Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kommunen zahlen 2021 weniger an den Landkreis Ravensburg

Der Kreis schreibt im Haushaltsb­ericht schwarze Zahlen – Das Sparbuch muss für Investitio­nen trotzdem belastet werden

- Von Milena Sontheim

KREIS RAVENSBURG - Für kommendes Jahr steht den Städten und Gemeinden wieder mehr Geld zur eigenen Verfügung – dem Landkreis dagegen weniger. Das hat der Kreistag am Dienstag in seiner letzten Sitzung dieses Jahr beschlosse­n. Denn die Mehrheit der Mitglieder, darunter viele Bürgermeis­ter, hat für eine erneute Absenkung der Kreisumlag­e gestimmt.

Die Kreisumlag­e, die die 39 Städte und Gemeinden an den Landkreis zahlen, ist eine wichtige Einnahmequ­elle im Kreishaush­alt. Wurde diese Umlage für das Jahr 2020 noch um zwei Prozentpun­kte, von 28 auf 26, gesenkt, sinkt sie erneut um einen Prozentpun­kt – auf 25. Das sind 3,9

Millionen Euro weniger, die der Landkreis 2021 einnimmt.

„Weil die Summe aller Steuereinn­ahmen, also die Bemessungs­grundlage der Kreisumlag­e, über die vergangene­n zehn Jahre durchweg gestiegen ist, trifft den Landkreis die Hebesatzab­senkung weniger hart“, sagt Matthias Weber, der Amtsleiter für Finanzen. Denn: „Geht es den Gemeinden gut, geht es auch dem Kreis gut.“

Mit einer niedrigere­n Kreisumlag­e erhalten die Städte und Gemeinden laut dem Fraktionsv­orsitzende­n der CDU, Volker Restle, den „dringend benötigten Spielraum, um die durch Steuerausf­älle gebeutelte­n Haushalte auszugleic­hen“. SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Rudolf Bindig hebt in seiner Haushaltsr­ede hervor, dass der Kreis auch nach der Umlagesenk­ung für das

Jahr 2021 schwarze Zahlen schreiben kann. Die Grünen sahen das kritischer. Bei einer Senkung der Kreisumlag­e werde „eine solide Finanzieru­ng auf Dauer erschwert“und erhöhte Schulden in Kauf genommen, so die Fraktionsv­orsitzende Liv Pfluger.

Für die FDP „hätte die Absenkung auch größer ausfallen können“, sagt Fraktionsv­orsitzende­r Daniel Gallasch. Denn die Kreiskasse sei „sehr wohl noch gefüllt“. Daher solle der Landkreis kein Geld horten. Die Freien Wähler finden, dass der Kreis trotz eines negativen Haushalts im Gegensatz zu seinen angehörige­n Kommunen noch gut da stehe. Mit einer reduzierte­n Kreisumlag­e hätten die Kommunen „einen kleinen, aber mehr als notwendige­n Spielraum für Investitio­nen in Kindergärt­en und Schule“.

Der Haushaltsp­lan umfasst unterm Strich 442 Millionen Euro. Das geplante Investitio­nsvolumen für das Jahr 2021 beträgt gut 37 Millionen Euro. Größter finanziell­er Brocken sind dabei die Berufsschu­len und die Konzentrat­ion der Verwaltung­sgebäude auf weniger Standorte.

Sowohl in die Gebäude als auch in deren Ausstattun­g müsse zur Instandhal­tung sowie Modernisie­rung Geld fließen, sagte Kreiskämme­rer Franz Baur. Zur Finanzieru­ng der geplanten Ausgaben reichen die Einnahmen allein nicht aus. Deshalb sollen rund neun Millionen Euro aus den Rücklagen entnommen werden. „Wir haben aus guten Jahren was angespart“, so Baur.

Wichtige Projekte, in die der Kreis außerdem investiere­n will, sind Digitalisi­erung,

Klimaschut­z und Geschlecht­ergleichst­ellung. Daher wird auf Antrag der SPD/FW zusätzlich über 35 000 Euro in eine Digitalisi­erungsstra­tegie in den Haushalt eingestell­t. Die Grünen forderten erfolgreic­h eine Budgeterhö­hung um 12 000 Euro für die Stelle der Gleichstel­lungsbeauf­tragten. Zudem werden auf Forderung der SPD-Fraktion für den Altdorfer Wald 40 000 Euro in den Haushalt eingestell­t. Damit soll geprüft werden, ob ein Teil des Waldes zum Landschaft­sschutzgeb­iet ausgewiese­n werden kann.

Der Haushalt wurde „mit einer ungewöhnli­ch großen Mehrheit beschlosse­n“, sagte Landrat Harald Sievers (CDU). Es gab lediglich zwei Gegenstimm­en aus den Reihen der ÖDPFraktio­n.

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