Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Verkehrschaos, Schneebruch und Schlittenfahrten
Starker Schneefall sorgt am Donnerstag im Schussental und den umliegenden Gemeinden für Spaß und Stress
KREIS RAVENSBURG (sz) - Unzählige dicke Flocken sind den ganzen Donnerstag lang im Schussental und den umliegenden Gemeinden vom Himmel gesegelt. Wie so oft war dies des einen Freud, des anderen Leid beziehungsweise Arbeit. Doch gefreut haben sich viele: „So viel schönen Schnee gab’s ja gefühlt schon ewig nicht mehr hier bei uns“, war zu hören.
Schneeschippen war nicht nur einmal angesagt. „Ich habe fünfmal geräumt heute Morgen“, erklärte ein erschöpfter Anwohner in Staig. „Doch man sieht’s kaum noch.“Auch die Schneeräumfahrzeuge waren fleißig unterwegs. Und trotzdem: „Die Straßenverhältnisse sind nicht gut. Die kommen einfach nicht hinterher mit dem Schneeräumen“, sagte ein Dornahof-Auslieferer. Er beliefert Schulen, Kindergärten und viele Einzelpersonen und war heute zum Glück mit Beifahrer unterwegs, sonst wäre in Blitzenreute bei der Grundschule Endstation gewesen. Mit schiebender Unterstützung des Beifahrers und 400 Meter rückwärts hat er es doch noch zum Kindergarten in Staig geschafft.
Um die Mittagszeit fuhr der Schneepflug teilweise schon zum zweiten Mal die Runde in Blitzenreute. Doch eine Stunde später war schon wieder alles zu. Greta und Diana freute das sehr. So konnten sie direkt vor der Haustür mit ihren Schlitten den Berg hinunterflitzen. „Auf den Wiesen ist der Schnee zu tief, da bleiben wir stecken“, sagte die Mutter. Auch viel Spaß im Schnee hatte Familie Zubak aus Weingarten in der Nähe vom Freibad Nessenreben. „Ist ja das Einzige, das bleibt“, sagte der Papa und jubelte Sohn Diego zu, der mit viel Schwung in den Tiefschnee fuhr.
Auf dieser Seite des Schussentals, Richtung Unterankenreute, ging der Schnee schon bis übers Knie. Die Autos fuhren langsam, sogar der entgegenkommende Notarzt schlich mit moderater Geschwindigkeit trotz Blaulicht dahin. Und bis in den späten Nachmittag wurde allerorten geschippt, solange die Kräfte reichten. „Mein heutiges Workout“, bestätigte Sonja Filbrich und ergänzt: „Mir gefällt der viele Schnee.“Auch Sohn Tim schwang nach einem Tag Homeschooling noch die Schneeschaufel.
Laut Polizei kam es im Landkreis Ravensburg an diesem Donnerstag zu massiven Verkehrsbeeinträchtigungen und vielen Unfällen. Auf der A 96 blieben in beiden Richtungen Lkw liegen und konnten erst Stunden später weiterfahren. Dadurch waren zeitweise Ausfahrten beziehungsweise Fahrspuren blockiert. Mehrere
Landes- und Kreisstraßen waren nicht passierbar, berichtete die Polizei. In Waldgebieten gab es teilweise Schneebruch, da die Bäume der Last nicht mehr standhielten.
Bis zum Nachmittag, 15 Uhr, registrierte das Polizeipräsidium 70 Unfälle im Landkreis Ravensburg. Glücklicherweise blieb es bei den meisten bei
Sachschäden. Bei drei schwereren Unfällen wurden sieben Personen teilweise schwer verletzt, so die Polizei. Da die Schneefälle über die kommenden Tage anhalten sollen, erwartet die Polizei keine große Entspannung der Lage. Immerhin sind dank Lockdown zurzeit sehr wenig Schulbusse und Schüler unterwegs.