Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Moderna und Biontech für Vetter-Mitarbeiter
Projektteam kümmert sich um die Logistik – Produktion muss problemlos weiterlaufen können
RAVENSBURG - Beim Ravensburger Pharmadienstleister Vetter geht man davon aus, dass man frühestens Mitte Mai mit den betriebsinternen Impfungen loslegen kann. Wie berichtet, gehört Vetter zu zwölf vom badenwürttembergischen Gesundheitsministerium ausgewählten Firmen mit sogenannter kritischer Infrastruktur, die in einem Modellprojekt Erfahrungen mit den Abläufen der betriebsärztlichen Impfung sammeln sollen. Wie sich das Unternehmen auf die Aktion vorbereitet.
Wie ein Sprecher des Sozialministeriums auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“mitteilte, werden an die Pilotunternehmen mRNAImpfstoffe – mithin Biontech oder Moderna – ausgeliefert. Der Grund: Von den Impfungen in den Betrieben seien überwiegend Personen unter 60 Jahren betroffen. Und für diese Altersgruppe seien nur die besagten Impfstoffe „uneingeschränkt zugelassen beziehungsweise von der Ständigen Impfkommission empfohlen“.
Die Pilotprojekte dienen dazu, Organisation und Ablauf der innerbetrieblichen Impfungen zu erproben und auf diese Weise Erfahrungen für die Zeit zu sammeln, wenn – voraussichtlich im Juni – dann flächendeckend betriebsinterne Impfungen anlaufen. Bis dahin, so das Sozialministerium, sollen dann jede Woche rund drei Millionen Impfdosen von Biontech für die niedergelassenen Hausarztpraxen sowie für Betriebsärzte zur Verfügung stehen.
Bei Vetter freut man sich über die Teilnahme am Modellprojekt „Impfen durch Betriebsärzte“– hatte das Unternehmen doch angeboten, dabei mitzumachen: „Wir haben uns in den vergangenen Tagen in enger Zusammenarbeit mit der Industrie- und
Handelskammer Bodensee-Oberschwaben intensiv mit der Stabsstelle Impfen im Sozialministerium ausgetauscht“, berichtet Pressesprecher Markus Kirchner. Denn „als größter Arbeitgeber der Region mit 5500 Mitarbeitern wollen wir unseren Beitrag leisten und die nationalen Impfprogramme unterstützen“. Er geht davon aus, dass Vetter (maximal) 1000 Impfeinheiten bekommt.
Wie das Ganze ablaufen wird, ist allerdings noch nicht ganz klar. Da noch kein Impfstoff zur Verfügung steht, „können wir noch nicht abschätzen, ab wann wir welchen Teilen unserer Belegschaft an den Standorten in Ravensburg und Langenargen ein konkretes Impfangebot machen können“, so Kirchner weiter. Bis dahin will man die Zeit nutzen, um ein spezielles Projektteam zusammenzustellen und die Planungen und Vorbereitungen für ein betriebseigenes Corona-Impfzentrum in die Wege leiten – inklusive geeigneter räumlicher Infrastruktur. Wichtig dabei: Das Impfen muss so ablaufen, dass die Produktion problemlos weitergehen kann, wie Kirchner betont.
Wobei das für Vetter kein Problem werden dürfte, schließlich hat der Betriebsärztliche Dienst in Sachen Impfen schon Erfahrung: Das Unternehmen bietet seinen Mitarbeiter nämlich schon seit Jahren eine kostenlose Grippeschutzimpfung an. Außerdem koordiniert eine Pandemiegruppe seit rund einem Jahr sämtliche notwendigen Schutzmaßnahmen für die Firma. So können Vetter-Mitarbeiter sich in einem unternehmensweiten Corona-Zentrum in Ravensburg bei Anzeichen einer Covid-19-Erkrankung testen lassen.
Wenn es nach dem Sozialministerium geht, soll das Impfen in den Unternehmen „auch nach Überwindung der Pandemie eine zentrale Rolle spielen“, wie Johannes Schmalzl, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart, laut einer Pressemitteilung des Sozialministeriums sagt. Seiner Meinung nach könnten „die dann sehr wahrscheinlich jährlich notwendigen ein- bis zweimaligen Schutzimpfungen zum großen Teil über die Betriebsärzte erfolgen“.
Den Impfstoff sollen die ModellBetriebe demnächst aus dem Kontingent des Landes jeweils über ein nahe gelegenes Impfzentrum bekommen. Befürchtungen, den örtlichen Impfzentren könnte dadurch womöglich etwas abgezwackt werden, zerstreut das Sozialministerium jedoch: Denn, so ein Sprecher am Montag, die Impfzentren bekämen den für die Pilot-Betriebe vorgesehenen Impfstoff zusätzlich zu den für ihre eigenen Termine erforderlichen Lieferungen. „Man muss“, versichert er weiter, „also nicht befürchten, dass dann weniger Impfstoff im Impfzentrum zur Verfügung steht, nur weil im selben Landkreis auch ein Pilotprojekt liegt.“
Abgesehen davon führte der Sprecher aus, dass die Modell-Unternehmen die ihnen zugewiesenen Impfstoff-Kontingente für die Erstund Zweitimpfung jeweils einmalig erhalten: „Eine weitergehende sowie regelmäßige Belieferung der Pilot-Unternehmen mit Impfstoff durch das Land ist perspektivisch nicht vorgesehen.“