Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
VfB Friedrichshafen lässt Muskeln spielen
Häfler Volleyballer bauen Tabellenführung mit 3:1 im Gigantenduell gegen die Berlin Recycling Volleys aus
BERLIN - Der Kracher in der Volleyball-Bundesliga hatte in dieser Spielzeit zum zweiten Mal einen deutlichen Sieger. Dieser hörte wie schon beim Hinspiel im November auf den Namen VfB Friedrichshafen. Die Häfler entschieden auch das zweite Saisonduell gegen die Berlin Recycling Volleys überraschend klar für sich. Am Mittwochabend gewann der Spitzenreiter mit 3:1 in der deutschen Hauptstadt und baute damit den Vorsprung auf den Tabellenzweiten auf acht Punkte aus. „Kompliment an alle. Wir haben sehr konzentriert gespielt, uns nie aus der Ruhe bringen lassen und unsere Marschroute durchgezogen“, lobte VfB-Coach Michael Warm.
Personell gab es beim VfB Friedrichshafen keine Überraschung. Beim Topspiel in der Max-Schmeling-Halle sollten es vor allem Linus Weber, Martti Juhkami, Nicolas Maréchal, Nehemiah Mote, Joe Worsley, David Fiel und Libero Markus Steuerwald für den Tabellenführer richten. Wie von Warm befürchtet, mussten die Häfler demnach verletzungsbedingt auf Top-Zuspieler Dejan Vincic verzichten – bitter, da neben ihm auch Mittelblocker Marcus Böhme wegen Rückenproblemen passen musste. Über den Wert der beiden Akteure muss nicht spekuliert werden, sie gehören zweifelsohne zu den prägenden Figuren im Friedrichshafener Spiel und besitzen großen Anteil an der Erfolgssträhne des VfB. Ihr Fehlen war also durchaus eine Schwächung für den Bundesliga-Spitzenreiter vom Bodensee. Dennoch bestand Hoffnung und Zuversicht,
das Gigantenduell trotzdem für sich zu entscheiden. Die Häfler reisten schließlich nicht umsonst mit zwölf Siegen in Serie in die deutsche Hauptstadt, auch die Spieler in der zweiten Reihe verfügen über große Klasse.
Eben das machten sie den Zuschauern am TV-Bildschirm und den Berlinern auch relativ schnell klar. Die beiden Mittelblocker Mote und Fiel sowie Zuspieler Worsley, die bei einem vollen Kader sicherlich auf weniger Spielzeit gekommen wären, benötigten keinerlei Anlaufzeit. So vermisste der VfB im ersten Satz keinen seiner ausgefallenen Stammkräften. Auch der Ausfall des Slowenen Vincic, den Berlin im Vorfeld als
Schlüsselspieler ausmachte, fiel nicht ins Gewicht. Der 23 Jahre alte US-Amerikaner Worsley spielte sehr kreativ und setzte seine Teamkollegen stets hervorragend in Szene. Aufgrund der Effektivität im Angriff – hier sind insbesondere Weber und Maréchal hervorzuheben – gewann der VfB den ersten Satz dann auch klar verdient mit 25:22. Beim Satzball musste der VfB allerdings nicht agieren: Der Brasilianer Davy Moraes, dem zuvor mehrere Asse gelangen, schlug einen Aufschlag ins Aus.
Der VfB baute wieder einmal eine große Dominanz in dem Duell der beiden besten deutschen Volleyballmannschaften auf und knüpfte somit an das 3:0 im Hinspiel an. Doch im zweiten Satz begann der Gastgeber sich zu wehren. Es war nun das vorher erwartete Topspiel auf Augenhöhe, sodass die Entscheidung in der Verlängerung des Satzes fallen musste. Im Vorteil waren dabei eigentlich die Berliner, die drei Satzbälle hatten. Aber die Friedrichshafener schafften es jeweils, die Satzniederlage abzuwenden: Maréchal (24:24), Maréchal (26:26) und Weber (27:27) hielten den VfB im Spiel. Und der Tabellenführer, der emotional voll da war, zeigte danach wie es geht. Mote mit einem sensationellen Block – 29:27 und damit 2:0 für die Häfler.
Sollte es nun ein zweites 3:0 für den VfB gegen den größten Meisterschaftsrivalen geben? Nein, sagten die Berlin Recycling Volleys. Mit Wut im Bauch und dank einer starken Aufschlagserie von Timothée Carle gelang ihnen ein furioser Start in Satz Nummer drei. Die 4:0-Führung und ein sehr guter Schlussspurt bescherten dem Team von Trainer Cédric Énard das 1:2, den entscheidenden Zähler beim 25:23 im dritten Spielabschnitt des Topduells besorgte Samuel Tuia. Doch für einen Punktgewinn reichte das nicht. Der VfB ließ sich dadurch nicht aus der Bahn werfen und machte im vierten Satz den 3:1-Sieg klar. Den Matchball zum 25:22 verwandelte mit Weber der beste Angreifer des Abends, der zudem die Auszeichnung als wertvollster Spieler des Spiels bekam.