Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Staatsanwalt sieht kein Fremdverschulden
Nach dem schweren Autounfall am Klinikum wird keine Obduktion der Opfer angeordnet
FRIEDRICHSHAFEN - Im Fall des schweren Unfalls am Klinikum Friedrichshafen vom vergangenen Freitag wird laut der zuständigen Staatsanwaltschaft Ravensburg keine Obduktion der tödlich verunglückten Unfallopfer beantragt, da es keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden gebe. Am vergangenen Freitag war ein Auto mit drei Insassen vor der Notaufnahme gegen eine Mauer gefahren. Der 39-jährige Fahrer verstarb sofort, seine hochschwangere Schwester (31) am darauffolgenden Tag. Das Baby konnte nach einem Notkaiserschnitt gerettet werden. Die 33-jährige Beifahrerin wurde schwer verletzt, ist aber auf dem Weg der Besserung. Sie war mit den Verstorbenen nicht verwandt.
„Zum jetzigen Stand liegen keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden vor“, sagt Staatsanwältin Tanja Kraemer von der Staatsanwaltschaft Ravensburg. Deshalb werde keine Obduktion beantragt. „Wir führen ein Verfahren wegen Verkehrsunfall mit Todesfolge.“Die Staatsanwaltschaft
ermittle nur in der Frage, ob ein Fremdverschulden vorliege. „Wenn das ausgeschlossen wurde, klappen wir das Buch im Normalfall zu“, sagt Kraemer. Dann werde das Verfahren eingestellt. Auch wenn noch viele Fragen offen seien. So könne dann beispielsweise nicht geklärt werden, was wirklich die Todesursache des Fahrers war, der Aufprall oder medizinische Probleme zuvor. „Wir sind Strafverfolgungsbehörde.“Der Unfall sei dramatisch, es gebe aber keine Anzeichen für eine Straftat.
Die Behörden gehen weiter davon aus, dass der Fahrer das Auto aufgrund von gesundheitlichen Problemen beschleunigt hat und damit den Unfall verursacht hat. „Wahrscheinlich unbewusst“, so der Polizeisprecher. Ob der Fahrer einen Herzinfarkt hatte, wie die Familie der Opfer berichtete, kann die Polizei aktuell nicht bestätigen. Das könne nur im Rahmen einer Obduktion festgestellt werden. Die wird es aber voraussichtlich nicht geben. Dem Baby geht es laut Polizei augenscheinlich besser. Es werde weiter in einer Spezialklinik in Ulm behandelt.
Der 31-jährigen Beifahrerin gehe es den Umständen entsprechend besser. „Sie schwebt nicht in Lebensgefahr“, sagt der Polizeisprecher. Die Polizei bestätigte mittlerweile, dass die Frau nicht mit den verstorbenen Personen im Auto verwandt war. Laut der Staatsanwaltschaft wird sie in der Sache vernommen werden. „Dann wird entschieden, wie weiter verfahren wird“, so Tanja Kraemer. Zur Geschwindigkeit, mit der das Auto unterwegs war, kann die Polizei keine Angaben machen. Es wurde laut der Staatsanwaltschaft auch keine Blutuntersuchung angeordnet.
„Ermitteln muss man in alle Richtungen“, erklärt der Polizeisprecher. Grundsätzlich gebe es viele Möglichkeiten, wie so ein Unfall geschehen könne. Die wahrscheinlichste sei aktuell ein gesundheitliches Problem des Fahrers. Auch in Bezug auf die Zeugenaussagen. Demnach war das Auto am Freitag gegen 11.45 Uhr mit hoher Geschwindigkeit und in Schlangenlinien in Richtung Notaufnahme des Klinikums Friedrichshafens
gefahren. Es prallte gegen eine Gebäudewand und schließlich frontal in eine Mauer.
An der Unfallstelle wurden mittlerweile laut dem Klinikum mehrere Blumensträuße abgelegt. Das Klinikum hat ein Spendenkonto für die Hinterbliebenen eingerichtet. Bereits bis Dienstagvormittag sind auf dem Konto 44 Überweisungen eingegangen, es handle sich um Spenden zwischen zehn und 400 Euro, sagt Susann Ganzert, die Sprecherin des Medizin-Campus-Bodensee. Die Anteilnahme der Bevölkerung sei groß.