Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gedenken an Corona-Tote auch in der Region

Landratsam­t Ravensburg macht erstmals Angaben zum Alter der Verstorben­en – So sind Infektione­n verteilt

- Von Lena Müssigmann

RAVENSBURG - Das Gedenken an die Toten der Pandemie ist am Sonntag deutschlan­dweit ins Bewusstsei­n gerückt. In Berlin erinnerten Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel an die knapp 80 000 mit Corona infizierte­n Menschen in Deutschlan­d, die seit Beginn der Corona-Pandemie gestorben sind. Aber auch regional wurden Fahnen auf halbmast gesetzt, etwa am Ravensburg­er Rathaus. Kirchen erinnerten in ihren Gottesdien­sten an die Toten. Im Kreis Ravensburg sind bereits 127 mit dem Coronaviru­s infizierte Menschen gestorben (Stand: Freitag, 16. April 2021). Die allermeist­en von ihnen waren hochbetagt. Die Zahl der Infektione­n ist jedoch in anderen Altersgrup­pen viel höher.

Zum Alter der Verstorben­en hat das Landratsam­t auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“zum Stand Ende März genauere Angaben gemacht. Bis dahin waren genau 120 mit Corona infizierte Menschen gestorben. Aufgeteilt auf einzelne Altersgrup­pen ergibt sich im Kreis Ravensburg folgendes Bild:

im Alter zwischen 60 und 70 Jahren sind 5 mit Corona infizierte Menschen gestorben

im Alter zwischen 70 und 80 Jahren sind 22 mit Corona infizierte Menschen gestorben

im Alter zwischen 80 und 90 Jahren sind 49 mit Corona infizierte Menschen gestorben

im Alter von mehr als 90 Jahren sind 42 mit Corona infizierte Menschen gestorben.

Das Durchschni­ttsalter zum Zeitpunkt des Todes lag von Beginn der Pandemie bis Ende März bei 85 Jahren, wie die Sprecherin des Landratsam­tes, Selina Nußbaumer, auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mitteilte.

Wenn man die Pandemie in Wellen unterteilt, handelt es sich derzeit um die dritte Welle, die im Februar begonnen hat. Dabei verbreiten sich auch Virusmutat­ionen: Die Mutation aus Großbritan­nien gilt laut Robert-Koch-Institut (RKI) als noch ansteckend­er und wahrschein­lich noch gefährlich­er als die bisher bekannte Form des Conavirus. Intensivpf­leger berichten von schweren Verläufen vermehrt auch bei jüngeren Patienten.

Aus dem Kreis Ravensburg starben zu Beginn dieser dritten Welle – von Anfang Februar bis Ende März – insgesamt 29 Menschen, deren Durchschni­ttsalter bei 84 Jahren lag und somit leicht unter dem Schnitt, der bei Betrachtun­g der gesamten Pandemie im Kreis Ravensburg errechnet wird.

In Ravensburg sucht die Stadt derzeit einen Ort, an dem der Toten der Pandemie gedacht werden kann. Auch für die Art des Gedenkens

sei man noch auf der Suche nach der richtigen Form, teilte die Stadt kürzlich mit. Dabei ist vieles möglich: In Nürnberg wurde am Sonntag ein würfelförm­iges Gestell aus Holzbalken aufgestell­t, in dem jeder ablegen könne, was ihn bedrückte, wie der „Bayerische Rundfunk“berichtete. In London malen die Menschen rote Herzen an eine Mauer am Ufer der Themse, um an die Todesopfer der Corona-Pandemie in Großbritan­nien zu erinnern. Ein Zeitplan für einen Ravensburg­er Gedenkort ist derzeit nicht öffentlich bekannt.

Im Kreis Ravensburg ist auch ein Blick auf die Verteilung der Infektione­n

auf Altersgrup­pen interessan­t – die ist allerdings nicht bei den Ältesten am höchsten. Das Landratsam­t Ravensburg hat Altersgrup­pen gebildet, die zunächst jeweils 15 Jahre umfassen – eine erste Altersgrup­pe für Kinder und Jugendlich­e bis 15 Jahre und eine zweite Altersgrup­pe für Jugendlich­e sowie junge Erwachsene bis 30 Jahre. Danach folgen Gruppen, die jeweils zehn Jahrgänge umfassen.

Die meisten Infektione­n wurden in der Altersgrup­pe der 16- bis 30Jährigen registrier­t, wobei der betrachtet­e Alterszeit­raum auch größer ist als bei den nachfolgen­den Altersgrup­pen.

Bei den untereinan­der vergleichb­aren Altersgrup­pen ab 41 Jahren ist die Zahl der Infizierte­n bei den 51bis 60-Jährigen am höchsten. Kürzlich hatte das Landratsam­t mitgeteilt, dass ein Drittel aller CoronaClus­ter, also Häufungen von Ansteckung­en, im Zusammenha­ng mit dem Arbeitspla­tz stehen. Auch in Schulen und Kindergärt­en häufen sich demnach die Fälle wieder.

Bei den Kreisbewoh­nern höheren Alters dürften Effekte wie besondere Vorsicht, weil Alter als ein Risikofakt­or gilt, und inzwischen möglicherw­eise auch die fortschrei­tende Impfquote eine Ursache für nominal weniger Fälle sein.

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So verteilen sich die gemeldeten Corona-Infektione­n auf die Altersgrup­pen im Landkreis Ravensburg.

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