Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Stadt Ravensburg richtet Umleitung der Dreier-Busse noch 2021 ein
Pläne für „dauerhaftes Provisorium“vorgestellt – Verwaltung will Altstadtkern langfristig busfrei haben
RAVENSBURG - In Ravensburg wird die Umleitung der Stadtbuslinie 3 durch den Hirschgraben noch im Jahr 2021 eingerichtet. Der Grundsatzbeschluss darüber, dass die Buslinie ab November 2021 dauerhaft um die historische Altstadt herumfahren wird, war bereits im Frühjahr gefallen. Nun stellte die Stadtverwaltung detaillierte Pläne vor, denen der Technische Ausschuss des Gemeinderates in seiner jüngsten Sitzung einhellig zustimmte. Die Busse aus dem Ravensburger Süden werden dann nicht mehr über den Marienplatz fahren. Im Vergleich zur testweisen Umleitung der Linie für zwei Monate im Winter 2019 soll es aber einige Verbesserungen geben.
Rund 200 000 Euro stehen für den vorläufigen Umbau der neuen Busroute zur Verfügung: Die Stadt braucht dafür neue Ampeln, erhöhte Wartebereiche zum barrierefreien Einsteigen in den Bus müssen im Hirschgraben gebaut, Straßenmarkierungen verändert werden. Auch ein Teil des Gehwegs entlang der Hirschgrabenmauer muss gesperrt werden, weil er angesichts des zu erwartenden Busverkehrs zu schmal ist.
Allein 90 000 Euro werden für den Kauf der Ampeln ausgegeben. Die regeln zum Beispiel an der Einfahrt in den Hirschgraben von der Seestraße den Verkehr, weil die Busse nicht überall im Hirschgraben aneinander vorbeifahren können. Auch an der Kreuzung des Hirschgrabens mit der Weinbergstraße werden anders als beim Test Ampeln den Verkehr regeln.
Alles, was für die Umleitung jetzt gebaut wird, bezeichnet die Stadtverwaltung als „dauerhaftes Provisorium“– ein Begriff, der bei den Ausschussmitgliedern für Verwirrung sorgte. Baubürgermeister Dirk Bastin erklärte dazu: „Wir bauen erst ein Provisorium, weil wir noch Erfahrungen sammeln wollen, die sich auf den finalen Plan auswirken können.“Auf die endgültige Lösung habe zum Beispiel auch die Planung eines Radschnellwegs durch Karl-, und Olgastraße einen Einfluss, so Bastin.
Während die Ampeln auch im endgültigen Plan wieder verwendet werden können, müssen die erhöhten Wartebereiche für Busfahrgäste, deren Aufbau laut Plan 50 000 Euro kostet, nach Ende des Provisoriums wieder abgerissen werden.
Mitglieder des Technischen Ausschusses forderten die Stadt auf, trotz vorläufigem Provisorium die Haltestellen mit einem Schutz für die Fahrgäste zu versehen (Grüne) und den Busnutzern die Sinnhaftigkeit der Umleitung zu erklären (SPD). Nach einem Jahr, so die Forderung der FDP, sollten die Verkehrsströme untersucht werden. Der Autoverkehr wird vorerst kleinräumig durch die Rudolfstraße und Olgastraße und großräumig schon ab dem Goetheplatz durch die Ziegelstraße und Zwergerstraße umgeleitet.
Im Zuge der Grundsatzentscheidung für die dauerhafte Umleitung der Linie 3 war von Lesern von schwäbische.de kritisiert worden, dass Busfahren unattraktiver werde, weil Fahrgäste der Linie 3 den zentralen Marienplatz nicht mehr direkt erreichen können. Die Stadt stellte damals in Aussicht, dass in einiger Zukunft auch Kleinbusse auf Anforderung in die Altstadt fahren werden, sodass Menschen, die schlecht zu Fuß oder mit schwerem Gepäck unterwegs sind, trotzdem ohne längere Fußwege ins Zentrum gelangen können.
Langfristig, auch das wurde in der Sitzung des Technischen Ausschusses am Mittwoch klar, stellt sich die Stadt einen verkehrsfreien Altstadtkern vor, in dem auch die Buslinien 1 und 4 nicht mehr unterwegs sind. „Damit stechen Sie in ein Wespennest“, sagte Grünen-Fraktionsvorsitzende Maria Weithmann. Bürgermeister Dirk Bastin ist nach eigenen Angaben bewusst, dass es dazu unterschiedliche politische Positionen gibt und über das Thema in Zukunft noch zu diskutieren sein wird.