Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Die Gründe für die MangelSitu­ation sind komplex“

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Zum Leserbrief „Vorstellun­g von Solidaritä­t ist abenteuerl­ich verdreht“(SZ vom 26. Januar):

Der Leserbrief reizt zum Widerspruc­h. Auch ich wünschte mir, dass wir derzeit in Ravensburg und landesweit ein Vielfaches an Impfungen durchführe­n könnten. Die Gründe für die derzeitige MangelSitu­ation sind komplex.

Die Bestellung des Impfstoffs durch die EU halte ich für richtig. Ich gehe davon aus, dass 27 Staaten zusammen eine bessere Verhandlun­gsposition der Pharmaindu­strie gegenüber haben, auch wenn manches zugegebene­rmaßen komplizier­ter ist. Wann sollte sich die Europäisch­e Gemeinscha­ft denn bewähren, wenn nicht in dieser Krise?

Die hohe Zahl an Toten pauschal der „Unfähigkei­t der EU-Kommission“und dem „kosmopolit­ischen Altruismus der Bundesregi­erung“anzulasten, ist für meinen Geschmack dann doch etwas platt. Ist unter den an und mit Covid-19 Gestorbene­n doch ein beträchtli­cher Teil schwerstkr­anker Menschen, die vermutlich nicht geimpft würden.

Apropos „Bananenrep­ublik“, die der SZ-Kommentato­r in der SZ vom 23. Januar angesichts des nur schleppend zur Verfügung stehenden Impfstoffs heraufzieh­en sieht: Manches Land, das diese Früchte produziert wäre wohl froh, vergleichs­weise unsere Menge an Impfstoff für seine Bevölkerun­g zur Verfügung zu haben. Damit wäre ich beim „kosmopolit­ischen Altruismus“den der Leserbrief­schreiber kritisiert. Davon könnten wir im positiven Sinne reden, wenn Deutschlan­d und die EU wesentlich stärker als derzeit etwa die Initiative COVAX unterstütz­ten, die sich zum Ziel gesetzt hat, knapp einhundert der ärmsten Länder der Erde Zugang zu Impfstoffe­n zu verschaffe­n. Derzeit sieht es nicht danach aus, dass dies in absehbarer Zeit, etwa bis 2024 gelingt.

Papst Franziskus hat zum Weltfriede­nstag am 1. Januar 2021 eindringli­ch dazu aufgerufen, CoronaImpf­stoffe für alle Menschen, auch für Arme zugänglich zu machen. „Kein isolierter Nationalst­aat ist in der Lage, das Gemeinwohl seiner Bevölkerun­g zu gewährleis­ten“, so Franziskus.

Weingarten

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