Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Forst verbietet Waldkita beim Hofgut
Wegen des Sicherungsaufwands keine Freigabe – Alternativstandort bereits gefunden
WEINGARTEN - Der neue Waldkindergarten in Nessenreben wird nicht wie ursprünglich geplant beim Hofgut realisiert, sondern wird im Weingartener Stadtwald entstehen. Das hat Rainer Beck, städtischer Fachbereichsleiter für Gesellschaft, Bildung und Soziales auf SZ-Anfrage bestätigt. Entscheidend war letztlich eine Absage des Forst Baden-Württemberg. Während sich die Stadtverwaltung – auch aufgrund des immensen Zeitdrucks – bereits mit dem neuen Standort arrangiert und gar schon Tatsachen geschaffen hat, ärgert SPD-Fraktionsvorsitzende Doris Spieß das Nicht-Einbeziehen des Gemeinderates und sorgt sich um die Sicherheit der Kinder. „Da ist einiges schief gelaufen“, sagt sie.
Doch der Reihe nach: Im Mai dieses Jahres hatte der Weingartener Gemeinderat mehreren Beschlussvorschlägen der städtischen Verwaltung zugestimmt, die das Problem der fehlenden Kita-Plätze zumindest teilweise lösen sollten. Ein Punkt dabei: Die Neueinrichtung einer Wald- und einer Wichtelgruppe für Kinder zwischen zwei und sechs Jahren beim Hofgut Nessenreben unter der Trägerschaft der Johanniter-Unfall-Hilfe.
Und genau diesen Beschluss wollte die Stadtverwaltung auch umsetzen, weswegen mehrfach eine Begehung – auch mit Vertretern des Forstes – der großen Wiese beim Hofgut und dem angrenzenden Wald in Richtung Stiller Bach stattfand. Doch trotz anfänglich positiver Signale lehnte der Forst diesen Standort ab und verwehrte der Stadt die Nutzung des Staatswaldes. Als Begründung wurde vor allem der erhöhte sogenannte Verkehrssicherungsaufwand genannt. Das bezieht sich vor allem auf die angrenzenden Bäume, die bei Starkwind potenziell gefährlich für die Kinder sein könnten.
„Zunächst waren wir von der Entscheidung des Landesforsts überrascht, da bei anfänglichen Ortsterminen keine Bedenken geäußert wurden“, sagt Beck, der sich aber auch schnell mit dem neuen Vorschlag anfreunden konnte: Eine Fläche im Weingartener Stadtwald, die vom Freibadparkplatz aus recht gut in Richtung der Bike-Anlage erreichbar ist.
Da der Alternativstandort im Stadtwald sowohl aus Sicht der Stadt als auch aus Sicht der Johanniter-Unfall-Hilfe als Kita-Träger ebenfalls gut infrage kommt, haben wir auch aufgrund des zeitlichen Drucks von einem Widerspruch gegen die Entscheidung von Forst BW abgesehen“, erklärt Beck, der die zwei neuen Bauwägen (die Kosten für die Anschaffung und Erstausstattung lagen bei rund 140 000 Euro) direkt am neuen Standort abstellen ließ – in direkter Nähe zu einigen sehr hohen Bäumen.
Und genau das sieht Stadträtin Spieß als Problem. Schließlich ist nun die Stadt für die Sicherheit verantwortlich. „Nun stehen die beiden Wägen direkt unter den Bäumen. Der Sicherheitsabstand ist nun noch viel geringer“, mahnt sie. Auch bürge die Nähe zur Bike-Anlage eine „ziemliche Gefahr“. Das sieht die Stadt etwas anders. Zwar könnten die BikeAnlagen sicherheitsrelevant sein. „Da der Waldkita-Betrieb allerdings ausschließlich am Vormittag stattfindet und die Freizeitnutzung sich überwiegend in der zweiten Tageshälfte abspielt, sehen wir hier keine Probleme“, sagt Beck. „Zudem verläuft der Weg vom Freibadparkplatz zum Waldkita-Standort gerade und ist sehr gut einsehbar.“
Ohnehin kann die Verwaltung dem neuen Standort einiges abgewinnen. So erleichtere die Nähe zum Freibadparkplatz den Eltern das Abholen
Rainer Beck, städtischer Fachbereichsleiter für Gesellschaft, Bildung und Soziales
und Bringen der Kinder. Auch hätte es beim Hofgut mit Blick auf die Nutzung, beispielsweise durch das Umsonst-und-Draußen-Festival (U&D) oder das Jugenzeltlager, wohl mehr Konflikte gegeben. „Auch wenn das Hofgut auf den ersten Blick idyllisch erscheint, ist doch der Wald das entscheidende Kriterium. Und der ist für den Nachwuchs im Stadtwald nicht minder interessant, sagt Beck.
Stadträtin Spieß vermisst am neuen Standort dagegen die Infrastruktur, wie Strom, Wasser oder sanitäre Anlagen. Schließlich seien das maßgebliche Faktoren für die Entscheidung des Gemeinderates für das Hofgut gewesen. „Die ganze Infrastruktur an der neuen Stelle fehlt“, moniert Spieß, die mit Blick auf den Zeitdruck – bereits Mitte Januar soll die Waldkita ihren Betrieb aufnehmen – zwar Verständnis für die rasche Entscheidung der Verwaltung hat, sich aber gewünscht hätte, dass der Gemeinderat in den Prozess mit einbezogen worden wäre: „Es wurden gleich Nägel mit Köpfen gemacht.“
„Zunächst waren wir von der Entscheidung des Landesforsts überrascht.“