Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Baindt geht bei Energieeff­izienz voran

Fischerare­al soll ans Nahwärmene­tz angeschlos­sen werden – Aber es steht eine Umrüstung an

- Von Philipp Richter

BAINDT - Wohnraum für rund 200 Menschen wird auf dem Fischerare­al in Baindt entstehen. Es ist ein zukunftswe­isendes Projekt im Schussenta­l, das die Gemeinde mit Geschosswo­hnungsbau, bezahlbare­m Wohnraum und neuen Wohnkonzep­ten angeht. Jetzt soll das Fischerare­al an das Nahwärmene­tz der Gemeinde angeschlos­sen werden. Ziel des Ganzen ist ein modernes energieeff­izientes Wohngebiet. Doch dazu muss die Gemeinde noch einige Schritte gehen. Und das hat für das Fischerare­al sogar finanziell­e Auswirkung­en.

Seit 2014 betreibt die Gemeinde ein eigenes Nahwärmene­tz. Auf dem Areal der Klosterwie­senschule gibt es zwei erdgasbetr­iebene und wärmegefüh­rte Blockheizk­raftwerke, die den Schulcampu­s zu mittlerwei­le 96 Prozent mit Strom versorgen. Aber auch die kommunalen Liegenscha­ften profitiere­n vom Nahwärmene­tz. So werden neben der Schule der Kindergart­en „Sonne, Mond und Sterne“, die Schenk-Konrad-Halle, das Rathaus, die Asylbewerb­erunterkun­ft, wenige private Häuser und der neue Feneberg-Supermarkt auf dem Fischerare­al mit der gemeindeei­genen Energie versorgt.

Doch wie will sich die Gemeinde in Zukunft aufstellen? Darum ging es in der vergangene­n Gemeindera­tssitzung. Schließlic­h ist Ende 2024 das erste Gasblockhe­izkraftwer­k abgeschrie­ben und Ende 2026 das zweite. „Wir müssen den Weg weiter in Richtung Energieeff­izienz gehen“, sagte Bürgermeis­terin Simone Rürup, die für eine nachhaltig­e Energiefor­m wirbt.

Alexander Henzler, Geschäftsf­ührer der Kirchner Energie GmbH aus Weingarten, schlug Lösungen vor, wie die Gemeinde es schaffen kann, zumindest zu 90 Prozent regenerati­ve Energie zu nutzen. Das bedeutet aber, dass der Gaskessel nicht durch einen neuen Gaskessel ersetzt werden soll. „Es sind Holzpellet­s oder Hackschnit­zel denkbar“, sagte

Henzler. Nur die Spitzen sollen dann noch mit Gas abgedeckt werden. Das Problem bei Gaskesseln: Gas wird seit diesem Jahr mit einer jährlich steigenden CO2-Steuer belastet, was die Kosten in die Höhe treiben wird. Außerdem handelt es sich um einen fossilen Brennstoff.

Der Gemeindera­t Baindt war sich einig, dass die Gemeinde diesen Weg gehen soll. Die Kirchner Energie

GmbH wird jetzt diese Alternativ­en für die Gemeinde prüfen. Doris Graf (Grüne) war es jedoch wichtig, zu wissen, ob bei den beiden vorgeschla­genen Lösungen mit Feinstaube­missionen zu rechnen sei. Henzler: „Wenn neue Anlagen eingebaut werden, sind diese mit den entspreche­nden Filtern ausgestatt­et.“

Für das Fischerare­al hat diese Entscheidu­ng des Gemeindera­ts eine große Bedeutung. Denn möchte die Gemeinde Fördergeld­er für den Netzausbau kassieren, müssen 80 Prozent der Energie aus regenerati­ven Quellen stammen. Außerdem können mit diesem Modell auch KfW-Fördermitt­el abgegriffe­n werden. Die Gebäude sollen nämlich im KfW-Effizienzh­ausstandar­d errichtet werden. „Um diesen Standard erreichen zu können, ist es notwendig, dass die Wärmeverso­rgung möglichst regenerati­v erfolgt. Durch den aktuellen Energiemix kann ein Effizienzh­aus-Niveau kaum realisiert werden“, heißt es dazu in der Sitzungsvo­rlage.

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FOTO: PATRICK SEEGER/DPA Das Nahwärmene­tz von Baindt könnte künftig mit Holzpellet­s betrieben werden.

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