Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Aus einer lustigen Idee entsteht ein Buch
Jugendliche aus Wangen schreiben Geschichten über eine Fantasiefigur
WANGEN - Corona ist für Jugendliche nicht immer leicht: Man kann sich nicht wie gewohnt mit anderen treffen, Veranstaltungen fallen aus, man sitzt mehr zu Hause. Fünf Freunde aus Wangen nutzen diese Zeit für kreative Arbeit: Sie erfanden eine Fantasiefigur und fingen an, Geschichten zu schreiben. „Das Schlee“erlebt so manch lustiges Abenteuer. Zwei Geschichten beschäftigen sich aber auch mit dem ernsten Thema Covid-19.
Alles begann vor ungefähr einem Jahr im Kunstunterricht: „Wir mussten was malen, und ich hab eine komische Figur gezeichnet“, berichtet Felix Kreil. Seine Freunde hätten über seine Zeichnung gelacht, und irgendeiner habe dann gesagt: Das ist „das Schlee“. „Wir fanden das lustig, und wir hatten die Idee, eine Geschichte über „das Schlee“zu schreiben“, erinnert sich Silas Fontain. Die fünf Freunde begannen, „das Schlee“mit Leben zu füllen.
Im Deutschunterricht waren kurz darauf Gedichte dran, da entstanden dann die ersten Kurzgeschichten, die sich reimten. Dann gingen die fünf Freunde dazu über, längere Geschichten zu schreiben. Die Siebtklässler tauschen dazu per Smartphone ihre Ideen aus. „Paul ist der Hauptautor, und wir anderen bringen unsere Ideen ein“, erklärt Silas Fontain.
Dazu kam es auch, weil Paul Neumann im Frühjahr nach einem Skiurlaub in Südtirol wegen der damals geltenden Corona-Bestimmungen zwei Wochen zu Hause bleiben musste und viel Zeit hatte. „Ich wollte noch mehr schreiben, und es sollte witzig sein“, sagt Paul.
Doch was genau ist „das Schlee“, und worum geht es in den Geschichten? „Das Schlee ist eine erfundene Kreatur, die verrückte Dinge erlebt“, sagt Silas. „Manchmal ergeben die Geschichten auch keinen Sinn, aber das ist dann auch lustig“, fügt Paul hinzu.
Die Geschichten tragen Titel wie zum Beispiel „Das Schlee in der Schule“, „Streit mit dem Schlee“, aber auch „das Schlee hat Covid-19“. Letzteres sei zwar ein ernstes Thema, die Geschichte sei aber trotzdem lustig geschrieben, erklären die Autoren.
Inzwischen arbeiten die Freunde an einem Buch über „das Schlee“. „Wir sind gerade mitten im elften Kapitel“, sagt Paul. Das Werk existiert momentan lediglich als Datei im Computer.
Denn ein Buch herauszubringen ist natürlich nicht so einfach. Das trübt die Stimmung aber keineswegs – wer weiß, vielleicht klappt es ja trotzdem mit einer Veröffentlichung. „Ich fänd’s richtig cool“, sagt jedenfalls Paul.
Und Lucas Herzinger verrät schon mal, dass „das Schlee“im Buch eine Gefährtin bekommt: die „Schleedette“. Die Geschichten richten sich vor allem an Kinder, aber auch Erwachsene dürfen sich über „das Schlee“freuen.
Auch Lucas gehört zur Crew, ist aber eher als Programmierer aktiv: „Ich hab ein Computerspiel programmiert, bei dem man das Schlee so hin- und herbewegen muss, dass es Feuerflammen ausweicht“, erklärt er.
„Das Schlee“hat inzwischen schon so manchen Fan gefunden: Erstes Testpublikum waren die Eltern. „Die fanden die Geschichten gut“, erzählt Silas. Dann schlug eine Lehrerin vor, man könne die Geschichten im Unterricht vorlesen. „Das kommt in der Klasse sehr gut an“, sagt Felix Kreil. „Unsere Mitschüler fragen oft nach neuen Geschichten.“
Das Projekt mache ihm großen Spaß, sagt Felix – und das sehen die anderen vier genauso. Diskussionen gebe es kaum, jeder könne seine Ideen einbringen. Philip hat sogar seinen Opa ins Team geholt. Der könne gut Bilder malen. Und so entwirft der Großvater nun mit einem Zeichenprogramm am Computer Illustrationen der Fantasiefigur.
Und noch einen Traum haben die fünf Freunde: „Das Schlee“soll es ins Videoportal Youtube schaffen. Dazu müsste es animiert werden. Es gibt also noch viel zu tun.