Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Baindt geht bei Energieeffizienz voran
Fischerareal soll ans Nahwärmenetz angeschlossen werden – Aber es steht eine Umrüstung an
BAINDT - Wohnraum für rund 200 Menschen wird auf dem Fischerareal in Baindt entstehen. Es ist ein zukunftsweisendes Projekt im Schussental, das die Gemeinde mit Geschosswohnungsbau, bezahlbarem Wohnraum und neuen Wohnkonzepten angeht. Jetzt soll das Fischerareal an das Nahwärmenetz der Gemeinde angeschlossen werden. Ziel des Ganzen ist ein modernes energieeffizientes Wohngebiet. Doch dazu muss die Gemeinde noch einige Schritte gehen. Und das hat für das Fischerareal sogar finanzielle Auswirkungen.
Seit 2014 betreibt die Gemeinde ein eigenes Nahwärmenetz. Auf dem Areal der Klosterwiesenschule gibt es zwei erdgasbetriebene und wärmegeführte Blockheizkraftwerke, die den Schulcampus zu mittlerweile 96 Prozent mit Strom versorgen. Aber auch die kommunalen Liegenschaften profitieren vom Nahwärmenetz. So werden neben der Schule der Kindergarten „Sonne, Mond und Sterne“, die Schenk-Konrad-Halle, das Rathaus, die Asylbewerberunterkunft, wenige private Häuser und der neue Feneberg-Supermarkt auf dem Fischerareal mit der gemeindeeigenen Energie versorgt.
Doch wie will sich die Gemeinde in Zukunft aufstellen? Darum ging es in der vergangenen Gemeinderatssitzung. Schließlich ist Ende 2024 das erste Gasblockheizkraftwerk abgeschrieben und Ende 2026 das zweite. „Wir müssen den Weg weiter in Richtung Energieeffizienz gehen“, sagte Bürgermeisterin Simone Rürup, die für eine nachhaltige Energieform wirbt.
Alexander Henzler, Geschäftsführer der Kirchner Energie GmbH aus Weingarten, schlug Lösungen vor, wie die Gemeinde es schaffen kann, zumindest zu 90 Prozent regenerative Energie zu nutzen. Das bedeutet aber, dass der Gaskessel nicht durch einen neuen Gaskessel ersetzt werden soll. „Es sind Holzpellets oder Hackschnitzel denkbar“, sagte
Henzler. Nur die Spitzen sollen dann noch mit Gas abgedeckt werden. Das Problem bei Gaskesseln: Gas wird seit diesem Jahr mit einer jährlich steigenden CO2-Steuer belastet, was die Kosten in die Höhe treiben wird. Außerdem handelt es sich um einen fossilen Brennstoff.
Der Gemeinderat Baindt war sich einig, dass die Gemeinde diesen Weg gehen soll. Die Kirchner Energie
GmbH wird jetzt diese Alternativen für die Gemeinde prüfen. Doris Graf (Grüne) war es jedoch wichtig, zu wissen, ob bei den beiden vorgeschlagenen Lösungen mit Feinstaubemissionen zu rechnen sei. Henzler: „Wenn neue Anlagen eingebaut werden, sind diese mit den entsprechenden Filtern ausgestattet.“
Für das Fischerareal hat diese Entscheidung des Gemeinderats eine große Bedeutung. Denn möchte die Gemeinde Fördergelder für den Netzausbau kassieren, müssen 80 Prozent der Energie aus regenerativen Quellen stammen. Außerdem können mit diesem Modell auch KfW-Fördermittel abgegriffen werden. Die Gebäude sollen nämlich im KfW-Effizienzhausstandard errichtet werden. „Um diesen Standard erreichen zu können, ist es notwendig, dass die Wärmeversorgung möglichst regenerativ erfolgt. Durch den aktuellen Energiemix kann ein Effizienzhaus-Niveau kaum realisiert werden“, heißt es dazu in der Sitzungsvorlage.