Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Alles dreht sich um den Piks
Inzwischen kennt fast jeder jemanden, der den lang ersehnten und mit Hoffnung aufgeladenen
Piks bekommen hat – zumindest den ersten. Wahrscheinlich wurde noch nie so viel übers Impfen gesprochen wie derzeit. Die einen haben Glück, weil jemand kurzfristig einen Termin abgesagt hat oder Impfstoff übrig war. Die anderen verzweifeln, weil die Kreisimpfzentren ständig ausgebucht sind und die freien Termine innerhalb weniger Sekunden vergriffen sind.
Auf der anderen Seite sind die Hausärzte, die großen Hoffnungsträger in der Pandemie, die ab Montag ohne jegliche Priorisierung gegen Covid-19 impfen dürfen. Sie werden derzeit mit Anfragen überrannt. Wer anruft, der kommt nicht durch, weil die Telefone gefühlt dauerbelegt sind. Manchmal kann es aber doch schneller gehen als erwartet.
Immerhin kann man jetzt mit ein bisschen mehr Optimismus in die Zukunft
blicken, denn die Impfzahlen versprechen Gutes, auch wenn die Vakzine nach wie vor knapp sind. Deutschland liegt in der Impfkampagne in den vergangenen Tagen erstmals über dem Schnitt der Europäischen Union, erstmals wurden mehr als 1,3 Millionen Menschen in Deutschland an nur einem Tag geimpft. Und jetzt gibt auch noch die Idee von drei gebürtigen Ravensburgern zusätzlich Hoffnung. Die Internetseite www.sofort-impfen.de ist eine Impfterminbörse, die Impfwillige und Hausarztpraxen mit übrigem Impfstoff aus der Umgebung zusammenbringt. Man registriert sich mit Postleitzahl und E-Mail-Adresse und kommt dann auf Wartelisten. Die Seite erlebt jetzt einen Ansturm, kann aber dafür sorgen, dass es noch schneller vorangeht. Ab Montag ist nämlich in ganz Baden-Württemberg die Impfpriorisierung in Hausarztpraxen aufgehoben.
Auch die Infektionszahlen gehen langsam, aber stetig zurück. Im Landkreis
Ravensburg ist die Sieben-TageInzidenz fünf Werktage hintereinander unter der Marke von 150, weswegen in der nächsten Woche der Einzelhandel per „Click & Meet“wieder öffnen kann. Dann dürften wieder mehr Menschen in den Innenstädten des Landkreises unterwegs sein.
Der Besucher der Ravensburger Altstadt sollte dann aber wissen, dass die öffentliche Toilette am Frauentor geschlossen haben wird – und zwar für immer. Ein leidiges Thema in Ravensburg, dass immer wieder übers öffentliche stille Örtchen diskutiert werden muss. Ein Armutszeugnis für eine Stadt wie Ravensburg, die sich nicht mal mehr öffentliche Toiletten leisten will. Man erinnere sich an die Diskussion um das WC auf der Kuppelnau! Die nette Toilette, bei der Gastronomen für einen Obolus der Stadt ihre Toiletten Besuchern anbieten, als Alternative? Ein allenfalls nettes Ideechen. Was, wenn die Gastronomie geschlossen haben sollte? Wie man jetzt weiß, ist dieses Szenario nicht ganz unwahrscheinlich.
Ein schönes Wochenende!