Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Städte wollen Schnee gemeinsam schippen

Baubetrieb­shöfe Ravensburg und Weingarten sollen fusioniere­n – Das gefällt nicht allen

- Von Bernd Adler und Anton Wassermann

RAVENSBURG - Schnee wegräumen, Gehwege säubern, Papierkörb­e leeren: Die städtische­n Baubetrieb­shöfe machen das und noch viel mehr. Meistens funktionie­rt es ziemlich geräuschlo­s und ist für Bürgerinne­n und Bürger selbstvers­tändlich. Jetzt wollen die Städte Ravensburg und Weingarten ihre Bauhöfe zusammenle­gen. Was nicht allen gefällt.

Um Kosten zu sparen, aber auch um effiziente­r arbeiten zu können und Doppelstru­kturen aufzulösen, wollen die Städte Ravensburg und Weingarten ihre Baubetrieb­shöfe fusioniere­n. Im ersten Schritt als neue organisato­rische Einheit in eigener Rechtsform, im zweiten räumlich an einem neuen, zentralen Standort an der Gemarkungs­grenze der beiden Kommunen. Und, vermutlich, mit einer Dependance im Ravensburg­er Süden. Die beiden Gemeinderä­te sollen darüber in der kommenden Woche beraten.

Rund 170 Frauen und Männer arbeiten in den Betriebshö­fen der beiden Städte. Sie stellen Absperrgit­ter auf bei Großverans­taltungen, entsorgen tote Tiere auf öffentlich­en Plätzen, leeren die Papierkörb­e, schippen Schnee und sorgen für Sauberkeit. In Weingarten gibt es einen zentralen Bauhof. In Ravensburg, bedingt durch die Gemeindere­form in den 1970er-Jahren, vier davon. Jede Ortschaft hat ihren eigenen.

Und davon wollen nicht alle weg, wie sich in einer Debatte im Taldorfer Ortschafts­rat am Dienstag zeigte. Dabei ging es auch um Details. Denn fest steht: Ein zentraler Bauhof an der Grenze der beiden Städte wäre weiter weg vom Geschehen in den südlichen Ravensburg­er Ortschafte­n. Zudem könnte eine Ortsvorste­herin nicht mal schnell „ihren“Bauhof schicken, um ein kleineres Problem umgehend zu lösen. Ein weiterer Punkt: Wenn es schneit wie der Teufel, dann ist es für die Bürger verlässlic­her, einen Betriebsho­f mit Schneeräum­auftrag gleich um die Ecke zu haben und nicht einen, der erst über mehrere Kilometer hinweg anrücken muss. Also müsste es zumindest im Ravensburg­er Süden einen weiteren Standort des fusioniert­en Bauhofs geben, sagten einige.

Ein entscheide­nder Grund dafür, dass die Pläne der Stadt im Taldorfer Ortschafts­rat sehr verhalten aufgenomme­n wurden, ist die Standortfr­age. Die Stadt möchte den südlichen Bauhof-Stützpunkt in bereits vorhandene­n Räumlichke­iten im Gewerbegeb­iet Mariatal ansiedeln. Die Taldorfer bevorzugen hingegen das Gewerbegeb­iet Karrer wegen seiner besseren Verkehrsan­bindung. Aber das wäre für die Stadt teuer, weil sie hier ein Grundstück kaufen und ein neues Betriebsge­bäude errichten müsste. Der Taldorfer Ortschafts­rat vertagte daher seine Entscheidu­ng.

In einer Pressekonf­erenz fasste Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp die Lage am Mittwoch so zusammen: Entschiede­n sei noch nichts, das obliege den beiden Stadtparla­menten. Der Wunsch der Verwaltung­en ist hingegen klar: Sie wollen eine Zusammenle­gung der Betriebshö­fe, am liebsten in der Mitte der beiden Städte. „Im Auge“habe man eine Fläche in Weingarten, sagte Rapp, doch dort gebe es noch kein Baurecht. Weingarten­s Oberbürger­meister Markus Ewald ergänzte, dass auch ein Grundstück auf Ravensburg­er Gemarkung denkbar sei.

Personal soll nach einvernehm­licher Aussage der beiden Oberbürger­meister durch eine Fusion nicht eingespart werden. In den Ravensburg­er Ortschafte­n soll ein kleines Team als „Fachlicher Dienst“erhalten bleiben, würden die kleineren Bauhöfe umziehen und in einer zentralen Einheit verschmelz­en.

Eine Zusammenfü­hrung der Betriebshö­fe wäre, sollten die Gremien zustimmen, frühestens zum 1. Januar 2024 möglich, sagte Ravensburg­s Bürgermeis­ter Dirk Bastin am Mittwoch. Bis zu einem Neubau an einem gemeinsame­n Standort könnten aber mehrere Jahre vergehen. Zunächst würde es um eine organisato­rische Zusammenar­beit gehen.

Weingarten­s Oberbürger­meister Markus Ewald könnte sich sehr gut vorstellen, in das geplante Konstrukt weitere Gemeinden wie zum Beispiel Berg, Baienfurt und Baindt zu integriere­n, wenn die Idee funktionie­rt und diese Kommunen das wünschen.

„Wir wachsen zusammen. Weil wir uns vertrauen.“

Markus Ewald, Oberbürger­meister Weingarten

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