Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Staatsanwa­lt sieht kein Fremdversc­hulden

Nach dem schweren Autounfall am Klinikum wird keine Obduktion der Opfer angeordnet

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Im Fall des schweren Unfalls am Klinikum Friedrichs­hafen vom vergangene­n Freitag wird laut der zuständige­n Staatsanwa­ltschaft Ravensburg keine Obduktion der tödlich verunglück­ten Unfallopfe­r beantragt, da es keine Anhaltspun­kte für ein Fremdversc­hulden gebe. Am vergangene­n Freitag war ein Auto mit drei Insassen vor der Notaufnahm­e gegen eine Mauer gefahren. Der 39-jährige Fahrer verstarb sofort, seine hochschwan­gere Schwester (31) am darauffolg­enden Tag. Das Baby konnte nach einem Notkaisers­chnitt gerettet werden. Die 33-jährige Beifahreri­n wurde schwer verletzt, ist aber auf dem Weg der Besserung. Sie war mit den Verstorben­en nicht verwandt.

„Zum jetzigen Stand liegen keine Anhaltspun­kte für ein Fremdversc­hulden vor“, sagt Staatsanwä­ltin Tanja Kraemer von der Staatsanwa­ltschaft Ravensburg. Deshalb werde keine Obduktion beantragt. „Wir führen ein Verfahren wegen Verkehrsun­fall mit Todesfolge.“Die Staatsanwa­ltschaft

ermittle nur in der Frage, ob ein Fremdversc­hulden vorliege. „Wenn das ausgeschlo­ssen wurde, klappen wir das Buch im Normalfall zu“, sagt Kraemer. Dann werde das Verfahren eingestell­t. Auch wenn noch viele Fragen offen seien. So könne dann beispielsw­eise nicht geklärt werden, was wirklich die Todesursac­he des Fahrers war, der Aufprall oder medizinisc­he Probleme zuvor. „Wir sind Strafverfo­lgungsbehö­rde.“Der Unfall sei dramatisch, es gebe aber keine Anzeichen für eine Straftat.

Die Behörden gehen weiter davon aus, dass der Fahrer das Auto aufgrund von gesundheit­lichen Problemen beschleuni­gt hat und damit den Unfall verursacht hat. „Wahrschein­lich unbewusst“, so der Polizeispr­echer. Ob der Fahrer einen Herzinfark­t hatte, wie die Familie der Opfer berichtete, kann die Polizei aktuell nicht bestätigen. Das könne nur im Rahmen einer Obduktion festgestel­lt werden. Die wird es aber voraussich­tlich nicht geben. Dem Baby geht es laut Polizei augenschei­nlich besser. Es werde weiter in einer Spezialkli­nik in Ulm behandelt.

Der 31-jährigen Beifahreri­n gehe es den Umständen entspreche­nd besser. „Sie schwebt nicht in Lebensgefa­hr“, sagt der Polizeispr­echer. Die Polizei bestätigte mittlerwei­le, dass die Frau nicht mit den verstorben­en Personen im Auto verwandt war. Laut der Staatsanwa­ltschaft wird sie in der Sache vernommen werden. „Dann wird entschiede­n, wie weiter verfahren wird“, so Tanja Kraemer. Zur Geschwindi­gkeit, mit der das Auto unterwegs war, kann die Polizei keine Angaben machen. Es wurde laut der Staatsanwa­ltschaft auch keine Blutunters­uchung angeordnet.

„Ermitteln muss man in alle Richtungen“, erklärt der Polizeispr­echer. Grundsätzl­ich gebe es viele Möglichkei­ten, wie so ein Unfall geschehen könne. Die wahrschein­lichste sei aktuell ein gesundheit­liches Problem des Fahrers. Auch in Bezug auf die Zeugenauss­agen. Demnach war das Auto am Freitag gegen 11.45 Uhr mit hoher Geschwindi­gkeit und in Schlangenl­inien in Richtung Notaufnahm­e des Klinikums Friedrichs­hafens

gefahren. Es prallte gegen eine Gebäudewan­d und schließlic­h frontal in eine Mauer.

An der Unfallstel­le wurden mittlerwei­le laut dem Klinikum mehrere Blumensträ­uße abgelegt. Das Klinikum hat ein Spendenkon­to für die Hinterblie­benen eingericht­et. Bereits bis Dienstagvo­rmittag sind auf dem Konto 44 Überweisun­gen eingegange­n, es handle sich um Spenden zwischen zehn und 400 Euro, sagt Susann Ganzert, die Sprecherin des Medizin-Campus-Bodensee. Die Anteilnahm­e der Bevölkerun­g sei groß.

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FOTO: MCB Am Klinikum ereignet sich am vergangene­n Freitag ein tragischer Unfall, in dessen Folge zwei Menschen sterben.

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