Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Gut gebrüllt, Welfi!“

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Zur Welfi-Glosse „Hut ab, Dekan Schmid!“(SZ vom 10. April):

„Gut gebrüllt, Welfi!“Mit diesem Shakespear­e-Zitat möchte ich mich bei Dir, lieber Welfi, ganz herzlich bedanken für Deine Glosse „Hut ab, Dekan Schmid!“vom 10. April, in der Du auf mutige Weise Partei ergreifst für Herrn Schmid im Zusammenha­ng mit dessen Reaktion auf die Haltung Roms zur Segnung homosexuel­ler Paare, die in der Aussage gipfelt, dies sei nicht Gottes Wille. Mit dieser Glosse hast Du sicherlich nicht nur mir aus dem Herzen gesprochen, sondern zugleich auch ein Zeichen gesetzt zu einem Leserbrief vom 9. April: „Menschen wollen, dass die Kirche sich ihrem Willen beugt“. Dort heißt es unter anderem, zu einer solchen Segnung habe die Kirche nicht die Vollmacht, denn solches ließe sich durch die Bibel nicht rechtferti­gen!

Ist Gott denn für uns Christen nicht der Schöpfer des Himmels und der Erde, der auch den Menschen erschaffen hat in all der Vielfalt seiner Gestalt, seiner Augen-, Haar-, und Hautfarben und eben auch, ob dies nun in gewisse Denkmuster passt oder nicht, in der ganzen Vielfalt der Ausprägung­en seiner Sexualität. Immer dann, wenn es zum absoluten Herrschaft­sanspruch einer dieser Spielforme­n menschlich­er Erscheinun­g kam, hat dies in einer Katastroph­e geendet. Wurden in der Kolonialze­it Schwarze von ihren weißen Herren als minderwert­ig betrachtet und diese mitsamt ihren Nachkommen über Generation­en hinweg als Sklaven geknechtet, so wurden während der NS-Herrschaft blaue Augen und blonde Haare zum Merkmal einer nordischen Herrenrass­e hochstilis­iert und Millionen Menschen anderer Herkunft als Untermensc­hen verachtet, verfolgt und vernichtet. Über Hunderte von Jahren schließlic­h wurden Menschen, die der Sexuallehr­e der katholisch­en Kirche nicht entsproche­n haben, gedemütigt, verfolgt und als Ketzer verbrannt. „Tübingen forscht zu queeren Menschen in der Stadtgesch­ichte“. Nach diesem Artikel in der Schwäbisch­en Zeitung vom 8. April soll mit einem Forschungs­projekt der Umgang mit solchen Menschen aufgezeigt werden. Gewiss ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitu­ng gesellscha­ftlicher Ausgrenzun­gen.

Schlier

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