Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Aus der Quarantäne ins Derby
Lindau Islanders empfangen den ECDC Memmingen
LINDAU/MEMMINGEN - Eigentlich wäre es ein Festtag für Eishockeyfans geworden: Derby, am Nikolaustag, Lindau gegen Memmingen. Doch in diesem Jahr ist eben alles etwas anders, auch in der Eishockey-Oberliga Süd. Statt vor vollen Rängen in der Eissportarena im Eichwald aufzulaufen, werden sich die beiden Mannschaften am Sonntag (18 Uhr) in der Stille am Bodensee duellieren.
Auch die Vorzeichen geben wenig Hoffnung auf ein ausgeglichenes, spannendes Derby. Während die Lindau Islanders nach der Covid-19-Erkrankung nahezu aller Spieler mehr als zwei Wochen in Quarantäne waren und erst seit wenigen Tagen wieder gemeinsam trainieren können, sind die Indians voll im Fluss und reisen mit dem Selbstvertrauen eines Tabellendritten an – auch wenn sie am Freitagabend eine bittere 0:3-Niederlage im Allgäuderby gegen den EV Füssen hinnehmen mussten. Vor allem aber das 6:1 beim Topteam aus Deggendorf am vergangenen Sonntag und das 4:2 unter der Woche gegen Rosenheim ließen aufhorchen. „Wir haben die Spiele über Sprade angeschaut“, sagt Islanders-Trainer Gerhard Puschnik und lobt den Gegner. „Sie haben einen verdammt guten Kader.“
Auch die eigenen Reihen haben die Lindauer noch mal verstärkt. Nach dem schwachen Saisonstart mit drei Niederlagen reagierten die Verantwortlichen und holten zunächst den DEL2-erfahrenen Center Mark Heatly, in dieser Woche kamen Verteidiger Patrick Raaf-Effertz und Stürmer Nikolas Oppenberger dazu. Das Problem: Alle drei Spieler mussten sich in den vergangenen Wochen und Monaten eigenständig fithalten und konnten nur kurz mit der Mannschaft trainieren. Das seien natürlich nicht die optimalen Voraussetzungen,
gibt Islanders-Trainer Puschnik zu. „Aber wir sind der Meinung, dass wir die richtigen Puzzleteile gefunden haben.“
Dass die Lindauer zuletzt nochmal fleißig auf dem Transfermarkt unterwegs waren, liegt auch daran, dass sie in den kommenden Wochen auf einen Großteil der Förderlizenzspieler der Towerstars aus Ravensburg verzichten müssen. Der Kooperationspartner der Islanders musste einige seiner Spieler zurück in die DEL geben, sowie zwei Spieler zur U20-Nationalmannschaft abstellen. Deshalb sind Alexander Dosch, Sebastian Hon, Eric Bergen und Goalie Nikita Quapp vorerst im DEL2-Team der Towerstars eingeplant. Der EVLTrainer möchte deshalb auch nicht ausschließen, dass die Lindauer noch einmal zuschlagen werden. „Wir werden den Markt weiter beobachten und wenn es ein Schnäppchen gibt, sagen wir sicher nicht nein.“
Zunächst gilt der Fokus aber dem Derby gegen den ECDC Memmingen: „Wir sind topmotiviert“, sagt der Östereicher und gibt sich selbstbewusst. „Wenn jeder alles gibt, was er kann, dann können wir jeden schlagen.“Ein Festtag für die Lindauer Fans ist also doch nicht gänzlich ausgeschlossen.