Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Keine Diskussion um ethische Verantwortung“
„Schrecklich“, sagt Walter Blum, stellvertretender Personalratsvorsitzender des ZfP Bad Schussenried. Die Kolleginnen und Kollegen seien „wirklich ausgelaugt“. Durch das Tragen von Masken sei die Arbeitssituation sehr erschwert worden. „Dies zusätzlich zur grundsätzlichen Personalknappheit. Verantwortung und Solidarität innerhalb der Stationsteams gehen in der Pflege schon lange so weit, dass trotz Erkrankung gearbeitet wird.“Die Politik des Sparens habe dazu geführt, dass „Pflege“in Teilen nur noch „Verwahrung“sei. „Die Diskussion um ethische Verantwortung, die in diesem Beruf die Hauptrolle spielt, wird nicht geführt – im Gegenteil: Den Pflegenden wird nahegelegt, von ihrem ethischen Anspruch zurückzutreten.“Menschen, die Hilfe benötigen, so Blum weiter, erhalten nur die allernötigste Pflege – keine Beschäftigung, keine Ansprache. „Und das nicht, weil die Pflegenden dies nicht wollen, sondern weil sie aufgrund der personellen Engpässe nicht dazu kommen.“Jetzt unmittelbar im Zusammenhang mit der Pandemie habe der Pflegeberuf an Wertschätzung zwar sicherlich gewonnen. „Allerdings nicht bei denen, die in der Hand haben, die Situation zu verändern, nämlich die Politiker“, bedauert er. „Wenn die Politik für den sozialen Bereich und seine Menschen die gleiche Verantwortung und Sympathie aufbringen würde wie für die Wirtschaft und deren Führungskräfte, hätten wir schon viel gewonnen.“