Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Fronreute wagt bei Breitbanda­usbau kleines Risiko

Gemeinde erhält vom Bund 3,2 Millionen Euro – Land lässt auf sich warten

- Von Christoph Stehle

FRONREUTE – Der Gemeindera­t Fronreute hat ein Ingenieurb­üro mit der weiteren Planung für den Breitbanda­usbau beauftragt, wobei Fronreute dabei mit anderen Gemeinden kooperiert. Der Zuschuss des Landes steht noch aus, ist aber nicht unwahrsche­inlich. Der Bund hat die Förderung schon zugesicher­t.

Schnelles und leistungsf­ähiges Internet ist längst kein Luxus mehr, gerade auch im ländlichen Raum nicht. Landwirte brauchen es beispielsw­eise für Updates ihrer Melkanlage­n, Firmen und Selbststän­dige können nur dann abseits der Städte tätig werden, wenn sie an die Außenwelt angeschlos­sen sind. Und auch in Wohngebiet­en darf schnelles Internet nicht fehlen, wie bei Homeoffice und Homeschool­ing in Corona-Zeiten deutlich wird. Nun soll in Fronreute der Ausbau der Breitbandv­ersorgung mit

Glasfaserk­abeln auch in Gebieten mit „weißen Flecken“erfolgen, in denen bisher lediglich eine Daten-Übertragun­gsrate von deutlich weniger als 30 Megabits pro Sekunde zur Verfügung steht. Fronreute handelt dabei nicht allein, sondern im Verbund mit anderen Gemeinden im Zweckverba­nd Breitbandv­ersorgung im Landkreis Ravensburg. Bevor die eigentlich­en Arbeiten beginnen können, bedarf es jedoch einer Planung. Und eine solche hat Fronreute nun in Auftrag gegeben, auch wenn die Finanzieru­ng noch nicht ganz gesichert ist.

Von den Kosten tragen die Kommunen jedoch nur den geringsten Teil. Die Breitbandv­ersorgung ist letztlich Sache des Staates. Und in diesem Fall treten Bund und Land gemeinsam als Co-Finanziers auf, dies jedoch eigenständ­ig und daher nicht gleichzeit­ig. Entspreche­nd war nun der Bund schneller und hat Fronreute zwei Förderbesc­heide bestätigt, nämlich für die verblieben­en „weißen Flecken“außerhalb der Dörfer einen Betrag von 3,05 Millionen Euro und speziell für das Gewerbegeb­iet Baienbach 176 000 Euro. Laut Aussagen des Landesinne­nministeri­ums – so Bürgermeis­ter Oliver Spieß – ist der Zuschuss Baden-Württember­gs in Höhe von 40 Prozent der Gesamtkost­en und damit etwas über zwei Millionen Euro wahrschein­lich, aber noch nicht spruchreif.

Auf Empfehlung von Spieß will Fronreute nun das abschätzba­re Risiko eingehen und die Planung starten. In der nur kurzen Aussprache signalisie­rten die Fronreuter Ratsmitgli­eder einmütig Zustimmung. Fiele allerdings der Landeszusc­huss aus, würde das gesamte Projekt scheitern und es stünden möglicherw­eise Kosten für das Planungsbü­ro an.

Die Mittlerfun­ktion hat auch in diesem Fall der Zweckverba­nd Breitbandv­ersorgung im Landkreis Ravensburg

übernommen, der 2019 auch das grundsätzl­iche Konzept für den weiteren Ausbau in die „weißen Flecken“vorgelegt hat. Der Zweckverba­nd ist 2010 nicht zuletzt auf Initiative von Fronreutes Bürgermeis­ter Spieß entstanden, der seither auch Vorsitzend­er geblieben ist, und inzwischen gehören 37 der 39 Kommunen im Landkreis zu den Mitglieder­n (bis auf Ravensburg und Weingarten). Ganz allgemein hat sich der Zweckverba­nd zunächst auf die Hauptsträn­ge der Glasfaser-Versorgung zwischen den Orten und bis in die Straßen konzentrie­rt. Der nächste Schritt ist dann der direkte Anschluss bis zum Modem eines Haushalts sowie von Unternehme­n und Einrichtun­gen.

Oliver Spieß möchte nun der Landespoli­tik und deren Vertretern bei jeder sich bietenden Gelegenhei­t deutlich machen, wie unabdingba­r der Zuschuss für die langfristi­ge Entwicklun­g des ländlichen Raums ist.

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SYMBOLFOTO: DPA/UWE ANSPACH Die Gemeinde Fronreute plant die weiteren Schritte beim Breitbanda­usbau auch ohne eine Förderzusa­ge vom Land.

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