Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bistümer uneins über Segnung homosexueller Paare
Erzdiözese Freiburg will im Gegensatz zu Rottenburg gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht segnen
ROTTENBURG/FREIBURG (lsw/ KNA/mö) - Im Streit in der katholischen Kirche um die Segnung homosexueller Paare gehen die beiden Bistümer im Südwesten unterschiedliche Wege. Während die Diözese Rottenburg-Stuttgart, wie berichtet, gleichgeschlechtliche Paare trotz des Verbots aus Rom weiter segnen will, segnet das Erzbistum Freiburg hingegen homosexuelle Paare weiter nicht und hält sich an das Verbot aus Rom. Auch der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, wünscht sich eine intensive Auseinandersetzung über den Wunsch homosexueller Paare nach kirchlicher Segnung ihrer Partnerschaft.
Der Vatikan hatte Mitte März erklärt, dass homosexuelle Paare nicht gesegnet werden dürfen. Dies hat in der katholischen Kirche in Deutschland einen Proteststurm ausgelöst.
Diese umstrittene römische Position teilt die Leitung der Erzdiözese Freiburg. Eine scheinbare Gleichsetzung von kirchlicher Trauung und Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sei zu vermeiden, erklärte die Erzdiözese über ihren Sprecher Michael Hertl. Bei vielen Menschen in der Erzdiözese Freiburg habe die ablehnende Antwort aus Rom für Unverständnis, Irritationen und Verärgerung gesorgt, erklärte Hertl. „Die Bistumsleitung nimmt diese Äußerungen sehr ernst.“Sie zeigten, dass die Diskussion über mögliche Segnungen
von homosexuellen Paaren für viele Gläubige noch nicht beendet sei. Diese Diskussion wolle man in Freiburg „mit Interesse“verfolgen und begleiten.
„Die Erzdiözese lebt und fördert die Wertschätzung der Verschiedenheit und Einzigartigkeit aller Menschen unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung; sie nimmt die pluralen und differenzierten Lebens- und Beziehungswirklichkeiten wahr und ernst“, hieß es. Einzelne homosexuelle Menschen würden durchaus gesegnet. „Ein Segen wird keiner Person verwehrt, unabhängig von der jeweiligen sexuellen Orientierung. Jeder Mensch ist von Gott gewollt, so wie er ist“, erklärte der Sprecher.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, plädierte im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland für mehr gegenseitiges Verständnis: „Die Menschen in homosexuellen Partnerschaften wollen den Segen der Kirche, und zwar nicht im Verborgenen. Sie wollen, dass die Kirche ihr Leben für so wertvoll hält, dass man ihm den Segen Gottes gibt und nicht vorenthält.“Diesem
Wunsch müsse sich die Kirche stellen: „Dafür brauchen wir eine intensive Auseinandersetzung. Wir können diese Fragen nicht mehr einfach mit Ja oder Nein beantworten. Das ist nicht möglich“, betonte der Bischof. „Ich glaube, dass wir Homosexualität und gelebte Partnerschaften außerhalb der Ehe anders einschätzen müssen“, fügte er hinzu. „Wir können nicht mehr weiter allein vom Naturrecht ausgehen, sondern müssen viel stärker in Kategorien von Fürsorge und personaler Verantwortung füreinander denken.“Er wünsche sich in dieser Hinsicht eine Weiterentwicklung der katholischen Sexuallehre.
Der Rottenburger Weihbischof Matthäus Karrer (52) hatte im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“das Verbot aus Rom kritisiert: „Segnungen gehören in der Seelsorge zum pastoralen Alltag.“Diese Praxis werde durch das Papier aus Rom zumindest in der württembergischen Diözese nicht infrage gestellt. Es gebe auch keine Strafen: „Wir sanktionieren keine Segnungen.“Gleichwohl stellte er auch klar: „Segnungen für homosexuelle Paare sind kein Ja der Kirche zur Homo-Ehe.“Es gehe um die Bitte, dass der Segen Gottes für sich liebende Menschen wirken möge: „Nicht weniger, aber auch nicht mehr.“Bischof Gebhard Fürst kündigte an, eine diözesane Stelle „in diesem sensiblen seelsorgerischen Bereich“einzurichten.