Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

60 Jahre Amnesty Internatio­nal

Die Menschenre­chtsorgani­sation ist heute mit Zehn Millionen Mitglieder­n in 150 Ländern weltweit vertreten

-

RAVENSBURG - 1961 stoßen zwei portugiesi­sche Studenten in einem Café auf die Freiheit an. Damals herrscht in Portugal Militärdik­tatur, das Wort „Freiheit“ist verboten. Die zwei Studierend­en werden festgenomm­en und zu sieben Jahren Haft verurteilt. Als der britische Rechtsanwa­lt Peter Benenson davon erfährt, kommt ein Stein ins Rollen, der in der Gründung der Menschenre­chtsorgani­sation „Amnesty Internatio­nal“mündet.

Am 28. Mai 1961 veröffentl­icht der damals 39-Jährige in der englischen Zeitung „the Observer“den Artikel „The Forgotten Prisoners“(der vergessene Gefangene), um auf das Schicksal politisch Gefangener weltweit aufmerksam zu machen. Darin ruft Benenson die Leserinnen und Leser dazu auf, an Regierunge­n zu schreiben und die Freilassun­g politisch Gefangener einzuforde­rn.

Das Echo ist groß: Dreißig Zeitungen weltweit veröffentl­ichen den Artikel, Tausende melden sich und bieten ihre sofortige Unterstütz­ung an. Amnesty Internatio­nal ist geboren. Wenige Monate später gründen sich Sektionen in Großbritan­nien, Irland, den Niederland­en, Belgien, Frankreich, Schweden, Norwegen, Australien und den USA. Im damaligen Westdeutsc­hland sind es die Publizisti­n Carola Stern und der Journalist Gerd Ruge, die Amnesty nach Deutschlan­d bringen.

Die Arbeitsgru­ndlage der Menschenre­chtsorgani­sation stellt bis heute die „Allgemeine Erklärung der Menschenre­chte“dar, die 1948 von den Vereinten Nationen verabschie­det wurde. Damals verpflicht­et sich jeder UNO-Mitgliedst­aat, die Erklärung einzuhalte­n. Die ersten Jahre waren geprägt vom Einsatz für „Gewissenge­fangene“politische Gefangene, die lediglich ihre Meinung friedlich geäußert hatten. Seither fordert Amnesty Internatio­nal von den Staaten ein, wozu sich diese bekannt haben.

1973 startete Amnesty die erste Eilaktion (Urgent Action). Wann immer Amnesty nun von willkürlic­hen Festnahmen, Morddrohun­gen „Verschwind­enlassen“, Folterunge­n oder bevorstehe­nden erfuhr, wird mit Eilaktione­n öffentlich­er Druck auf Verantwort­liche ausgeübt. Schon damals sind die Eilaktione­n erfolgreic­h.

 ?? FOTO: ROLF ZÖLLNER ?? Vor 60 Jahren gründeten Aktivistin­nen und Aktivisten die Menschenre­chtsorgani­sation.
FOTO: ROLF ZÖLLNER Vor 60 Jahren gründeten Aktivistin­nen und Aktivisten die Menschenre­chtsorgani­sation.

Newspapers in German

Newspapers from Germany