Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Die Bilder werden von der Sprache erzeugt
Neue Erzählungen von Monika Taubitz führen unter anderem nach Meersburg und in die USA
Zweiundzwanzig Erzählungen sowie Notizen einer Amerikareise von Küste zu Küste vereint der soeben im Neisse-Verlag Dresden erschienene Band „Tilmanns Frau und andere Erzählungen“von Monika Taubitz. „Eine bunte Mischung aus vielen Jahren“nennt es die Autorin. Sie führt zurück zu Episoden aus ihrer Kindheit in Schlesien, erzählt Humorvolles aus dem Familienkreis, mehr aber Nachdenkliches und Dramatisches aus der Kriegs- und Nachkriegszeit bis zum beschwerlichen Neuanfang der Vertriebenen. Monika Taubitz führt den Leser zugleich auch in ihre Wahlheimat Meersburg, zum Fürstenhäusle der Droste und ebenso zu Sommerfreuden auf ihrer Lieblingsinsel Juist, wo man mit ihr durch Sand und Salzwasser watet und den Traumgebilden der Wolken nachhängt.
Ein Bindeglied zum angefügten Tagebuch einer Amerikareise, die sie in den 1980er-Jahren von New York über Stationen wie Las Vegas, Gran Canyon oder Disneyland bis Hawaii führte. Ein scheinbarer Bruch, eine andere Welt und doch gesehen von der gleichen Autorin, die auch hier weit hinter das Vordergründige blickt, der Geschichte nachspürt und ebenso mit allen Sinnen das Gesehene erleben lässt, so dass man sich mitten in einem Meer von Orchideen oder im Tosen der Niagarafälle wähnt.
Auch ohne Fotografien ist man mittendrin, dazu die Autorin: „Man muss mit der Sprache Bilder erzeugen können, sie muss leisten können, dass man Bilder sieht.“Das gelingt ihr überzeugend. Man sieht Bilder, spürt Atmosphäre, ob sie Naturschönheit beschreibt oder ob sie Einsamkeit und Trauer über verlorene Welten erleben lässt. Man findet ihre Themen wieder, sogar bekannte Passagen, wie aus den Romanen „Leonhards Haus“oder „Abstellgleis“, denn oft habe sie erst eine Geschichte geschrieben, aus der dann ein Roman geworden sei, so Taubitz.