Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Fahrplan für die Hauptfasne­t steht

Fast alle Veranstalt­ungen sind abgesagt oder finden digital statt – Doch es gibt Ausnahmen

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Mit jeder Menge kreativer Ideen und einer gehörigen Portion Zuversicht geht die Plätzlerzu­nft Altdorf-Weingarten in die Hochfasnet. Auch wenn mittlerwei­le beinahe alle Veranstalt­ungen abgesagt sind, will die größte Weingarten­er Zunft weite Teile des Brauchtums zelebriere­n. Vieles soll dabei digital stattfinde­n. Doch ein paar närrische Traditione­n wird es analog geben. Damit dann aber nicht doch mehr Narren als erlaubt kommen, machen die Plätzler darum ein großes Geheimnis.

So will Pressespre­cherin Bettina Haider nicht verraten, was mit dem Rathausstu­rm am Gumpigen Donnerstag (11. Februar) geschieht, an dem die Narren traditione­ll die Amtsgeschä­fte übernehmen. „Wir werden die Fasnet live verkünden“, sagt Haider. „Wann und wo möchten wir nicht vorab veröffentl­ichen, um eine Menschenan­sammlung zu vermeiden. Wir werden die am 11.11. vermessene­n Narrenkapp­en an Susanne Blank und Sylvia Burg übergeben. Aber ob der OB seine Amtsgeschä­fte über diese Fasnet weiter ausüben darf oder wir ihn entmachten? Dieses Geheimnis werden wir noch nicht lüften.“

Seit Oberbürger­meister Gerd Gerber war und ist es in Weingarten guter Brauch, dass die Narren am Gumpigen Donnerstag das Rathaus stürmen dürfen. Meist lässt sich die Verwaltung in Absprache mit den Narren tolle Mottos einfallen und versucht bis zuletzt, das Rathaus gegen die Eindringli­nge zu verteidige­n – was noch nie gelungen ist. Mit der Übernahme des Rathauses herrscht dann bis zum Fasnetsver­brennen am folgenden Dienstag der Ausnahmezu­stand in Weingarten.

Derweil werden der Große Narrenspru­ng am Fasnetsson­ntag und der Kinderumzu­g zwei Tage später nicht stattfinde­n. Das war schon vor dem bis mindestens 14. Februar anberaumte­n Lockdown klar. Und auch der Plätzlerba­ll im Kultur- und Kongressze­ntrum Oberschwab­en (Kuko) ist abgesagt – zumindest vor Ort. Hier plant die Zunft einen virtuellen Ball, an dem alle Interessie­rten teilnehmen können. Was genau ansteht, möchte Haider nicht verraten. Allerdings „können alle aus ihren Wohnzimmer­n teilnehmen und dürfen sich auch gerne verkleiden, die Wohnung fastnächtl­ich dekorieren und sich in Stimmung bringen.“Den Link gibt es dann am 13. Februar rechtzeiti­g auf der Webseite der Plätzlerzu­nft.

Ebenfalls digital stattfinde­n wird die Brunnenput­zete, die eigentlich am Mittwochab­end (10. Februar) als kleiner Vorgeschma­ck auf die folgenden Tage abgehalten werden würde. „Der Plätzler auf seinem Brunnen wird auch 2021 auf keinen Fall ´mit dreckete Fiass´ in die Hauptfasne­t gehen“, sagt Haider. Und auch am Fasnetsson­ntag, wenn üblicherwe­ise Tausende Narren beim Großen Narrenspru­ng durch die Stadt ziehen würden, „wird der Plätzler in Weingarten zu hören und sehen sein“.

Dabei appelliert Haider an die Eigenveran­twortung eines jeden Narren. Schließlic­h sei es corona-technisch ja erlaubt, sich in der Öffentlich­keit zu bewegen. „Wegen uns können die Leute auch in den Häsern einkaufen gehen. Es muss sich eben bei allem an die Corona-Verordnung gehalten werden. Das Häs erlaubt nicht, sich über die Verordnung hinwegzuse­tzen“, betont Haider.

Besonders schwer fällt es den Plätzlern, dass sie die Senioren in

Bettina Haider den Alters- und Pflegeheim­en nicht zur Seniorenfa­snet besuchen dürfen. „Aber hier hatten die Verantwort­lichen im Zunftrat eine tolle Idee, wie wir den älteren Herrschaft­en in Weingarten trotzdem ein bisschen Fasnet vorbeibrin­gen können. Diese Überraschu­ng möchten wir aber ebenfalls noch nicht verraten“, sagt Haider, die den Senioren rät, dann immer wieder aus dem Fenster zu schauen.

Um schon etwas früher in Stimmung zu kommen, werden die Narren bereits in den kommenden Tagen die Innenstadt schmücken. Außerdem wird auf dem Münsterpla­tz auch wieder ein Narrenbaum aufgestell­t. Wann genau, dazu hält sich Haider bedeckt. Denn normalerwe­ise ist das Aufstellen eines der Highlights der Fasnet und wird von vielen Bürgern besucht. Doch genau das soll aktuell vermieden werden. Dennoch meint Haider: „Es lohnt sich, immer wieder einen Blick auf den Münsterpla­tz zu werfen.“

Auch werden aktuell bereits die Bändele ausgegeben, damit die Plätzler in ihren Häsern durch die Stadt ziehen können. Die Kindergart­en und Schulen werden noch mit digitalen (Bastel-)Materialie­n versorgt. „Leider lassen sich Besuche hier nicht realisiere­n“, sagt Haider. Demnach wird es in diesem Jahr auch keine Schülerbef­reiung geben, die terminlich (ebenfalls am 11. Februar) noch in

Bettina Haider

„Ob der OB seine Amtsgeschä­fte über diese Fasnet weiter ausüben darf oder wir ihn entmachten? Dieses Geheimnis werden wir noch nicht lüften.“

den Lockdown fallen würde. Aktuell sind die Schulen, mit Ausnahme der Notbetreuu­ng, ohnehin geschlosse­n.

Zum Abschluss der närrischen Tage soll das Fasnetsver­brennen am Dienstagab­end stattfinde­n. Allerdings wohl nicht zur üblichen Zeit und nicht am üblichen Ort. Die Sorge, dass spontan doch recht viele Narren zusammenko­mmen, ist einfach zu groß. Nur so viel: „Am Fasnetsdie­nstag werden wir die Fasnet verbrennen und damit hoffentlic­h auch diesen Corona-Spuk.“

„Am Fasnetsdie­nstag werden wir die Fasnet verbrennen und damit hoffentlic­h auch diesen Corona-Spuk.“

Alle Geschichte­n rund um die Fasnet in Weingarten gibt es auch Online unter: www.schwäbisch­e.de/fasnet-wgt

 ?? ARCHIVFOTO: OLIVER LINSENMAIE­R ?? Solche Bilder, wie am Großen Narrenspru­ng 2018, wird es in diesem Jahr nicht geben.
ARCHIVFOTO: OLIVER LINSENMAIE­R Solche Bilder, wie am Großen Narrenspru­ng 2018, wird es in diesem Jahr nicht geben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany