Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Fronreute wagt bei Breitbandausbau kleines Risiko
Gemeinde erhält vom Bund 3,2 Millionen Euro – Land lässt auf sich warten
FRONREUTE – Der Gemeinderat Fronreute hat ein Ingenieurbüro mit der weiteren Planung für den Breitbandausbau beauftragt, wobei Fronreute dabei mit anderen Gemeinden kooperiert. Der Zuschuss des Landes steht noch aus, ist aber nicht unwahrscheinlich. Der Bund hat die Förderung schon zugesichert.
Schnelles und leistungsfähiges Internet ist längst kein Luxus mehr, gerade auch im ländlichen Raum nicht. Landwirte brauchen es beispielsweise für Updates ihrer Melkanlagen, Firmen und Selbstständige können nur dann abseits der Städte tätig werden, wenn sie an die Außenwelt angeschlossen sind. Und auch in Wohngebieten darf schnelles Internet nicht fehlen, wie bei Homeoffice und Homeschooling in Corona-Zeiten deutlich wird. Nun soll in Fronreute der Ausbau der Breitbandversorgung mit
Glasfaserkabeln auch in Gebieten mit „weißen Flecken“erfolgen, in denen bisher lediglich eine Daten-Übertragungsrate von deutlich weniger als 30 Megabits pro Sekunde zur Verfügung steht. Fronreute handelt dabei nicht allein, sondern im Verbund mit anderen Gemeinden im Zweckverband Breitbandversorgung im Landkreis Ravensburg. Bevor die eigentlichen Arbeiten beginnen können, bedarf es jedoch einer Planung. Und eine solche hat Fronreute nun in Auftrag gegeben, auch wenn die Finanzierung noch nicht ganz gesichert ist.
Von den Kosten tragen die Kommunen jedoch nur den geringsten Teil. Die Breitbandversorgung ist letztlich Sache des Staates. Und in diesem Fall treten Bund und Land gemeinsam als Co-Finanziers auf, dies jedoch eigenständig und daher nicht gleichzeitig. Entsprechend war nun der Bund schneller und hat Fronreute zwei Förderbescheide bestätigt, nämlich für die verbliebenen „weißen Flecken“außerhalb der Dörfer einen Betrag von 3,05 Millionen Euro und speziell für das Gewerbegebiet Baienbach 176 000 Euro. Laut Aussagen des Landesinnenministeriums – so Bürgermeister Oliver Spieß – ist der Zuschuss Baden-Württembergs in Höhe von 40 Prozent der Gesamtkosten und damit etwas über zwei Millionen Euro wahrscheinlich, aber noch nicht spruchreif.
Auf Empfehlung von Spieß will Fronreute nun das abschätzbare Risiko eingehen und die Planung starten. In der nur kurzen Aussprache signalisierten die Fronreuter Ratsmitglieder einmütig Zustimmung. Fiele allerdings der Landeszuschuss aus, würde das gesamte Projekt scheitern und es stünden möglicherweise Kosten für das Planungsbüro an.
Die Mittlerfunktion hat auch in diesem Fall der Zweckverband Breitbandversorgung im Landkreis Ravensburg
übernommen, der 2019 auch das grundsätzliche Konzept für den weiteren Ausbau in die „weißen Flecken“vorgelegt hat. Der Zweckverband ist 2010 nicht zuletzt auf Initiative von Fronreutes Bürgermeister Spieß entstanden, der seither auch Vorsitzender geblieben ist, und inzwischen gehören 37 der 39 Kommunen im Landkreis zu den Mitgliedern (bis auf Ravensburg und Weingarten). Ganz allgemein hat sich der Zweckverband zunächst auf die Hauptstränge der Glasfaser-Versorgung zwischen den Orten und bis in die Straßen konzentriert. Der nächste Schritt ist dann der direkte Anschluss bis zum Modem eines Haushalts sowie von Unternehmen und Einrichtungen.
Oliver Spieß möchte nun der Landespolitik und deren Vertretern bei jeder sich bietenden Gelegenheit deutlich machen, wie unabdingbar der Zuschuss für die langfristige Entwicklung des ländlichen Raums ist.