Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nach Streitigkeiten wird es versöhnlicher
Ravensburg unterstützt Rutenfestkommission – Können Ehemalige 2022 schießen?
RAVENSBURG (bua) - Einstimmig hat der Gemeinderat für die weitere finanzielle Unterstützung der Ravensburger Rutenfestkommission (RFK) votiert – gerade in der für die Veranstalterin so schwierigen Zeit, weil das Heimatfest 2021 erneut ausfallen muss.
Geradezu versöhnlich wirkte die Videositzung des Ravensburger Gemeinderats, zu der auch RFK-Chef Dieter Graf zugeschaltet worden war. Öffentlich ausgetragene Streitigkeiten der jüngsten Vergangenheit (OB Rapp gegen Graf, Graf gegen Stadträtin Engelhardt) blieben zumindest unausgesprochen.
Das Ergebnis: Bis Jahresende erhält die RFK als Veranstalterin des Ravensburger Rutenfests von der Stadt 70 000 Euro, um ihre laufenden Kosten zu decken. Zudem versichert der Gemeinderat, dass im Falle von finanziellen Rückforderungen der Schausteller-Anzahlungen für 2021 die Stadt einspringen wird, um die RFK nicht hängen zu lassen.
„Das Rutenfest würde es ohne die Rutenfestkommission nicht geben“, sagte Oberbürgermeister Daniel Rapp zu Beginn der Debatte. In einer Eilentscheidung ohne Einbeziehen des Gemeinderats habe er 2020 der RFK mit 125 000 Euro an Steuergeldern geholfen, weil der Verein damals kurz vor der Insolvenz stand. In diesem Jahr solle das in geordneter Bahn verlaufen.
Zuletzt hatte es im Ravensburger Stadtparlament teilweise Misstrauen gegenüber der Rutenfestkommission gegeben. Die Fragen: Wofür benötigt der Verein Geld, wenn gar kein Heimatfest stattfinden kann? Welche Rolle spielt Dieter Graf, dem Nähe zur „Querdenker“-Szene nachgesagt wurde? Warum haben die anstehenden RFK-Vorstandswahlen bisher nicht stattgefunden? OB Rapp: „Wir werden mit einem neuen oder bestätigten Vorstand jederzeit zusammenarbeiten.“
Diesbezüglich gab es im Gremium keine widersprüchliche Wortmeldung. Stadtrat Ozan Önder (Grüne) unterstützte den geplanten Zuschuss, fragte aber nach der Höhe der Spenden, die die RFK aktuell erhalten hat. Heike Engelhardt (SPD) betonte, ihre Fraktion habe die Eilentscheidung des Oberbürgermeisters 2020 mitgetragen und werde auch den aktuellen Zuschussantrag der Kommission unterstützen. Rolf Engler (CDU) lobte das Engagement der RFK-Ehrenamtlichen „auch in schlechten Zeiten“, die viel hätten aushalten müssen durch die außerordentliche Kassenprüfung bei dem Verein.
Stadtrat Helmut Grieb (CDU) warb dafür, die Zeit zu nutzen, um strukturelle Neuordnungen bei der Veranstaltung des Ravensburger Heimatfests anzudenken. Nicht zuletzt gehe es dabei um die Kosten.
Die Ausgaben für die Arbeiten des Bauhofs am Rutenfest sind inzwischen enorm hoch, auf der anderen Seite gebe es Einnahmen durch die Verpachtung öffentlicher Plätze für Imbissbuden und Schausteller – wiederum aber auch Kosten für die Reinigung dieser Flächen.
„Das derzeitige System funktioniert, es kommt aber an seine Grenzen“, sagte OB Rapp. Betriebshofkosten für die RFK würden genauso steigen wie die Anforderungen an die Sicherheit in Form des verstärkten Einsatzes von Security-Firmen: „2030 wird das nicht mehr klappen.“Daher greife er Griebs Idee gerne auf, das rutenfestfreie Jahr zu nutzen, um über neue Modelle und Abläufe nachzudenken.
Kommissionschef Dieter Graf versprach „absolute Transparenz“über Einnahmen und Ausgaben der RFK und lud die Lokalpolitiker zur genaueren Betrachtung ins Rutenfesthaus ein. Zum Spendenstand wollte er keine konkreten Aussagen treffen: „Das läuft meist erst Ende Mai, Anfang Juni an.“Die RFK plane auch Aktionen, um Geld einzunehmen, deren Umsetzung sei wegen Corona derzeit aber schwierig.
Überlegungen, aber noch keine Lösungen, gebe es in Bezug auf das Nachholen ausgefallener Schießwettbewerbe. 2020 konnte das Altenschießen der Gymnasiasten nicht stattfinden, in diesem Jahr fällt das Ehemaligenschießen der Realschüler aus. Ob beides 2022 nachgeholt werden kann? Das ist nicht zuletzt aufgrund der Größe der beiden Veranstaltungen eine riesige Herausforderung. Beim letzten Altenschießen meldeten sich 2500 Männer an, beim Ehemaligenschießen waren es 1000.