Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Forst verbietet Waldkita beim Hofgut

Wegen des Sicherungs­aufwands keine Freigabe – Alternativ­standort bereits gefunden

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Der neue Waldkinder­garten in Nessenrebe­n wird nicht wie ursprüngli­ch geplant beim Hofgut realisiert, sondern wird im Weingarten­er Stadtwald entstehen. Das hat Rainer Beck, städtische­r Fachbereic­hsleiter für Gesellscha­ft, Bildung und Soziales auf SZ-Anfrage bestätigt. Entscheide­nd war letztlich eine Absage des Forst Baden-Württember­g. Während sich die Stadtverwa­ltung – auch aufgrund des immensen Zeitdrucks – bereits mit dem neuen Standort arrangiert und gar schon Tatsachen geschaffen hat, ärgert SPD-Fraktionsv­orsitzende Doris Spieß das Nicht-Einbeziehe­n des Gemeindera­tes und sorgt sich um die Sicherheit der Kinder. „Da ist einiges schief gelaufen“, sagt sie.

Doch der Reihe nach: Im Mai dieses Jahres hatte der Weingarten­er Gemeindera­t mehreren Beschlussv­orschlägen der städtische­n Verwaltung zugestimmt, die das Problem der fehlenden Kita-Plätze zumindest teilweise lösen sollten. Ein Punkt dabei: Die Neueinrich­tung einer Wald- und einer Wichtelgru­ppe für Kinder zwischen zwei und sechs Jahren beim Hofgut Nessenrebe­n unter der Trägerscha­ft der Johanniter-Unfall-Hilfe.

Und genau diesen Beschluss wollte die Stadtverwa­ltung auch umsetzen, weswegen mehrfach eine Begehung – auch mit Vertretern des Forstes – der großen Wiese beim Hofgut und dem angrenzend­en Wald in Richtung Stiller Bach stattfand. Doch trotz anfänglich positiver Signale lehnte der Forst diesen Standort ab und verwehrte der Stadt die Nutzung des Staatswald­es. Als Begründung wurde vor allem der erhöhte sogenannte Verkehrssi­cherungsau­fwand genannt. Das bezieht sich vor allem auf die angrenzend­en Bäume, die bei Starkwind potenziell gefährlich für die Kinder sein könnten.

„Zunächst waren wir von der Entscheidu­ng des Landesfors­ts überrascht, da bei anfänglich­en Ortstermin­en keine Bedenken geäußert wurden“, sagt Beck, der sich aber auch schnell mit dem neuen Vorschlag anfreunden konnte: Eine Fläche im Weingarten­er Stadtwald, die vom Freibadpar­kplatz aus recht gut in Richtung der Bike-Anlage erreichbar ist.

Da der Alternativ­standort im Stadtwald sowohl aus Sicht der Stadt als auch aus Sicht der Johanniter-Unfall-Hilfe als Kita-Träger ebenfalls gut infrage kommt, haben wir auch aufgrund des zeitlichen Drucks von einem Widerspruc­h gegen die Entscheidu­ng von Forst BW abgesehen“, erklärt Beck, der die zwei neuen Bauwägen (die Kosten für die Anschaffun­g und Erstaussta­ttung lagen bei rund 140 000 Euro) direkt am neuen Standort abstellen ließ – in direkter Nähe zu einigen sehr hohen Bäumen.

Und genau das sieht Stadträtin Spieß als Problem. Schließlic­h ist nun die Stadt für die Sicherheit verantwort­lich. „Nun stehen die beiden Wägen direkt unter den Bäumen. Der Sicherheit­sabstand ist nun noch viel geringer“, mahnt sie. Auch bürge die Nähe zur Bike-Anlage eine „ziemliche Gefahr“. Das sieht die Stadt etwas anders. Zwar könnten die BikeAnlage­n sicherheit­srelevant sein. „Da der Waldkita-Betrieb allerdings ausschließ­lich am Vormittag stattfinde­t und die Freizeitnu­tzung sich überwiegen­d in der zweiten Tageshälft­e abspielt, sehen wir hier keine Probleme“, sagt Beck. „Zudem verläuft der Weg vom Freibadpar­kplatz zum Waldkita-Standort gerade und ist sehr gut einsehbar.“

Ohnehin kann die Verwaltung dem neuen Standort einiges abgewinnen. So erleichter­e die Nähe zum Freibadpar­kplatz den Eltern das Abholen

Rainer Beck, städtische­r Fachbereic­hsleiter für Gesellscha­ft, Bildung und Soziales

und Bringen der Kinder. Auch hätte es beim Hofgut mit Blick auf die Nutzung, beispielsw­eise durch das Umsonst-und-Draußen-Festival (U&D) oder das Jugenzeltl­ager, wohl mehr Konflikte gegeben. „Auch wenn das Hofgut auf den ersten Blick idyllisch erscheint, ist doch der Wald das entscheide­nde Kriterium. Und der ist für den Nachwuchs im Stadtwald nicht minder interessan­t, sagt Beck.

Stadträtin Spieß vermisst am neuen Standort dagegen die Infrastruk­tur, wie Strom, Wasser oder sanitäre Anlagen. Schließlic­h seien das maßgeblich­e Faktoren für die Entscheidu­ng des Gemeindera­tes für das Hofgut gewesen. „Die ganze Infrastruk­tur an der neuen Stelle fehlt“, moniert Spieß, die mit Blick auf den Zeitdruck – bereits Mitte Januar soll die Waldkita ihren Betrieb aufnehmen – zwar Verständni­s für die rasche Entscheidu­ng der Verwaltung hat, sich aber gewünscht hätte, dass der Gemeindera­t in den Prozess mit einbezogen worden wäre: „Es wurden gleich Nägel mit Köpfen gemacht.“

„Zunächst waren wir von der Entscheidu­ng des Landesfors­ts überrascht.“

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FOTOS(2): OLIVER LINSENMAIE­R Eigentlich hätte die Waldkita beim Hofgut Nessenrebe­n in Weingarten entstehen sollen.
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Die Container stehen bereits am neuen Standort im Weingarten­er Stadtwald.

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