Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Wie soll man Fachpersonal finden?“
Die Situation für die Pflegenden sei immer noch sehr angespannt, berichtet Matthias Schlunke, Betriebsratsvorsitzender am Klinikum Friedrichshafen. Die hauptsächlichen Probleme sieht er im Fachkräftemangel, in der fehlenden Zeit für den einzelnen Patienten, dem hohen Dokumentationsaufwand bei mangelnder Digitalisierung und der Unterfinanzierung der Krankenhäuser. Er wünsche sich Ehrlichkeit, schnelles Handeln und keine leeren Versprechungen von der Politik. Die Einführung der Personaluntergrenzen in der Pflege sei ein Beispiel dafür, wie die Politik an der Realität vorbei entscheide, kritisiert er. Diese Verordnung sei zwar gut gedacht, komme aber mindestens zehn Jahre zu spät. „Wie soll man Fachpersonal finden, wenn der Markt schon seit Jahren leer ist und abgewandertes gut ausgebildetes Pflegepersonal nicht mehr bereit ist, in den Klinikbetrieb zurückzukehren?“Wenn die Untergrenze aufgrund des Personalmangels nicht eingehalten werden könne, „werden wir noch zusätzlich mit Strafzahlungen bestraft – ein Teufelskreis!“. Vor allem die Arbeitsbedingungen in der Pflege und die Vergütung, insbesondere bei Zuschlägen beispielsweise für Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit, müssten dringend verbessert werden. „Es kann doch nicht sein, dass eine Pflegekraft auf Normalstation, die eine zehnstündige Nachtschicht leistet, nur 3,60 Euro Nachtzuschlag pro Stunde bekommt“, so Schlunke. Von der Gesellschaft erhofft er sich dauerhafte Unterstützung bei der Umsetzung dieser Ziele.
Kritisch