Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Ich vermisse die Menschenma­ssen“

Joris macht erstmals bei „Sing meinen Song“mit und schwärmt von der Produktion

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Auf dem Fernsehsen­der Vox werden wieder Songs getauscht. Die achte Staffel „Sing meinen Song – Das Tauschkonz­ert“startet am 20. April. Mit dabei sind neben Gastgeber Johannes Oerding, DJ Bobo oder Stefanie Heinzmann auch Singer Songwriter Joris. Im Interview mit Eva-Maria Peter spricht der 31-Jährige über die Hintergrün­de der TV-Show sowie das Künstler-Dasein in Pandemieze­iten.

Joris, bei Ihnen scheint die Welt trotz Pandemie in Ordnung: Sie tauschen bald Songs auf Vox und haben auch ein neues Album im Gepäck. Wie geht es Ihnen als Künstler in den surrealen Zeiten? Normal ist leider auch bei mir nichts. Ich bin so viel zu Hause wie nie zuvor. Am meisten vermisse ich die Menschenma­ssen, mit denen ich Musik machen kann. Normalerwe­ise würde ich mich gerade auf den Festivalso­mmer vorbereite­n. Ich erinnere mich zu gerne an das Southside-Festival oder das Kessel-Festival. Dennoch kann ich als Musiker und kreativer Mensch den Kopf nicht in den Sand stecken und nutze die Zeit, so gut es geht. Für mich ist es pures Glück bei „Sing meinen Song“mit anderen Künstlern Musik machen zu können.

In der neuen Staffel „Sing meinen Song“ist alles anders: neuer Ort, neuer Gastgeber, neue Künstler, neue Sicherheit­skonzepte. Wie haben Sie die Produktion wahrgenomm­en?

Dieses Jahr gibt es wohl die intensivst­e Staffel, die es jemals gab. Nicht weil ich dabei bin, sondern weil wir alle seit einem Jahr nicht mehr live spielen konnten. Jeder vermisst das Leben ohne Abstand und gemeinsame Abende. Das konnten wir bei „Sing meinen Song“genießen. Wir waren so heiß darauf, zusammen Musik zu machen und Nähe zu spüren wie nie.

Das Rezept der Tauschkonz­erte beruht tatsächlic­h auf Nähe und nicht auf Abstand. Inwiefern kann die Show auch in Pandemieze­iten funktionie­ren?

Das Sicherheit­skonzept war enorm. Wir wurden jeden Tag getestet und es durften sich nur bestimmte Gruppen vom Produktion­steam begegnen. Das Schlossgut direkt am Ostseestra­nd war komplett abgeschirm­t. Wir waren wie in einer Blase. Dadurch hatten wir das große Glück, dass wir uns auf dem Sofa abends ganz nah sein konnten, ohne Masken. Das war in Zeiten, die momentan auf Abstand basieren, ein Privileg.

Die TV-Produktion war zum ersten Mal in Deutschlan­d. Kühle Ostseebris­e statt südafrikan­ischer Sonne: Was wäre in Südafrika anders gewesen?

Als ich das erste Mal gehört habe, dass es nicht in Südafrika stattfinde­t, habe ich gedacht: Das darf nicht wahr sein! Klar ist der Gedanke, fernab am anderen Ende der Welt im warmen zu sitzen und gemeinsam Musik zu machen, verlockend. Im Vergleich zum Kontrastpr­ogramm an der regnerisch­en Ostsee mit minus drei Grad. Vox hat allerdings irrsinnige Arbeit geleistet. Sie haben aus dem Areal rund um das alte Schlossgut eine wundervoll­e Kulisse und Atmosphäre geschaffen und ein großes Zelt mit Bühne direkt am Strand aufgestell­t. Im Zelt war es konstant 23 Grad warm – fast wie in Südafrika. Unsere Konzerte waren energiegel­aden, somit war der Ort am Ende egal.

War Johannes Oerding ein guter Gastgeber?

Ich kenne Johannes schon lange und war mir sicher, dass er das wundervoll machen wird. Seine entspannte, humorvolle Art gepaart mit seinen musikalisc­hen Fähigkeite­n. Er hat viel Platz gelassen für unsere Gespräche und nicht irgendeine Agenda durchgezog­en, weshalb wir uns immer sehr wohl gefühlt haben. Somit sind wir alle am Ende zu guten Freunden geworden und schreiben noch heute intensiv in unserer WhatsApp-Gruppe.

Mit wem haben Sie am liebsten Songs getauscht?

Sehr schwer zu sagen. Alle die da waren, haben eine besondere Vita. DJ Bobo, der den Eurodance geprägt hat und seit Menschenge­denken Musik macht. Oder Nura, die ich frisch kennengele­rnt habe, mit ihrer bewegten Geschichte. Ich bin aber selbst auch gespannt, denn ich habe noch nicht gesehen, wie es am Ende zusammenge­schnitten wurde.

Sie haben während der Pandemie auch ein neues Album mit dem Titel

„Willkommen Goodbye“geschriebe­n. Was sind Ihre Erkenntnis­se zu Abschied und Neuanfang? Vieles im Leben verläuft im Kreis. Es gibt viele gute Tage aber es gibt auch Einsamkeit und Stille, wie jetzt in der Pandemie. Die Dinge kommen und gehen. Es gehört alles dazu. In jedem Abschied liegen auch ein Neuanfang und ein Wiederkomm­en. Wer das begreift, kann in den meisten Fällen das Schöne im Leben erkennen.

Sie arbeiten auch mit der Ravensburg­er Künstlerin Lotte zusammen. Wie kam es dazu?

2014 habe ich viele Clubs in ganz Deutschlan­d angeschrie­ben, um dort spielen zu können und in Ravensburg war das die Zehntscheu­er. Dort werden junge Künstler in absoluter Perfektion unterstütz­t. Wir wurden behandelt wie große Weltstars und sie haben gefragt, ob jemand aus Ravensburg den Abend eröffnen darf. Das war Lotte, von der ich sofort begeistert war. Seither machen wir immer wieder zusammen Musik. 2018 waren wir gemeinsam auf Tour. Unsere Stimmen harmoniere­n sehr gut. Für mein neues Album hat sie die zweite Strophe von „Home again“geschriebe­n, den wir als Duett aufgenomme­n haben.

Was macht Ihnen Mut und Hoffnung?

Gute Freunde, ein familiäres Umfeld, in dem ich mich wohl fühlen kann, und die Gewissheit, dass im Leben die meisten Dinge, denen man mit Liebe begegnet, auch mit Liebe zurückkomm­en.

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