Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Staus im Container-Verkehr
Industrie fürchtet um Aufschwung
BERLIN/HAMBURG (dpa) - Die deutsche Industrie sorgt sich angesichts starker Verspätungen in der weltweiten Containerschifffahrt um den Aufschwung nach der Corona-Rezession. „Es muss unbedingt vermieden werden, durch künstliche Engpässe der Transportkapazitäten in den maritimen Lieferketten den Hochlauf der Industrie ins Stottern zu bringen“, heißt es in einem am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Brandbrief an die Bundesregierung. „Die seeverladende Industrie leidet seit Langem unter einer rapiden Verschlechterung der Zuverlässigkeit und Qualität der Transportdienstleistungen im Container-Seeverkehr, insbesondere auf den Strecken zwischen Asien, Nordamerika und Europa.“
Bei Hapag-Lloyd, einer der weltweit wichtigsten Linienreedereien in der Containerschifffahrt, stößt der Vorstoß der Industrieverbände auf wenig Verständnis. „Gemeinsam muss die Industrie – ob Schifffahrt,
Häfen, Inlandtransporteure und Versender – an einem Strang ziehen“, sagte ein Sprecher. Brandbriefe seien nicht das geeignete Mittel, um die Situation zu verbessern.
Konkret ist in dem Schreiben der Industrieverbände die Rede von mangelnder Verfügbarkeit von Containern, fehlenden Transportkapazitäten, unpünktlichen Schiffsankünften sowie Qualitätsdefiziten bei stark ansteigenden Transportkosten. Diese beeinträchtigten die Lieferketten und teilweise auch die Produktionsabläufe. Unterzeichnet ist das Schreiben an die Minister Peter Altmaier (CDU/Wirtschaft) und Andreas Scheuer (CSU/Verkehr) unter anderem vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sowie den Branchenverbänden der Autoindustrie, des Maschinenbaus und der Chemie.
In Branchenkreisen wird indes bestritten, dass es Versäumnisse der Schifffahrtsindustrie gebe. Vielmehr liege eine „Verkettung unglücklicher Umstände“vor – unter anderem ausgelöst durch die Corona-Pandemie.