Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zwei Windparks, neun Windräder und viele Fragen
In der Region sollen zwei Windprojekte realisiert werden – Das sind die derzeitigen Planungen
KREIS RAVENSBURG - Windkraft und die dazugehörenden Windräder sind in Bad Waldsee ein besonderes Thema. Schließlich hat das geplante Projekt im Tannenbühl im Jahr 2017 die Stadt in zwei Lager geteilt und zu emotionalen Diskussionen geführt. Bekanntlich musste der Windpark wegen des Rotmilans auf Eis gelegt werden. An zwei anderen Standorten – in der Nähe von Bad Waldsee – werden indes neue Windprojekte angegangen. Die Detailplanungen stellten die Projektverantwortlichen dem Gemeinderat nun vor.
Ein Windpark soll im Röschenwald – westlich von Reute, zwischen Mochenwangen und Zollenreute – realisiert werden. Geplant sind dort vier Windräder mit einer Nabenhöhe von 166 Metern und einer Gesamthöhe von 246 Metern. Zum Vergleich: Das Ulmer Münster ist 162 Meter hoch. Die Planungen haben die WKBO (Windkraft Bodensee Oberschwaben) und der Windanlagenhersteller Enercon aus Aurich übernommen. Wie am Abend von WBKO-Geschäftsführer Helmut Hertle zu erfahren war, ließen die vier Windräder einen Ertrag von 46 Millionen Kilowattstunden erwarten. Die jährliche Laufzeit liege bei rund 2000 Stunden. Die Genehmigungsunterlagen sollen in den kommenden Wochen eingereicht werden.
„Für die Konzeption eines Windparks sind drei Rahmenbedingungen wichtig: Wind, Mensch und Artenschutz. Und wenn man das übereinandergelegt bekommt, dann hat man ein passendes Gebiet“, sagte Hertle. Dieses Gebiet sei im Röschenwald gefunden worden. Zwar handle es sich mit einer Windgeschwindigkeit von 5,7 Metern pro Sekunde um keinen Spitzenstandort, „aber wenn wir die Energiewende in Deutschland hinbekommen wollen, dann reicht das“, so
Hertle. Sorgen bereiten Anwohnern bei Windparkprojekten allerdings die Lärmbelastung sowie der Schattenwurf. „Wir sind mit allen Anlagen über einen Kilometer von den Wohnhäusern entfernt“, erklärte der WBKO-Geschäftsführer und damit liege man über den gesetzlich vorgeschriebenen 700 Metern. Die maximale Lautstärke in den nächstgelegenen Orten, wie beispielsweise Durlesbach, bezifferte Hertle auf 40 Dezibel.
Die artenschutzrechtlichen Untersuchungen hätten zudem ergeben, dass der Rotmilan seine Horste am Waldrand platziere, um auf offener Fläche jagen zu können. „Hier sehen wir keine Konflikte“, betonte Hertle. Um die vier Windräder aufbauen zu können, müssen rund 1,3 Hektar Waldfläche gerodet werden. Ausgleichsmaßnahmen werden vor Ort veranlasst, wie der Planer erläuterte. Die Gemeinderäte nutzten die Gelegenheit, um Hertle viele Fragen zum Windpark zu stellen und ihre Bedenken hinsichtlich Schattenwurf, Schallimmission und Auswirkungen auf die Natur zu schildern.
Das zweite Projekt soll im Wannenbühl, südlich von Enzisreute in Richtung Bolanden, umgesetzt werden. Geplant wird es von der BioEnergie Allgäu (BEA) zusammen – wiederum – mit der Firma Enercon. BEA-Projektleiter Andreas Klär verdeutlichte den Gemeinderäten per Video-Schalte, dass die derzeitigen Planungen fünf Windräder mit einer Nabenhöhe von 160 Metern umfassen. Anfänglich seien neun Anlagen geplant gewesen, aufgrund der ersten Erkenntnisse aus den Artenschutz-Gutachten seien die Planungen aber angepasst worden. Zudem könnte sich der Regionalplan noch auf das Projekt auswirken. Weitere Details konnte Klär zum aktuellen Zeitpunkt nicht benennen, dafür seien die Planungen noch nicht weit genug vorangeschritten. Nur so viel: Jedes Windrad ist „deutlich über 1000 Meter von Wohnbebauung entfernt“. Das Windparkprojekt im Wannenbühl hatte die Firma 2018 wieder aufgenommen, nachdem die Windräder im Tannenbühl auf Eis gelegt wurden.