Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Der komplizierte Traum von Europa
Freiburg fürchtet die Doppelbelastung und hat großen Respekt vor dem Gegner Leipzig
FREIBURG (dpa) - Wenn Christian Streich an einige Mannschaften in Europa denkt, gerät er fast ins Schwärmen. Der Trainer des SC Freiburg hörte in der Videokonferenz vor dem Spiel fast nicht mehr auf, als er die Teams aufzählte, gegen die er noch nie gespielt hat. „Molde, Everton, Olympique Marseille, Lyon, Angers“, begann er seine kleine Auswahl, die sich „wunderbar“anhöre. Ob er in der nächsten Saison zumindest gegen eine dieser Mannschaften im Europapokal antreten darf?
„Wir wollen nichts lieber“, sagte der 55-Jährige vor dem Heimspiel gegen RB Leipzig am Samstag (15.30 Uhr). „Darum machen wir das alles.“Allerdings folgte auch ein „aber“, weil Streich genau weiß, wie „kompliziert“es für ihn und den kleinen SC sein kann, „Donnerstag zu kicken und Sonntag wieder“. Das sei nur mit einem entsprechend großen Kader und wenigen Verletzten zu schaffen.
Zweimal hat der Coach die Freiburger schon in den Europacup geführt. 2012/13 qualifizierte sich der SC direkt für die Gruppenphase der Europa League, 2016/17 schaffte er es immerhin in die Qualifikation. Nun steht Streichs Mannschaft nach 23 Spieltagen als Achter bei 34 Punkten und hat erneut gute Chancen auf die internationalen Plätze. Zumal in der kommenden Spielzeit mit der Europa Conference League ein neuer Wettbewerb eingeführt wird, für den unter Umständen schon der siebte Platz reichen könnte.
„Ich habe mir das mal zehn Minuten angeschaut“, antwortete Streich auf die Frage, ob er sich mit dem neuen Wettbewerb schon beschäftigt habe. Während seine Spieler zum Teil schon intensiver nach oben schielen, blickt der Coach lieber auf die nächste Partie gegen RB. Nach dem Sieg in Leverkusen erwartet er im Heimspiel gegen Leipzig eine noch größere Herausforderung für seine Mannschaft.
„Wir wissen, was auf uns zukommt am Samstag an Körperlichkeit, Tempo und nicht zuletzt enormer fußballerischer Qualität“, sagte Streich, der sich vom Pokalerfolg des Teams von Julian Nagelsmann gegen
Wolfsburg beeindruckt zeigte. Er traut Leipzig zu, bis zum Ende der Saison ein ernsthafter Konkurrent für Tabellenführer München im Titelrennen zu bleiben.
Mit einem Sieg gegen RB könnte der SC Einfluss darauf nehmen – und selbst weiter an die Europacupplätze heranrücken. Aber dazu müsse seine Mannschaft „noch mal eine halbe Klasse besser“spielen als zuletzt in Leverkusen, so Streich. Immerhin hat der SC seine drei letzten Heimspiele gegen Leipzig gewonnen – gegen keinen anderen Gegner hat er eine so lange Siegesserie im eigenen Stadion.
Leipzigs Trainer Nagelsmann, der auf Willi Orban, Marcel Halstenberg und Marcel Sabitzer verzichten muss, hat höchsten Respekt vor dem Gegner. „Freiburg hat die beste Verwertung von Großchancen nach dem FC Bayern“, sagt er, „der Trainer ist ausgefuchst und die Mannschaft hat eine sehr gefestigte Struktur, sie spielen mit sehr fließenden Übergängen“, lobte Nagelsmann.