Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Städte wollen Schnee gemeinsam schippen
Baubetriebshöfe Ravensburg und Weingarten sollen fusionieren – Das gefällt nicht allen
RAVENSBURG - Schnee wegräumen, Gehwege säubern, Papierkörbe leeren: Die städtischen Baubetriebshöfe machen das und noch viel mehr. Meistens funktioniert es ziemlich geräuschlos und ist für Bürgerinnen und Bürger selbstverständlich. Jetzt wollen die Städte Ravensburg und Weingarten ihre Bauhöfe zusammenlegen. Was nicht allen gefällt.
Um Kosten zu sparen, aber auch um effizienter arbeiten zu können und Doppelstrukturen aufzulösen, wollen die Städte Ravensburg und Weingarten ihre Baubetriebshöfe fusionieren. Im ersten Schritt als neue organisatorische Einheit in eigener Rechtsform, im zweiten räumlich an einem neuen, zentralen Standort an der Gemarkungsgrenze der beiden Kommunen. Und, vermutlich, mit einer Dependance im Ravensburger Süden. Die beiden Gemeinderäte sollen darüber in der kommenden Woche beraten.
Rund 170 Frauen und Männer arbeiten in den Betriebshöfen der beiden Städte. Sie stellen Absperrgitter auf bei Großveranstaltungen, entsorgen tote Tiere auf öffentlichen Plätzen, leeren die Papierkörbe, schippen Schnee und sorgen für Sauberkeit. In Weingarten gibt es einen zentralen Bauhof. In Ravensburg, bedingt durch die Gemeindereform in den 1970er-Jahren, vier davon. Jede Ortschaft hat ihren eigenen.
Und davon wollen nicht alle weg, wie sich in einer Debatte im Taldorfer Ortschaftsrat am Dienstag zeigte. Dabei ging es auch um Details. Denn fest steht: Ein zentraler Bauhof an der Grenze der beiden Städte wäre weiter weg vom Geschehen in den südlichen Ravensburger Ortschaften. Zudem könnte eine Ortsvorsteherin nicht mal schnell „ihren“Bauhof schicken, um ein kleineres Problem umgehend zu lösen. Ein weiterer Punkt: Wenn es schneit wie der Teufel, dann ist es für die Bürger verlässlicher, einen Betriebshof mit Schneeräumauftrag gleich um die Ecke zu haben und nicht einen, der erst über mehrere Kilometer hinweg anrücken muss. Also müsste es zumindest im Ravensburger Süden einen weiteren Standort des fusionierten Bauhofs geben, sagten einige.
Ein entscheidender Grund dafür, dass die Pläne der Stadt im Taldorfer Ortschaftsrat sehr verhalten aufgenommen wurden, ist die Standortfrage. Die Stadt möchte den südlichen Bauhof-Stützpunkt in bereits vorhandenen Räumlichkeiten im Gewerbegebiet Mariatal ansiedeln. Die Taldorfer bevorzugen hingegen das Gewerbegebiet Karrer wegen seiner besseren Verkehrsanbindung. Aber das wäre für die Stadt teuer, weil sie hier ein Grundstück kaufen und ein neues Betriebsgebäude errichten müsste. Der Taldorfer Ortschaftsrat vertagte daher seine Entscheidung.
In einer Pressekonferenz fasste Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp die Lage am Mittwoch so zusammen: Entschieden sei noch nichts, das obliege den beiden Stadtparlamenten. Der Wunsch der Verwaltungen ist hingegen klar: Sie wollen eine Zusammenlegung der Betriebshöfe, am liebsten in der Mitte der beiden Städte. „Im Auge“habe man eine Fläche in Weingarten, sagte Rapp, doch dort gebe es noch kein Baurecht. Weingartens Oberbürgermeister Markus Ewald ergänzte, dass auch ein Grundstück auf Ravensburger Gemarkung denkbar sei.
Personal soll nach einvernehmlicher Aussage der beiden Oberbürgermeister durch eine Fusion nicht eingespart werden. In den Ravensburger Ortschaften soll ein kleines Team als „Fachlicher Dienst“erhalten bleiben, würden die kleineren Bauhöfe umziehen und in einer zentralen Einheit verschmelzen.
Eine Zusammenführung der Betriebshöfe wäre, sollten die Gremien zustimmen, frühestens zum 1. Januar 2024 möglich, sagte Ravensburgs Bürgermeister Dirk Bastin am Mittwoch. Bis zu einem Neubau an einem gemeinsamen Standort könnten aber mehrere Jahre vergehen. Zunächst würde es um eine organisatorische Zusammenarbeit gehen.
Weingartens Oberbürgermeister Markus Ewald könnte sich sehr gut vorstellen, in das geplante Konstrukt weitere Gemeinden wie zum Beispiel Berg, Baienfurt und Baindt zu integrieren, wenn die Idee funktioniert und diese Kommunen das wünschen.
„Wir wachsen zusammen. Weil wir uns vertrauen.“
Markus Ewald, Oberbürgermeister Weingarten