Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Alles dreht sich um den Piks

- Von Philipp Richter

Inzwischen kennt fast jeder jemanden, der den lang ersehnten und mit Hoffnung aufgeladen­en

Piks bekommen hat – zumindest den ersten. Wahrschein­lich wurde noch nie so viel übers Impfen gesprochen wie derzeit. Die einen haben Glück, weil jemand kurzfristi­g einen Termin abgesagt hat oder Impfstoff übrig war. Die anderen verzweifel­n, weil die Kreisimpfz­entren ständig ausgebucht sind und die freien Termine innerhalb weniger Sekunden vergriffen sind.

Auf der anderen Seite sind die Hausärzte, die großen Hoffnungst­räger in der Pandemie, die ab Montag ohne jegliche Priorisier­ung gegen Covid-19 impfen dürfen. Sie werden derzeit mit Anfragen überrannt. Wer anruft, der kommt nicht durch, weil die Telefone gefühlt dauerbeleg­t sind. Manchmal kann es aber doch schneller gehen als erwartet.

Immerhin kann man jetzt mit ein bisschen mehr Optimismus in die Zukunft

blicken, denn die Impfzahlen verspreche­n Gutes, auch wenn die Vakzine nach wie vor knapp sind. Deutschlan­d liegt in der Impfkampag­ne in den vergangene­n Tagen erstmals über dem Schnitt der Europäisch­en Union, erstmals wurden mehr als 1,3 Millionen Menschen in Deutschlan­d an nur einem Tag geimpft. Und jetzt gibt auch noch die Idee von drei gebürtigen Ravensburg­ern zusätzlich Hoffnung. Die Internetse­ite www.sofort-impfen.de ist eine Impftermin­börse, die Impfwillig­e und Hausarztpr­axen mit übrigem Impfstoff aus der Umgebung zusammenbr­ingt. Man registrier­t sich mit Postleitza­hl und E-Mail-Adresse und kommt dann auf Warteliste­n. Die Seite erlebt jetzt einen Ansturm, kann aber dafür sorgen, dass es noch schneller vorangeht. Ab Montag ist nämlich in ganz Baden-Württember­g die Impfpriori­sierung in Hausarztpr­axen aufgehoben.

Auch die Infektions­zahlen gehen langsam, aber stetig zurück. Im Landkreis

Ravensburg ist die Sieben-TageInzide­nz fünf Werktage hintereina­nder unter der Marke von 150, weswegen in der nächsten Woche der Einzelhand­el per „Click & Meet“wieder öffnen kann. Dann dürften wieder mehr Menschen in den Innenstädt­en des Landkreise­s unterwegs sein.

Der Besucher der Ravensburg­er Altstadt sollte dann aber wissen, dass die öffentlich­e Toilette am Frauentor geschlosse­n haben wird – und zwar für immer. Ein leidiges Thema in Ravensburg, dass immer wieder übers öffentlich­e stille Örtchen diskutiert werden muss. Ein Armutszeug­nis für eine Stadt wie Ravensburg, die sich nicht mal mehr öffentlich­e Toiletten leisten will. Man erinnere sich an die Diskussion um das WC auf der Kuppelnau! Die nette Toilette, bei der Gastronome­n für einen Obolus der Stadt ihre Toiletten Besuchern anbieten, als Alternativ­e? Ein allenfalls nettes Ideechen. Was, wenn die Gastronomi­e geschlosse­n haben sollte? Wie man jetzt weiß, ist dieses Szenario nicht ganz unwahrsche­inlich.

Ein schönes Wochenende!

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