Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Kleiner“Blutritt wird wohl abgesagt
Hohe Inzidenz verhindert die Prozession in Weingarten mit 200 Reitern
WEINGARTEN - Aufgrund der seit Tagen hohen Inzidenz von deutlich über 150 im Kreis Ravensburg wird wohl der geplante „kleine“Blutritt mit 200 Reitern am Freitag, 14. Mai, nicht stattfinden. Auch wenn die Pressestelle der Diözese RottenburgStuttgart das auf SZ-Anfrage offiziell noch nicht bestätigen wollte, machen die kircheninternen Vorgaben das Festhalten an der kleinen Reiterprozession de facto unmöglich.
Anfang April hatte Blutreiter Dekan Ekkehard Schmid in einem Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“erklärt, ein „ziehender Gottesdienst durch Stadt und Flur mit einer maximalen Teilnehmerzahl von 200 Reitern“sei möglich, wenn die Inzidenz nicht über 100 liege. Der Stichtag für die Entscheidung sei dabei der 7. Mai. Am Mittwoch, 5. Mai, lag sie bei 167,1.
Da die Inzidenz im Kreis aber nicht innerhalb von zwei Tagen unter die 100-Marke fallen wird, ist eine Prozession mit 200 Reitern eigentlich ausgeschlossen. Die Anzahl der Reiter und die Inzidenz von 100 als Marke begründete Schmid mit einer Vorgabe der Diözese, die diese Regelung bei Freilichtgottesdiensten im öffentlichen Raum möglich mache. Der Blutritt sei ein solcher Gottesdienst.
Man bete den Rosenkranz und trage das Kreuz und die HeiligBlut-Reliquie mit sich.
Die mögliche Absage bedeutet aber nicht, dass der Blutritt komplett ausfällt. Es bleibt immer noch die Variante des „Blutrittle“, wie er im vergangen Jahr stattgefunden hat. Damals ritt Blutreiter Dekan Ekkehard Schmid mit der Heilig-Blut-Reliquie, begleitet von zwei Reitern und einigen Begleitern zu Fuß, durch die Flur. Welchen Weg die Prozession nahm, gaben die Verantwortlichen im Vorfeld nicht bekannt. Die Prozession konnten Gläubiger und Pilger per Livestream von zu Hause aus mitverfolgen.
Greift die Blutrittle-Variante, dürfte wohl auch ein mit großer Spannung erwartetes historisches Ereignis entfallen: Die erste Frau, die offiziell mitreiten darf. Nach jahrelangen Diskussionen und Druck der Öffentlichkeit, hatte sich die Weingartener Kirchengemeinde St. Martin Ende November vergangenen Jahres als Veranstalter entschieden, Europas größte Reiterprozession auch für Frauen zu öffnen. Jahrhundertelang war dies nur Männern vorbehalten, weshalb der Gottesdienst immer wieder heftig kritisiert wurde.
Die Entscheidung, ob Frauen mitreiten dürfen, obliegt den Blutreitergruppen.