Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Towerstars halten nur zwei Drittel mit
Nach der erneuten Niederlage gegen Kassel droht Ravensburg das Aus im Halbfinale
KASSEL - Die Ravensburg Towerstars haben am Freitagabend eine schmerzhafte 3:7-Niederlage beim DEL2-Hauptrundensieger Kassel Huskies kassiert. Zwei Drittel lang hielt die Mannschaft von Trainer Marc Vorderbrüggen sehr gut mit, kämpfte vorbildlich, führte kurzzeitig sogar, musste dann aber fünf Gegentreffer in Folge hinnehmen. „Ich kann eigentlich nur sagen, dass ich sehr stolz bin auf unsere Mannschaft. Wir geben nicht auf und werden es Kassel so schwer wie möglich machen“, sagte Vorderbrüggen. Am Sonntag (17 Uhr) heißt es für die Towerstars in der Play-off-Halbfinalserie somit: Sieg oder Sommerpause.
Als die Towerstars am Mittwoch in eigener Halle den Serienausgleich schafften, hingen neun Trikots von neun Verletzten hinter der Ravensburger Bank. In Kassel kamen am Freitagabend noch einmal zwei dazu. Neben den sowieso schon fehlenden Spielern waren auch Eric Bergen (schriftliches Abitur) und Jonas Langmann (krank) nicht dabei. So waren es nur noch vier Verteidiger und neun Stürmer, die sich den Huskies entgegenstellten. Als Ersatz für Goalie Olafr Schmidt war Timo Röder dabei.
Von Beginn an war deutlich zu sehen, dass die aufstiegswilligen Kasseler sich nach der Niederlage in Ravensburg richtig was vorgenommen hatten. Bereits nach 33 Sekunden landete der Puck hinter Schmidt im Tor. Weil Corey Trivino den Schlittschuh zur Hilfe genommen hatte, wurde der Treffer überprüft – doch es blieb dabei: Die Huskies lagen früh mit 1:0 vorne. Die nächsten Minuten ließen Schlimmstes für die Towerstars befürchten, weil die Nordhessen brutal drückten. Doch die Abwehr und Schmidt verhinderten mit aller Kraft den zweiten Gegentreffer. Nach und nach befreite sich Ravensburg aus der Umklammerung und kam zu eigenen Offensivaktionen. Besonders durch Konter waren die Gäste gefährlich. Einer davon führte zum Ausgleich. Andrew Kozek passte Mathieu Pompei genau in den Schläger – und dieser vollendete die kanadische Kombination direkt ins Kreuzeck zum 1:1 (11.). Jetzt waren die Towerstars endgültig im Spiel. Kassel war deshalb aber nicht weniger gefährlich. Schnell ging es hin und her, die besseren Möglichkeiten hatten die Huskies. Dass es zur ersten Pause ausgeglichen stand, war aber nicht unverdient. „Wir hatten einen guten Start. Es war ein solides erstes Drittel“, sagte Kassels Lukas Laub nach den ersten 20 Minuten bei SpradeTV.
Das zweite Drittel begann genauso aufregend wie das erste: Nach acht Sekunden prallte der Puck schon an den rechten Pfosten des Ravensburger Tors, als Trivino etwas zu genau zielte. Kurz darauf schlug es wieder hinter Schmidt ein. Topscorer Ryan Olsen schloss einen Konter im Alleingang zum 2:1 (22.) für die Huskies ab. Doch wie in Durchgang eins ließen sich die Towerstars nicht unterkriegen. Mit großer Moral, ein bisschen Glück und Entschlossenheit vor dem Tor gelang ihnen wieder der Ausgleich – Joshua Samanski fälschte einen Schuss von Kai Hospelt ins kurze Eck zum 2:2 (28.) ab. Für den 19-Jährigen war es bereits der fünfte Treffer in den Playoffs. Damit zog er teamintern mit John Henrion gleich. Es blieb aber nicht lange dabei. Zwei Powerplays ließen die Towerstars zwar ungenutzt, weil Kassel sehr gut verteidigte. Die dritte Überzahl aber nutzten die Ravensburger – eben durch Henrion,
der zum 2:3 (37.) traf und damit sein sechstes Play-off-Tor erzielte. Die Ernüchterung folgte kurz vor der Pausensirene, als Vincenz Saponari mit einem „Bauerntrick“gegen Schmidt erfolgreich war – 3:3 (40.).
Mit einer spannenderen Ausgangsposition konnte dieses hochklassige und mitreißende Duell nicht ins Schlussdrittel starten. Nach zwei Blitzstarts in den ersten beiden Abschnitten ging es jetzt etwas gemächlicher los. Wesentlich weniger gefährlich waren die Huskies deshalb nicht. Erst traf Lukas Laub nur den Pfosten, dann zielte Joel Keussen eigentlich zu zentral. Doch Schmidt rutschte der Puck durch die Schoner zum 4:3 für Kassel (45.). Und als James Bettauer kurz darauf auf die Strafbank musste, legten die in Überzahl bis dahin in dieser Serie so schwachen Huskies nach: Philippe Cornet traf platziert links unten zum 5:3 (46.). Der Doppelschlag setzte den Towerstars zu. Offensiv gab es nun wenige konstruktive Aktionen, auch ein erneutes Powerplay brachte nicht mehr Sicherheit ins Spiel. Zu allem Überfluss bekam auch noch Pompei eine Scheibe ins Gesicht und musste kurzzeitig raus. Der Kanadier schüttelte sich aber und kehrte zurück. Obwohl so die drei Offensivreihen
vollständig blieben, ging nicht mehr viel nach vorne. Umso mehr klappte es bei Kassel. Sechs Minuten vor dem Ende machte Corey Trivino das 6:3 und sorgte damit für die Vorentscheidung. Als Ryon Moser das 7:3 (55.) nachlegte, war die Sache endgültig erledigt.