/SID) - Erik Lesser ist zurück in der Weltspitze, für Denise Herrmann ist das Gelbe Trikot nach einem Aussetzer am Schießstand erst einmal weit weg. Nachdem die beste deutsche Biathletin beim Saisonauftakt-Einzel im finnischen Kontiolahti ihren achten Karrieresieg nur um die Winzigkeit von 0,8 Sekunden verpasst hatte und Zweite geworden war, schoss sie sich am Sonntag im Sprint mit drei Fehlern aus dem Rennen. „Ich habe mich nicht schlecht gefühlt. Aber ab Schuss sieben muss es im Kopf bei mir irgendwas umgehauen haben. Ich hatte keine richtige Kontrolle mehr“, sagte die 31-Jährige nach Platz 38. Dennoch kann sie mit einem guten Gefühl in den zweiten Teil des Finnland-Weltcups gehen – genau wie Erik Lesser, der mit seinem ersten Podestplatz seit drei Jahren gezeigt hat, dass er noch lange kein Auslaufmodell ist.
Bei den Sprintsiegen am Sonntag im coronabedingt leeren Stadion durch den Norweger Johannes Thingnes Bö und die Schwedin Hanna Öberg waren Olympiasieger Arnd Peiffer als Siebter, der Einzel-Dritte Lesser auf Rang neun und Maren Hammerschmidt als Neunte beste Deutsche. „Ich bin richtig happy“, sagte die 31-Jährige, die die vergangene Saison wegen einer Knöchelverletzung verpasst hatte, nach ihrem starken Comeback. Sie holte wie Peiffer, Lesser und Herrmann die WM-Norm.
Herrmann war als eine der Topfavoritinnen gestartet und hätte erstmals in ihrer Karriere die Führung im Gesamtweltcup übernehmen können. Doch über die 7,5 Kilometer klappte es, anders als beim schießlastigeren
Einzel, wo sie nur einen ihrer 20 Schüsse daneben setzte, nicht. Stehend ließ sie drei Scheiben stehen. „Jetzt muss man es gut analysieren und abhaken“, sagte Herrmann.
Als Gewinner geht vor allem Lesser in den am Donnerstag beginnenden zweiten Teil des Finnland-Weltcups. Denn nach einer schweren Vorsaison mit Schlüsselbeinbruch in der Vorbereitung und später massiven Rückenproblemen bewies er nun, dass er noch mithalten kann. „Ich genieße es einfach. Aber ich weiß, dass es nächste Woche wieder anders aussehen kann“, sagte Lesser, der sich erst in den internen Ausscheidungsrennen für den Weltcup qualifiziert und Simon Schempp verdrängt hatte. In der Vorsaison war Lesser zwischenzeitlich in den zweitklassigen IBU-Cup versetzt worden – holte dann aber als WM-Ersatzmann in Antholz gleich zwei Medaillen.
Nun legte er mit seinem ersten Einzel-Podest seit dem 17. Dezember 2017 eindrucksvoll nach. Vielleicht auch, weil trotz seines Ehrgeizes Sport für ihn nicht mehr das Allerwichtigste im Leben ist. „Ich weiß, wie es nach meiner Sportkarriere weitergeht, kann mit Niederlagen umgehen. Vielleicht gibt mir das die Ruhe und Gelassenheit“, sagte der Familienvater, der eine Trainerlaufbahn anstrebt. Für Ex-Weltmeister Benedikt Doll hingegen läuft es nach den Plätzen 29 und 32 noch nicht rund. „Meine Form ist noch nicht hundertprozentig“, sagte der 30-jährige Schwarzwälder und haderte mit „mehreren Faktoren“. Die Sieger im Einzel: Dorothea Wierer (Italien) und der Norweger Sturla Holm Lägreid.