Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Radschnellweg löst nicht nur Begeisterung aus
Was Ravensburger Kommunalpolitiker zur Planung sagen
RAVENSBURG (vin) - Die einen sind enthusiastisch, die anderen wollen erst mal abwarten, wie die genaue Streckenführung verlaufen wird: Im Technischen Ausschuss des Ravensburger Gemeinderats sind erstmals die Pläne für den 29 Kilometer langen Radschnellweg zwischen Baindt und Friedrichshafen diskutiert worden, der auch durch Ravensburg verlaufen wird. Und zwar nicht irgendwo weit draußen an der Schussen entlang, sondern mitten durch die Stadt. Dazu wird es nötig sein, Autofahrern Raum zu nehmen, etwa in der Karlstraße oder der Olgastraße.
Wie berichtet, ist der sogenannte Radschnellweg (RS) 09 der einzige seiner Art außerhalb eines Ballungsraums in Baden-Württemberg. Ein Vorschlag für den Verlauf des Radschnellwegs im Landkreis Ravensburg liegt auf dem Tisch. Die Planung selbst liegt beim Regionalverband Bodensee-Oberschwaben. Bis Juli soll die genaue Strecke (mit virtueller Bürgerbeteiligung ab Juni) festgelegt werden, damit im September mit einer Einteilung in Streckenabschnitte begonnen werden kann. Der Radweg muss ausreichend breit sein, damit sich zwei Radfahrer im Gegenverkehr begegnen können. Es soll möglichst wenig Berührungspunkte mit Auto- oder Fußgängerverkehr geben, kaum Ampeln, Kreuzungen und sonstige Hindernisse, die ein schnelles Vorankommen behindern. Geschwindigkeiten von 20 bis 30 Stundenkilometern sind auf solchen Radschnellwegen möglich.
Große Freude über das Vorhaben herrscht bei den Grünen. „Als das Thema 2017 zum ersten Mal aufkam, war ich begeistert, aber skeptisch“, erinnerte sich Fraktionschefin Maria
Weithmann daran, dass sie dem Projekt anfangs keine großen Erfolgschancen eingeräumt hatte, weil der Raum Bodensee-Oberschwaben mit anderen Regionen konkurrierte, in denen deutlich mehr Rad gefahren wird, da dort einfach mehr Menschen wohnen. Zwar werde der Begriff „Leuchtturmprojekt“derzeit inflationär verwendet, „hier ist er aber angezeigt“, meinte die Grünen-Politikerin. Mehr Radwege würden dazu beitragen, die Lebensqualität in den Städten zu verbessern. Ein Vorbild seien die Niederlande oder Großbritannien. Was Weithmann absolut nicht verstehen kann: „In Meckenbeuren gibt es schon Wohngebiete, wo an jedem zweiten Haus ein Plakat gegen den Radschnellweg hängt, der angeblich die Kinder gefährdet.“
Michael Lopez-Diaz (Bürger für Ravensburg) glaubt, dass das an der seiner Meinung nach unglücklichen Bezeichnung „Radschnellweg“liegt. Sie suggeriere, dass dort gerast werde und langsamere Radler um ihr Leben fürchten müssten. „Wobei das ja nicht stimmt. Ich kann mir aber vorstellen, dass der Begriff Angst macht.“Markus Brunner (CDU) wollte erst mal abwarten, wo genau der Weg denn nun innerhalb von Ravensburg entlangführen wird. Er mahnte eine transparente Planung und ausgiebige Bürgerbeteiligung an, „damit den Leuten nicht einfach etwas vor die Nase gesetzt wird, von dem sie hinterher überrascht sind“.
Was der Radschnellweg einmal kosten wird, steht noch nicht fest. Pro Kilometer rechnet man mit 1 bis 1,5 Millionen Euro. Bund und Land übernehmen aber bis zu 80 Prozent, damit Pendler aufs Rad umsteigen.