Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Eine neu gewonnene Selbstsicherheit
Youngstars-Zuspieler Milan Kvrzic kommt gestärkt von seiner Erfahrung beim Bundesligisten VCO Berlin zurück
FRIEDRICHSHAFEN - Ein lautes „Siii“geht durch die Halle und passend dazu setzt ein gesamtes Team zum kräftigen Sprung an: Es sind die Volley Youngstars, die gerade sehr emotional einen Punkt im ZweitligaDerby gegen den TSV Mimmenhausen feiern. Genauer gesagt, bejubelten sie am Freitagabend so den Start in den dritten Satz in Cristiano-Ronaldo-Manier – der Fußballstar hat es also für einen kurzen Moment in die Zeppelin Cat Hallle A1 nach Friedrichshafen geschafft. Damit haben die Volleyballtalente der Youngstars vor allem eines gezeigt: Von den Großen abschauen, das haben sie drauf. Mit Zuspieler Milan Kvrzic befindet sich in ihrem Kader jedoch auch ein 16-Jähriger, der schon ganz oben mitgemischt hat.
Kvrzic ist nämlich erst seit Kurzem wieder in Friedrichshafen. Im Gepäck hatte er dabei drei Bundesligaeinsätze, die er im Januar beim VC Olympia Berlin sammelte. Dort war er für wenige Wochen Teil des Kaders – möglich ist das durch sein Doppelspielrecht als Kaderspieler. Und so kam er gegen Frankfurt, die BR Volleys und Lüneburg zu einigen Spielminuten. „Das war eine megacoole Erfahrung, da waren Legenden dabei“; meint Kvrzic. Dem Elftklässler des Graf-Zeppelin-Gymnasiums in Friedrichshafen haben diese Tage in Berlin auch enorm geholfen. Insbesondere in puncto Auftreten habe der 16-Jährige einen Schritt gemacht, das bestätigt auch sein Trainer Adrian Pfleghar: „Es war vorher schon seine Stärke, dass er versucht hat, sehr selbstbewusst aufzutreten. Nun hat er noch mehr Sicherheit, das ist mein Eindruck der letzten Tage. Er hat eine klare Kommunikation und macht klare Ansagen“, berichtet der Youngstars-Coach.
Pfleghar traut Kvrzic auch eine gute Karriere und den dauerhaften Sprung in die Volleyball-Eliteklasse ohne Weiteres zu. „Milan ist auf jeden Fall einer von denen, der das Zeug hat, in der Bundesliga durchzustarten.“Neben dem Talent besitze der Zuspieler auch die richtige Einstellung. „Er interessiert sich für alle Sachen und ist sehr hungrig. Ihn zeichnet aus, dass er an allem arbeitet und jeden Ball bekommen möchte“, so Pfleghar. Dazu besitzen die Youngstars in Friedrichshafen beste Bedingungen, um die Weiterentwicklung voranzutreiben. Mit der
Mannschaft des VfB – aktueller Tabellenführer der 1. Volleyball-Bundesliga – befindet sich immense Qualität gleich vor Ort. Die Youngstars profitieren davon, weil diese Topspieler sich auch gerne mit dem Nachwuchs auseinandersetzen. Zu ihnen gehört beispielsweise Zuspieler Dejan Vincic. Der 34 Jahre alte slowenische Nationalspieler hat Kvrzic schon im Training besucht und ihm wertvolle Tipps gegeben. „Das ist ein richtig guter Spieler, der mir schon sehr weitergeholfen hat. Taktisch, Technisch sowie bei meinem Spielverständnis und meinem Positionsspiel“, sagt Kvrzic.
Sicherlich sind das Momente, in denen er in seiner Entscheidung bestärkt wird, sich den Volley Youngstars anzuschließen. Der Wechsel fand 2018 statt – vom TV Rottenburg ging es nach Friedrichshafen. „Hier habe ich die Möglichkeit, mit den Besten des Jahrgangs zu spielen. Für mich war das sehr verlockend“, so Kvrzic. Dass er dann sogar hin und wieder mit den Stars aus dem Bundesliga-Team trainieren darf, ist dann ein schöner Bonus. Was er schon so alles gelernt hat, zeigte er dann auch in vielen Phasen des Derbys am Freitagabend gegen den TSV Mimmenhausen. Kvrzic präsentierte sich komplett: Er verteilte Bälle, blockte, nahm an und schlug auf. Auf einem guten Niveau, sodass er nach der Partie die Auszeichnung zum wertvollsten Spieler seines Teams erhielt. Er ist bei Weitem aber nicht das einzige vielversprechende Talent bei den Youngstars. In Simon Kohn, Lennart Heckel und Felix Baumann gab es weitere positiv auffallende Spieler, die ihr Potenzial andeuteten. „Die
Mannschaft ist überdurchschnittlich talentiert“, urteilt Pfleghar. In der 2. Bundesliga reicht das bisher aber noch kaum zu Punkten, die Youngstars sind Tabellenletzter und auch gegen Spitzenreiter Mimmenhausen gingen sie trotz eines starken Auftritts leer aus. Hauptsächlich hatte das der TSV seinem Spielertrainer Christian Pampel zu verdanken, der beim 3:1-Sieg einen Sahnetag erwischte. Pampel zeigte somit: Es müssen nicht immer die ganz Großen sein, von denen die Youngstars sich etwas abschauen können.