Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Lösungen für die Wohnungskrise
Mieter- und Immobilienverbände fordern 80 000 neue Sozialwohnungen pro Jahr – Baukosten verteuern Neubauten weiter
BERLIN - Alle zwölf Minuten verschwindet in Deutschland eine Sozialwohnung vom Markt. Neue kommen viel zu wenige hinzu. Darüber sind sich Mieter- und Immobilienverbände einig. Von den 300 0000 neuen Wohnungen, die jährlich gebaut werden, ist nicht einmal jede zehnte eine Sozialwohnung. Wenigstens 80 000 müssten es sein. Immer mehr Haushalte könnten ihre Miete nur schwer oder gar nicht mehr bezahlen, warnte der Präsident des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten, auf dem Wohnungsbautag am Donnerstag.
Einig sind sich die Verbände, die sich im Bündnis Wohnungsbau zusammengefunden haben, dass ohne staatliche Förderung keine preisgünstigen Wohnungen mehr gebaut werden. Dafür spricht alleine schon die Entwicklung der Baukosten. Die Baulandpreise sind zwischen 2010 und 2019 um 176 Prozent gestiegen. Im Durchschnitt kostet ein Quadratmeter Neubau derzeit rund 3800 Euro. „Es müssen zusätzliche Baugrundstücke zu bezahlbaren Preisen mobilisiert werden“, fordert Siebenkotten, und Kommunen brauchen ein preislimitiertes Vorkaufsrecht.“Auch ein bundesweiter Mietenstopp steht auf der Wunschliste des Mieterbundes. Der Vorstand des Bundesverbands Freier Wohnungsunternehmen hat eine andere Idee. „Warum kann man nicht sagen, wir verzichten in den nächsten Jahren auf die Mehrwertsteuer“, fragt er sich. Das würde die Baukosten erheblich senken, so die Idee.
Der nächste Kostenschub steht schon ins Haus. Die energetische Gebäudesanierung wird hohe Investitionen, etwa in neue Heizungsanlagen erfordern. Dadurch droht Mietern wie Eigentümern eine weitere Belastung. Den Verbänden zufolge muss auch hier der Staat die Mehrkosten ausgleichen. An Vorschlägen zur Begrenzung der Kosten mangelt es nicht. So fordert das Bündnis beispielsweise eine weniger strenge Regulierung der Bebauungsdichte und der Gebäudehöhe. Auch solle das Umland der Ballungszentren besser erschlossen werden.