Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Fahrplan für die Hauptfasnet steht
Fast alle Veranstaltungen sind abgesagt oder finden digital statt – Doch es gibt Ausnahmen
WEINGARTEN - Mit jeder Menge kreativer Ideen und einer gehörigen Portion Zuversicht geht die Plätzlerzunft Altdorf-Weingarten in die Hochfasnet. Auch wenn mittlerweile beinahe alle Veranstaltungen abgesagt sind, will die größte Weingartener Zunft weite Teile des Brauchtums zelebrieren. Vieles soll dabei digital stattfinden. Doch ein paar närrische Traditionen wird es analog geben. Damit dann aber nicht doch mehr Narren als erlaubt kommen, machen die Plätzler darum ein großes Geheimnis.
So will Pressesprecherin Bettina Haider nicht verraten, was mit dem Rathaussturm am Gumpigen Donnerstag (11. Februar) geschieht, an dem die Narren traditionell die Amtsgeschäfte übernehmen. „Wir werden die Fasnet live verkünden“, sagt Haider. „Wann und wo möchten wir nicht vorab veröffentlichen, um eine Menschenansammlung zu vermeiden. Wir werden die am 11.11. vermessenen Narrenkappen an Susanne Blank und Sylvia Burg übergeben. Aber ob der OB seine Amtsgeschäfte über diese Fasnet weiter ausüben darf oder wir ihn entmachten? Dieses Geheimnis werden wir noch nicht lüften.“
Seit Oberbürgermeister Gerd Gerber war und ist es in Weingarten guter Brauch, dass die Narren am Gumpigen Donnerstag das Rathaus stürmen dürfen. Meist lässt sich die Verwaltung in Absprache mit den Narren tolle Mottos einfallen und versucht bis zuletzt, das Rathaus gegen die Eindringlinge zu verteidigen – was noch nie gelungen ist. Mit der Übernahme des Rathauses herrscht dann bis zum Fasnetsverbrennen am folgenden Dienstag der Ausnahmezustand in Weingarten.
Derweil werden der Große Narrensprung am Fasnetssonntag und der Kinderumzug zwei Tage später nicht stattfinden. Das war schon vor dem bis mindestens 14. Februar anberaumten Lockdown klar. Und auch der Plätzlerball im Kultur- und Kongresszentrum Oberschwaben (Kuko) ist abgesagt – zumindest vor Ort. Hier plant die Zunft einen virtuellen Ball, an dem alle Interessierten teilnehmen können. Was genau ansteht, möchte Haider nicht verraten. Allerdings „können alle aus ihren Wohnzimmern teilnehmen und dürfen sich auch gerne verkleiden, die Wohnung fastnächtlich dekorieren und sich in Stimmung bringen.“Den Link gibt es dann am 13. Februar rechtzeitig auf der Webseite der Plätzlerzunft.
Ebenfalls digital stattfinden wird die Brunnenputzete, die eigentlich am Mittwochabend (10. Februar) als kleiner Vorgeschmack auf die folgenden Tage abgehalten werden würde. „Der Plätzler auf seinem Brunnen wird auch 2021 auf keinen Fall ´mit dreckete Fiass´ in die Hauptfasnet gehen“, sagt Haider. Und auch am Fasnetssonntag, wenn üblicherweise Tausende Narren beim Großen Narrensprung durch die Stadt ziehen würden, „wird der Plätzler in Weingarten zu hören und sehen sein“.
Dabei appelliert Haider an die Eigenverantwortung eines jeden Narren. Schließlich sei es corona-technisch ja erlaubt, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen. „Wegen uns können die Leute auch in den Häsern einkaufen gehen. Es muss sich eben bei allem an die Corona-Verordnung gehalten werden. Das Häs erlaubt nicht, sich über die Verordnung hinwegzusetzen“, betont Haider.
Besonders schwer fällt es den Plätzlern, dass sie die Senioren in
Bettina Haider den Alters- und Pflegeheimen nicht zur Seniorenfasnet besuchen dürfen. „Aber hier hatten die Verantwortlichen im Zunftrat eine tolle Idee, wie wir den älteren Herrschaften in Weingarten trotzdem ein bisschen Fasnet vorbeibringen können. Diese Überraschung möchten wir aber ebenfalls noch nicht verraten“, sagt Haider, die den Senioren rät, dann immer wieder aus dem Fenster zu schauen.
Um schon etwas früher in Stimmung zu kommen, werden die Narren bereits in den kommenden Tagen die Innenstadt schmücken. Außerdem wird auf dem Münsterplatz auch wieder ein Narrenbaum aufgestellt. Wann genau, dazu hält sich Haider bedeckt. Denn normalerweise ist das Aufstellen eines der Highlights der Fasnet und wird von vielen Bürgern besucht. Doch genau das soll aktuell vermieden werden. Dennoch meint Haider: „Es lohnt sich, immer wieder einen Blick auf den Münsterplatz zu werfen.“
Auch werden aktuell bereits die Bändele ausgegeben, damit die Plätzler in ihren Häsern durch die Stadt ziehen können. Die Kindergarten und Schulen werden noch mit digitalen (Bastel-)Materialien versorgt. „Leider lassen sich Besuche hier nicht realisieren“, sagt Haider. Demnach wird es in diesem Jahr auch keine Schülerbefreiung geben, die terminlich (ebenfalls am 11. Februar) noch in
Bettina Haider
„Ob der OB seine Amtsgeschäfte über diese Fasnet weiter ausüben darf oder wir ihn entmachten? Dieses Geheimnis werden wir noch nicht lüften.“
den Lockdown fallen würde. Aktuell sind die Schulen, mit Ausnahme der Notbetreuung, ohnehin geschlossen.
Zum Abschluss der närrischen Tage soll das Fasnetsverbrennen am Dienstagabend stattfinden. Allerdings wohl nicht zur üblichen Zeit und nicht am üblichen Ort. Die Sorge, dass spontan doch recht viele Narren zusammenkommen, ist einfach zu groß. Nur so viel: „Am Fasnetsdienstag werden wir die Fasnet verbrennen und damit hoffentlich auch diesen Corona-Spuk.“
„Am Fasnetsdienstag werden wir die Fasnet verbrennen und damit hoffentlich auch diesen Corona-Spuk.“
Alle Geschichten rund um die Fasnet in Weingarten gibt es auch Online unter: www.schwäbische.de/fasnet-wgt