Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Aronia, die „Superfrucht“
Welche Wirkung die aus Nordamerika stammende Aronia tatsächlich hat, darüber wird derzeit noch geforscht, gefachsimpelt und gerätselt. Als „Superfrucht“wird sie von den einen für antioxidative, von anderen für gefäßstärkende und von Dritten für virenhemmende
Wirkung gepriesen. Was offenbar auf einen außergewöhnlich hohen Gehalt an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen zurückgeht. Die Verbraucherzentrale bescheinigt Aroniabeeren, dass sie „reich an Anthocyanen und Polyphenolen“seien, „die mit einer Reihe von gesundheitsfördernden Eigenschaften in Verbindung gebracht werden“. Ähnliche Stoffe seien auch in Holunder-, Heideloder Brombeeren enthalten. Ebenfalls von der Verbraucherzentrale stammen die Informationen, dass die letztlich zwei Meter hohen Aronia-Sträucher zur Familie der Rosengewächse gehören. Die sekundären Pflanzenstoffe, wie Flavonoide und phenolische Säure, seien für die rote bis schwarze Färbung der erbsengroßen Früchte verantwortlich, die – neben reichlich Vitamin A, C und K – hohe Gehalte an Eisen, Folsäure und Jod aufweisen.
Zur Legendenbildung taugt die Information, dass die schwarze Apfelbeere von der indianischen Urbevölkerung als wertvolle Nahrung seit Jahrhunderten geschätzt wird. Seit dem 18. Jahrhundert werde sie in Nordamerika kultiviert und habe ihren Weg in die Welt angetreten.
Auf die Forschungen eines russischen Wissenschaftlers soll zurückgehen, dass die Aroniabeere zunächst als natürlicher Farbstoff in der Lebensmittelbranche eingesetzt wurde, ehe das russische Militär ihre Tauglichkeit entdeckte
– und sie zur Verminderung von Strahlenschäden den U-BootBesatzungen zukommen ließ. Gesichert ist, dass Aronia in Osteuropa früh und weit verbreitet war. Der Sprung hin in die östlichen Bundesländer war daher geografisch ein kurzer, während Süddeutschland lange Zeit ein „weißer Fleck“blieb. Das deutsche Ur-Anbaugebiet wird in Sachsen verortet, sodass heute mitunter von Aronia als „die Sachsenbeere“zu lesen ist.
Von der Oberlausitz gelangte sie in die Gegend um Dresden, wo heute jedes Jahr zur Erntezeit AroniaFeste (in Brockwitz) gefeiert werden und es sogar Aronia-Wurst gibt.
ist das Anbaugebiet dort kontinuierlich gewachsen: Mit 80 Hektar sei die größte Aronia-Plantage Westeuropas vom Elberadweg aus bei Coswig zu bestaunen. In der Stadt nahe Dresden ist seit 2010 ein Kompetenzzentrum für Aroniabeeren angesiedelt. Im Vorjahr allerdings gab es ernüchternde Nachrichten: Spätfröste hatten im Mai die gesamte Ernte zunichte gemacht.
Gut 1100 Tonnen Aroniabeeren wurden im Jahr 2016 auf knapp 560 Hektar Fläche geerntet, was gegenüber 2015 einen Zuwachs um 137 Prozent bedeutete. Anno 2019 waren es 826 Hektar Anbaufläche – was die Apfelbeere zur Kultur mit der größten ökologischen Strauchbeerenfläche in Deutschland aufsteigen ließ.
Als Pionier in der Region ist die Familie Waggershauser aus Bad Waldsee ein Begriff. Seit 2009 setzt der Mostbauer aus Ringers auf die Beere, inzwischen auf mehr als zwölf Hektar.