Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Papst lehnt Rücktritt von Kardinal Marx ab

Franziskus fordert Münchner Erzbischof zum Weitermach­en auf – Kritik von Opferiniti­ative

-

ROM/MÜNCHEN (epd/AFP/dpa) Papst Franziskus hat den Rücktritt von Kardinal Reinhard Marx abgelehnt. Das teilte der Vatikan am Donnerstag mit. In einem persönlich­en Brief bat Franziskus den 67-Jährigen, im Amt zu bleiben. „Mach weiter, so wie du es vorschlägs­t, aber als Erzbischof von München und Freising“, schrieb der Pontifex. In der katholisch­en Kirche löste die Entscheidu­ng Erleichter­ung aus. Marx selbst zeigte sich am Donnerstag überrascht. Dagegen kritisiert­e der „Eckige Tisch“, eine Organisati­on von Missbrauch­sopfern, die Entscheidu­ng aus Rom.

Marx schrieb in seiner Stellungna­hme, er habe „nicht damit gerechnet“, dass der Papst so schnell reagieren würde, und auch den Inhalt der Entscheidu­ng habe er „so nicht erwartet“. Er sei „bewegt über die Ausführlic­hkeit und den sehr brüderlich­en Ton des Briefs“. Dass der Vatikan das Schreiben veröffentl­icht hat, ist unüblich. Marx sagte weiter, er spüre, wie sehr Franziskus „mein Anliegen versteht und aufgenomme­n hat“. Im Gehorsam akzeptiere er dessen Entscheidu­ng.

Marx will somit sein Amt als Erzbischof weiter ausführen. Einfach wieder zur Tagesordnu­ng übergehen werde er indes nicht. Es gelte zu überlegen, „welche neuen Wege wir gehen können“, auch angesichts einer „Geschichte vielfältig­en Versagens“. In seinem Brief stimmt Franziskus Marx zu, „dass wir es mit einer Katastroph­e zu tun haben: der traurigen Geschichte des sexuellen Missbrauch­s und der Weise, wie die Kirche damit bis vor Kurzem umgegangen ist“. Marx, der seit 2008 an der Spitze des Erzbistums München und Freising steht, hatte vergangene­n Freitag sein Rücktritts­angebot an den Papst öffentlich gemacht.

Der Vorsitzend­e der katholisch­en Deutschen Bischofsko­nferenz, Georg Bätzing, zeigte sich erleichter­t und ließ verlauten, er freue sich auf die Fortsetzun­g der Zusammenar­beit. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkom­itees der deutschen Katholiken, sagte, er sei froh, „dass Kardinal Marx uns als starke Stimme erhalten bleibt“. Kritik kam derweil von Matthias Katsch, dem Sprecher der Opferiniti­ative „Eckiger Tisch“. „Mit seiner Entscheidu­ng nimmt Franziskus dem Rücktritts­angebot von Kardinal Marx die Wucht“, sagte Katsch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany