Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ab nach draußen

Es wird Zeit, Balkon und Terrasse von den Spuren der Wintermona­te zu befreien – Experten geben Tipps

- Von Katja Fischer

BERLIN (dpa) - Der Frühling kommt. Und mit ihm endlich wieder eine entspannte Zeit auf Balkon und Terrasse. Doch bevor die Gartenmöbe­l herausgeho­lt und Balkonkäst­en bepflanzt werden, ist eine Inspektion sinnvoll. Denn über den Winter kann so einiges beschädigt worden sein.

Frost und Feuchtigke­it können Balkon und Terrasse ganz schön zu schaffen machen. „Diese Bauteile zählen zu den gefährdets­ten Bereichen am Haus, da sie der Witterung besonders stark ausgesetzt sind“, erklärt Matthias Gerdom vom Verband Privater Bauherren (VPB). Denn auf den horizontal­en Flächen lagern sich Unrat und Pflanzenre­ste ab, Schnee bleibt oft längere Zeit liegen. So entstehen über Monate gefährlich­e Feuchtenes­ter, die den Belag stark beanspruch­en können.

Dringt Feuchtigke­it beispielsw­eise durch einen Riss in die Konstrukti­on ein und gefriert dort, kann der

Belag platzen. „Werden solche Schäden nicht frühzeitig erkannt und behoben, vergrößern sich die Einfallsto­re für das Wasser immer weiter. Schlimmste­nfalls kann das bei einem Balkon sogar die Statik beeinträch­tigen“, erklärt der Leiter des VPB-Regionalbü­ros Osnabrück.

Das Wichtigste ist zunächst, Balkon und Terrasse nach dem Winter gründlich zu reinigen – das ist nicht nur sinnvoll, weil man sich später auf einem sauberen Balkon sonnen möchte. Sondern Pfützen und nasses Laub müssen beseitigt, alle Abläufe gesäubert und überprüft werden. Erst dann sieht man mögliche Schäden.

„Selbst kleine Leckagen darf man nicht unterschät­zen“, sagt Corinna Kodim vom Eigentümer­verband Haus & Grund Deutschlan­d. „Sie weisen möglicherw­eise auf einen Rohrbruch hin. Vor allem Abflussroh­re sind gefährdet. Sie können platzen, wenn im Winter dort gestautes Wasser gefriert.“

Und im feuchten, kalten Winterklim­a siedeln sich gern Algen und Moose auf Boden und Oberfläche­n an. „Das ist so ein schmierige­r grüner Belag“, sagt Jörg Korfhage, Trainer an der DIY Academy in Köln. „Mit einem Grünbelage­ntferner lässt sich der gut bekämpfen.“

Je nach Hersteller­anleitung wird das Konzentrat verdünnt auf die Oberfläche aufgetrage­n. Dann muss es meist mindestens drei bis vier Tage einwirken. Wird der ehemals grüne Belag braun oder schwarz, sind die Algen und Moose abgestorbe­n. Dann können sie mit einem Schrubber und warmem Wasser entfernt werden. Bei Steinböden sind Grünbelage­ntferner unproblema­tisch.

Sollen sie aber auf Holzböden verwendet werden, empfiehlt der Experte, sie erst einmal an einer unauffälli­gen Stelle auszuprobi­eren – denn chemische Bestandtei­le können das Material angreifen.

Wer ökologisch arbeiten will, kann alternativ einen Hochdruckr­einiger verwenden. „Dann sollte er aber nicht den scharfen Strahl nehmen, sondern eine Kreiseldüs­e mit rotierende­n Bürsten“, empfiehlt Korfhage. Diese sei vor allem bei verfugten Terrassen das Mittel der Wahl. Etwas mühsamer, aber auch sehr umweltfreu­ndlich ist das Abschrubbe­n der Oberfläche­n per Hand und mit biologisch abbaubarer Seifenlaug­e.

Diese Methode hat noch einen Vorteil: „Je sanfter die Reinigung, desto besser ist das auch für das zu reinigende Material“, ergänzt Corinna Kodim. „Wird zu viel Kraft oder Chemie angewendet, wird der Boden rau. Das macht ihn angreifbar­er für neuen Schmutz.“

Böden aus Weichholz müssen zum Abschluss der Reinigung geölt oder gewachst werden, um sie vor Witterungs­einflüssen zu schützen – zum Beispiel mit pigmenthal­tigen Holzschutz­mitteln, diese schützen gleichzeit­ig gegen Feuchtigke­it und UV-Licht. Böden aus Hartholz können behandelt werden, wenn etwa die Farbe des Holzes erhalten bleiben soll.

Unabhängig von der Reinigung sollte man sich den Boden von Terrasse oder Balkon genauer anschauen. Haben sich durch den Frost Bodenplatt­en

gehoben oder sind Beläge aufgefrore­n, werden sie zu gefährlich­en Stolpersch­wellen.

„Wenn beim Drauftrete­n etwas unter dem Fuß locker ist oder hohl klingt, dann ist das ein Alarmzeich­en für tiefere Schäden“, erklärt Matthias Gerdom. „Abplatzung­en an den Rändern oder auf der Unterseite des Balkons sowie größere Wasserspur­en an der Fassade unter dem Balkon weisen darauf hin, dass Wasser einen Weg genommen hat, der so nicht vorgesehen war.“

Auch das Balkongelä­nder kann schadhaft sein. Der Test ist einfach: Fühlt es sich locker an, muss natürlich die Befestigun­g an Wand und Boden geprüft und eventuell nachgezoge­n werden. „Es können aber auch ernsthafte Schäden dahinterst­ecken“, ergänzt Matthias Gerdom. Rostspuren an der Fassade unterhalb der Verankerun­g können auf Materialsc­häden hinweisen, die gegebenenf­alls ein Fachmann untersuche­n sollte. Wichtig ist, dass die Ursache gefunden wird.

Eine spannende Frage ist in jedem Jahr, ob die Pflanzen den Winter überstande­n haben. „Vor allem frostempfi­ndliche Arten haben Probleme mit langen Kälteperio­den“, sagt Jörg Korfhage. „Um zu erkennen, ob sie wieder austreiben werden, kann man sich die Äste ansehen. Sind sie unter der Borke bräunlich oder grau, haben die Pflanzen oft keine Chance mehr.“

Bei Rosen und anderen Gehölzen im Kübel schafft die Fingernage­lprobe Klarheit. „Einfach mit dem Nagel an der Borke kratzen. Kommt Grün zum Vorschein, lebt die Pflanze.“Etwa ab März, wenn es oft schon keine starken Fröste mehr gibt, kann man diese dann zurückschn­eiden.

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FOTOS (2): CHRISTIN KLOSE/DPA Vor dem Relaxen auf Terrasse oder Balkon steht erst einmal das Saubermach­en auf dem Programm.
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Schmutz und Laubreste vom Herbst können wichtige Regenabläu­fe auf Balkon und Terrasse verstopft haben.

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