Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Auf das neue Leben einlassen
Am Karsamstag war für die Jünger Jesu alles vorbei: Ihr Anführer war am Kreuz hingerichtet worden, seine und ihre Aussichten auf eine bessere Zukunft hatte er mit ins Grab genommen. Das alte Leben war dahin. Hoffnungslosigkeit herrschte unter jenen Getreuen. Bis am Morgen des dritten Tages Jüngerinnen das leere Grab entdeckten und die Nachricht verbreiteten, dass Jesus von den Toten auferweckt wurde. Ihre Botschaft lautete: Der Auferstandene lebt, aber anders als zuvor.
Diese Osterbotschaft bedeutet heute, mitten in der Pandemie: Unser altes Leben ist vorbei, wir werden nicht mehr so leben wie zuvor. Es gibt kein Zurück. Unser aller Leben wird sich drastisch verändern. Aber: Das Leben geht weiter. Anders.
Verschiedene Herausforderungen verlangen nach Antworten, die wir im alten Leben nicht gegeben haben. Wir werden den Kampf gegen den Klimawandel intensivieren müssen. Wir haben den demografischen Wandel zu meistern. Das Wachstum stößt an seine Grenzen. Die Digitalisierung wird uns fordern. Fluchtursachen sind zu bekämpfen. Unsere Demokratie wird mutige Verteidiger benötigen.
Um diese und weitere Herausforderungen zu bestehen, brauchen wir zunächst die Bereitschaft, uns auf Neues und anderes einzulassen und dafür Resilienz zu entwickeln.
Ein Blick auf die Ostergeschichte zeigt auch: Jeder Versuch der Jünger, den Auferstandenen und damit ihr altes Leben festzuhalten, scheiterte. Jesu Ideen lebten erst weiter, als die Jünger in seinem Geist Nächstenliebe, Mut, Zuversicht und Tatkraft entwickelten. Eigenschaften, mit denen auch wir die Herausforderungen meistern werden.